Tödlicher Champagner (German Edition)
eines von Sweeneys Kochbüchern hervor, während Barbara Streisand im Radio einen Broadway-Song brachte.
Pandora hatte schon zwei Arbeitsflächen vollgeräumt, und ihre Hände waren dick bemehlt, als das Telefon klingelte. Sie benutzte ein Abtrockentuch, um den Hörer von dem Apparat in der Küche zu nehmen.
„Hallo.“
„Pandora McVie?“
„Ja.“
„Hören Sie gut zu.“
„Können Sie lauter sprechen?“, rief sie. „Ich kann Sie nicht sehr gut hören.“
„Ich muss Sie warnen, und es ist nur wenig Zeit. Sie sind in Gefahr. Sie sind nicht sicher in diesem Haus, nicht allein.“
Das Kochbuch entglitt ihren Händen und fiel auf den Fußboden. „Was? Wer spricht da?“
„Hören Sie nur zu! Sie sind allein, weil das so arrangiert wurde. Heute Nacht wird jemand versuchen, bei Ihnen einzubrechen.“
„Wer?“ Sie entdeckte in der Stimme keine Bösartigkeit, nur Nervosität. Sie war fast sicher, dass ein Mann am Telefon war, was aber bei dem heiseren Flüstern schwer herauszuhören war. „Wenn Sie versuchen, mir Angst einzujagen …“
„Ich will Sie warnen. Als ich herausfand …“ Die Stimme zögerte. „Ihr hättet den Champagner nicht schicken sollen. Ich mag es nicht, was vor sich geht, aber ich werde es nicht aufhalten. Niemandem sollte etwas passieren, verstehen Sie? Aber ich habe Angst davor, was als Nächstes passieren könnte.“
Pandora fühlte Furcht in sich aufsteigen. Außerhalb der Küchenfenster war es pechschwarz. Sie war allein in dem Haus mit zwei alten, kranken Angestellten. „Sagen Sie mir, wer Sie sind! Helfen Sie mir, dieser Sache ein Ende zu machen!“
„Ich riskiere schon alles mit dieser Warnung. Sie verstehen mich nicht. Verschwinden Sie bloß aus diesem Haus!“
Das ist ein Trick, sagte Pandora sich, ein Trick, damit ich das Haus verlasse. Sie straffte ihre Schultern, aber ihr Blick glitt von einem Fenster zum anderen. „Ich verlasse das Haus nicht. Wenn Sie helfen wollen, sagen Sie mir, vor wem ich mich fürchten sollte.“
„Verschwinden Sie bloß“, wiederholte die Stimme, bevor die Leitung tot war.
Pandora hielt den stummen Hörer noch eine Weile in der Hand. Das Öl in der Pfanne hatte zu brutzeln begonnen, das Radio gab Broadway-Musik von sich. Pandora beobachtete die Fenster, lauschte und legte auf. Es ist ein Trick, sagte sie sich. Sie wollte sich nicht von einer bebenden Stimme verscheuchen lassen.
Außerdem hatte Michael schon die Polizei gerufen. Beim ersten Anzeichen von Ärger brauchte sie nur zum Telefon zu greifen.
Ihre Hände waren nicht ganz ruhig, als sie sich wieder mit Feuereifer auf das Kochen stürzte. Sie fand, dass ein kleines Glas Wein zur Arbeit eine ausgezeichnete Idee war. Sie schenkte sich gerade ein, als Bruno in die Küche raste und um ihre Beine tänzelte.
„Bruno.“ Pandora kauerte sich hin und drückte den Hund an sich. Er fühlte sich warm und fest an. „Bin ich froh, dass du hier bist“, murmelte sie. Und einen Moment lang erlaubte sie sich, Michael verzweifelt herbeizusehnen.
Bruno leckte ihr Gesicht, machte ein paar tapsige Sprünge zu dem Küchenschrank und jagte dann zur Tür, sprang dagegen und bellte.
„Jetzt?“, fragte Pandora. „Vermutlich kannst du nicht bis zum Morgen warten.“
Bruno jagte zu Pandora zurück, umkreiste sie und jagte wieder zur Tür. Nach dem dritten Mal gab sie nach. Der Anruf war nur ein Trick, noch dazu ein plumper. Außerdem könnte es nicht schaden, sich draußen umzusehen.
Sobald sie die Tür öffnete, stürzte Bruno hinaus und purzelte in den Schnee. Er schnüffelte eifrig herum, während Pandora frierend in der offenen Tür stand und ihre Augen anstrengte, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Musik und Kochgerüche drangen ins Freie.
Da war nichts. Sie schlang die Arme gegen die Kälte um sich und fand, dass sie auch gar nichts erwartet hatte. Es schneite nicht mehr.Die Sterne schienen hell. In den Wäldern war es still. Es war eine ganz normale Nacht auf dem Land. Pandora sog tief die Winterluft ein und wollte den Hund zurückrufen, als sie beide gleichzeitig die Bewegung am Waldrand sahen.
Nur schattenhaft löste sich eine menschliche Gestalt von den Bäumen. Ehe Pandora reagieren konnte, begann Bruno zu bellen und durch den Schnee zu jagen.
„Nein, Bruno! Komm zurück!“ Ohne nachzudenken, griff Pandora nach einem alten Mantel, der neben der Tür hing, und warf ihn sich über. Dann packte sie aber doch eine schwere gusseiserne Stielpfanne, bevor sie ihrem Hund
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