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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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hier und rede ein wenig mit Mrs – ach, wissen Sie, es ist zwar unhöflich von mir, aber jetzt habe ich doch schon wieder Ihren Namen vergessen. Mein Gedächtnis ist fürchterlich.«
    »Ich heiße Hudson«, sagte die Vermieterin.
    Sie starrte Mrs Clair immer noch an, die jetzt sicher war, dass ihr das schwarze Kostüm auffiel und sie sich fragte, ob sie wohl neunundfünfzig war und ihre Tochter zweiunddreißig.
    »Herrlich, wie lange der Sommer anhält, nicht wahr?«, sagte Mrs Clair tapfer.
    »Ja, wirklich«, erwiderte Mrs Hudson und fügte plötzlich hinzu: »Wie ist es denn in Reading?«
    »Oh, ganz furchtbar«, sagte Mrs Clair. »Die ... die Keksfabriken machen einen solchen Lärm.«
    »Hm, ja, kann ich mir denken«, meinte Mrs Hudson.
    Marjorie kam die Treppe wieder herunter. Mrs Clair warf ihr einen raschen Blick zu. Vielleicht konnte man sich ja daraufverlassen, dass sie überzeugend log. Aber sie musste es ohnehin darauf ankommen lassen.
    »Hast du es, Liebes?«, fragte sie mütterlich.
    »Ja, in meiner Handtasche«, antwortete Marjorie kühn. Diese Lüge hatte sie sich ausgedacht, als sie oben allein in ihrem Zimmer war; und den ganzen Weg hinunter hatte sie sich innerlich gewappnet, um sie auch auszusprechen.
    »Sehr schön«, sagte Mrs Clair. »Nun, dann machen wir uns jetzt wieder auf den Weg. Um halb eins sind wir zurück, Mrs Hudson.«
    »Schon recht«, erwiderte Mrs Hudson, und sie traten wieder hinaus in die Freiheit der Straße – eine Freiheit, die vergiftet war durch die Möglichkeit, dass sie auf Mrs Posket treffen könnten.
    »Wir werden auf keinen Fall dorthin zurückkehren«, sagte Mrs Clair entschieden. »Ein Jammer, dass wir all die Sachen zurücklassen müssen, die wir gerade erst gekauft haben.«
    »Aber was sollen wir nur tun, Mutter?«
    »Wir können nicht dorthin zurückkehren.« Mrs Clair ignorierte die Frage. »Sie hegt einen Verdacht.«
    »Oh, Mutter.«
    »Ja, das tut sie. Das konnte ich sehen. Sobald sie fünf Minuten Zeit hat, wird sie es der Polizei erzählen, und die wird dann um halb eins auf uns warten. Jetzt ist es elf«, sagte Mrs Clair, die auf eine Straßenuhr sah. »Gehen wir dort entlang, wo die Straßen ruhiger sind.«
    Und wo die Möglichkeit, auf Mrs Posket zu treffen, geringer war, lautete der unausgesprochene Zusatz. Mrs Clair ging flinken Schritts voran. Sie empfand offenbar keine Spur der Erschöpfung von gestern und vorgestern. Marjorie dagegen war bereits angespannt und müde. Und sie war auch ganz unvorbereitet auf die Entscheidung, die ihre Mutter ihr nun mitteilte.
    »Du fährst zurück nach London, Liebes«, sagte Mrs Clair. »Und ich werde dich nicht begleiten. Wir müssen uns trennen.«
    »Mutter! Was meinst du denn damit?«
    »Ich meine genau das, was ich sage, Liebes.«
    Mrs Clair hatte die Entscheidung ganz rasch getroffen. Es war eindeutig viel zu unsicher, wenn sie zusammenblieben; und kurz vor Verlassen der Pension hatte Marjorie auf gute Art eine gute Lüge erzählt, was bewies, dass sie auch auf sich allein gestellt sicher sein würde – außerdem hatte Mrs Clair nie etwas davon gehalten, Kinder zu verhätscheln. Sobald Marjorie gezwungen war, für sich selbst zu denken und zu handeln, würde sie sich vermutlich sofort wieder von dieser vollkommen kindlichen Abhängigkeit von ihrer Mutter erholen, die sie zuletzt gezeigt hatte.
    »Aber warum denn nur, Mutter? Warum müssen wir uns trennen?«
    »Weil alle nach zwei gemeinsam reisenden Frauen suchen. Sie können uns ganz leicht erkennen. Sieh dir Mrs Hudson an. Wenn wir uns trennen, wird es viel schwieriger für sie. Dann kriegen sie uns nie. Es ist das Beste, was wir tun können – und auch das Einzige.«
    »Vermutlich«, stimmte Marjorie zweifelnd zu. Die Wahrheit dessen, was ihre Mutter sagte, leuchtete ihrem müden Geist ein. »Aber warum soll ich nach London zurückfahren?«
    »London ist der sicherste Ort für dich, Liebes. Überall sonst kannst du Leute treffen, die du kennst. Aber nicht, wenn du ans andere Ende von London gehst. Nach Ealing, zum Beispiel, oder nach Acton, oder hinaus ans andere Ende, Hornsey, nicht wahr?«
    Es lag eine tiefe Wahrheit in dem, was ihre Mutter da sagte. Die entgegengesetzten Ecken des Großraums Londonwaren quasi weiter voneinander entfernt als Orte, die fünfzig Meilen weit weg lagen. Die Wahrscheinlichkeit, von den mehreren Dutzend Leuten, die Marjorie vom Sehen kannte und die alle im Südosten Londons wohnten, irgendeinen in den Seitenstraßen von Acton

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