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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Herzklopfen, Magenschmerzen und Magen-Darm-Problemen bis dahin, dass Ekel und Scham das weitere Leben der Opfer maßgeblich bestimmten. Von all dem erzählte Andrea Max, während sie da nebeneinander auf dem Fußboden im Atelier saßen. Und Max hörte schweigend zu. Als Andrea ihre Ausführungen beendet hatte, schüttelte er lächelnd den Kopf.
    „Ich glaube nicht, dass Silke vergewaltigt worden ist.“
    „Was macht dich da so sicher?“
    „Sie hatte keines dieser Symptome.“
    Er drehte sich herum und griff mit beiden Händen nach Andreas Oberarmen, lächelte noch immer. Ihm schien wirklich ein Stein vom Herzen gefallen zu sein.
    „Sie hatte keine Angst und auch keine Konzentrationsschwächen. Ihrem Magen ging es gut und im Bett war sie genauso leidenschaftlich wie immer. Sie liebte es, wenn ich sie fesselte, genauso, wie wenn ich mich von ihr verführen ließ. Da war kein Unterschied zu früher. Sie schlief gerne mit mir, konnte in manchen Nächten gar nicht genug bekommen.“
    Fast war Andrea enttäuscht darüber, wie schnell es Max gelungen war, ihre vorsichtig und langsam aufgebaute Theorie über den Haufen zu werfen. Sie ärgerte sich darüber. Vielleicht war ja auch ein Mann einfach zu unsensibel, um Anzeichen sexuellen Missbrauchs zu bemerken. Es gab Männer, denen erst nach dem Rauswurf aus der gemeinsamen Wohnung bewusstwurde, dass in ihrer Beziehung irgendwas nicht stimmte. Vielleicht war Max einer von ihnen. Er hatte mit Silke weiterhin geschlafen, ohne zu merken, dass der Körper ihrer Freundin eine andere Sprache sprach als ihr Mund. Und Silke hatte Max etwas vorgespielt, aus Angst, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie hatte diesen Freudenspender schon einmal verloren und ein zweites Mal wollte sie sich sicherlich nicht von ihm trennen.
    Trotzdem fragte sie neugierig: „Womit hast du sie gefesselt?“
    „Mit Handschellen. Die hatte Silke in so einem Sexshop besorgt. Sie hat überhaupt immer wieder so Spielzeug angeschleppt.“ Die Erinnerung daran ließ ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen huschen.
    Andreas Herz klopfte. Handschellen.
    Remo Bauer erschien vor ihrem inneren Auge. Er trug Shorts und war an ihr Bett gefesselt. Sie musste unbedingt nach diesen Dingern suchen. Nur wo? In der Wohnung waren sie jedenfalls nicht. Ob die Polizei sie bereits gefunden hatte? Sie konnte nicht mit Bestimmtheit behaupten, dass sie auf der Liste standen, die sie unterschrieben hatte. Oder doch und sie konnte sich nur nicht mehr daran erinnern? Vielleicht hatten sich Remo Bauer und seine Kollegen im Büro darüber lustig gemacht? Sie verwarf den Gedanken ebenso schnell wie er gekommen war.
    Max schaute auf die Uhr. „Ich glaub, ich hab für heute genug. Brauchst du mich noch?“
    Andrea schüttelte den Kopf.
    „Gibst du mir Bescheid, wenn du etwas Wichtiges herausgefunden hast?“
    Andrea sah ihn pikiert an. „Heißt das, du wirst mir nicht helfen, den Mörder von Silke zu finden?“
    „Natürlich möchte ich wissen, wer Silke umgebracht hat. Nenn mich von mir aus feige. Aber ich finde, wir sollten nicht auf eigene Faust ermitteln. Andrea, wir sind keine Polizisten.“
    Sie wischte seine Argumente mit einer schnellen Handbewegung zur Seite. „Aber ihre Freunde … Wir waren ihre besten Freunde, Max.“
    „Mach mir verdammt noch mal kein schlechtes Gewissen. Ich hab so schon genug damit zu kämpfen, dass Silke tot ist. Scheiße … ich hab diese Frau geliebt. Ich wollte sie einmal heiraten. Schon vergessen? Aber ich hab verdammt noch einmal Angst, etwas zu finden, was ich eigentlich nicht finden will. Was, wenn sie tatsächlich Drogen genommen hat, hinter meinem Rücken mit irgendwelchen Junkies ins Bett gestiegen ist. Was, wenn wir rausfinden, dass sie kein Junkie war und qualvoll sterben musste … und wir ihr nicht helfen konnten. Was, wenn sie in ihrer Todesangst unsere Namen geschrien hat? Was ist dann? Kannst du damit leben?“ Er machte eine kurze Pause. „Ich will sie einfach so in Erinnerung behalten, wie sie für mich war. Unkompliziert, fröhlich und eine wahre Schönheit.“
    Ein ängstlicher Ausdruck lag in seinen Augen.
    Andrea hätte ihn am liebsten an den Schultern gepackt und ihn fest geschüttelt, tat es aber nicht. Stattdessen blieb sie ganz ruhig sitzen und sagte: „Das versteh ich.“ Und das war nicht einmal gelogen. Sie verstand tatsächlich seine Angst, etwas zu finden, das ihre Freundin in ein gänzlich anderes Licht stellte. Etwas, das ihre Besorgnis und Verzweiflung

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