Toedliche Traeume
worum man sich kümmern muss«, sagte Royd. »Ich glaube nicht, dass Devlin noch jemanden bei sich hatte, der arbeitet lieber allein. Aber ich komme mit.«
MacDuff zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen.« Er drehte sich um und ging, gefolgt von seinen Männern, den Hügel hoch.
Jock rührte sich nicht. »Nichts, worum man sich kümmern muss?«, wiederholte er.
»Das war falsch ausgedrückt«, sagte Royd. »Bei Devlin gibt es immer was, worum man sich kümmern muss.«
»Und zwar?«
Gott, war ihm schwindlig, dachte Royd, als er sich in Bewegung setzte. »Ums Aufräumen.«
Sophie legte auf. Zum Teufel mit Royd. Das hatte ihr noch gefehlt. Irgendwas ging da vor, und sie ließ man im Un–
»Mom.«
Sie zuckte zusammen. Nicht an Royd denken. Im Moment hatte sie andere Sorgen.
»Ich komme.« Sie legte das Handy auf den Tisch und ging zu Michaels Bett. »Es war nichts. Royd wollte nur wissen, wie es uns geht.« Sie schlüpfte unter die Decke und zog Michael an sich. »Er hat sich nach dir erkundigt.«
»Es geht mir gut.«
Es ging ihm gar nicht gut. Er war genauso schockiert über die Nachricht, wie sie es erwartet hatte. »Das hab ich ihm auch gesagt.«
Er schwieg eine Weile. »Warum?«, flüsterte Michael, dem die Tränen über die Wangen liefen. »Warum Dad, Mom?«
»Ich hab’s dir doch gesagt.« Sophie hatte Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, es hat etwas mit dem zu tun, weswegen du jetzt hier bist. Ich hätte nie gedacht, dass es deinen Vater in Mitleidenschaft ziehen könnte. Aber wenn du mir die Schuld gibst, kann ich es dir nicht verübeln.«
»Die Schuld?« Er vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter. »Du versuchst doch nur, den Bösen das Handwerk zu legen. Die sind schuld.« Er klammerte sich an sie. »Ich hatte ihn lieb, Mom.«
»Das weiß ich doch.«
»Ich hab so ein … schlechtes Gewissen, weil ich manchmal so wütend auf ihn war.«
»Du warst wütend auf ihn?« Sie streichelte ihm übers Haar. »Warum denn?«
»Er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass … als wollte er mich nicht bei sich haben.«
»Natürlich wollte er dich bei sich haben.«
Michael schüttelte den Kopf. »Ich war ihm lästig. Ich glaube, er hat mich für … verrückt gehalten.«
»Das stimmt nicht.« Aber bei seiner Sensibilität war Michael natürlich nicht entgangen, was Dave empfunden hatte. »Und es war nicht deine Schuld.«
»Ich war ihm lästig«, wiederholte er.
»Hör zu, Michael. Wenn ein Mann und eine Frau ein Kind haben, dann müssen sie zu ihm stehen und es beschützen, egal, wie schwierig es wird. Das ist ihre Pflicht. Das ist es, was eine Familie ausmacht. Du gibst dir alle Mühe, mit deinem Problem zurechtzukommen, und dein Dad hätte für dich da sein müssen. Er hätte allen Grund gehabt, sich Vorwürfe zu machen, aber nicht du.« Sie zog ihn fester an sich. »Und jetzt hör auf, dir Gewissensbisse zu machen. Denk lieber an das Schöne, das du mit ihm erlebt hast. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er dir mal dieses große Spielzeugauto mitgebracht hat und wie ihr beide den ganzen Tag damit gespielt habt. Kannst du dich noch an den Tag erinnern, Michael?«
»Ja.« Erneut flossen Tränen. »Glaubst du wirklich, dass ich keine Last für ihn war?«
»Ja, davon bin ich fest überzeugt. Wenn jemand stirbt, dann fragt man sich immer als Erstes, ob man immer gut genug zu ihm gewesen ist.« Ihr wurde bewusst, dass Royd ihr am Morgen dasselbe gesagt hatte. »Also, du warst gut genug zu ihm, das versichere ich dir.«
»Wirklich?«
»Wirklich.« Es war eine seltsame Welt, dachte Sophie müde. In der vergangenen Nacht hatte sie in Royds Armen gelegen und sich von ihm trösten lassen, und jetzt lag sie hier und hielt ihren Sohn in den Armen, um ihn zu trösten. Es war wie ein endloser Kreislauf. Gott, sie wünschte sich so sehr, dass niemand mehr diese Art Trost bräuchte. »Versuchst du jetzt zu schlafen? Ich gehe nicht fort, das verspreche ich dir.«
»Du musst nicht bleiben.« Aber er drückte sich noch fester an sie. »Ich bin schließlich kein Baby. Und ich will nicht deine Pflicht sein, wie ich Dads Pflicht war.«
Verdammt, sie hatte sich falsch ausgedrückt. »Pflicht ist nichts Schlimmes. Wenn man sie jemandem gegenüber empfindet, den man liebt, ist sie sogar eine Freude.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist mir immer eine Freude, Michael. Du bist mein Augenstern. Daran darfst du niemals zweifeln …«
Überall Blut. Auf dem
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