Tödlicher Ruhm
diese ganze Mordgeschichte damit doch beendet, oder nicht? Ihr müsst das Spiel jetzt nur noch zu Ende aussitzen.«
»Niemals«, sagte Dervla. »Ich will hier raus.«
»Ich auch«, sagte Jazz, der noch immer zitterte.
Die anderen stimmten zu. Sie hatten alle die Nase voll.
Am Ende rückte Geraldine mit einem Ansporn heraus, den sie im Notfall auch schon sehr viel früher eingesetzt hätte. »Ich sag euch, was ich tue: Ich komme bei dieser Sache ganz gut weg, das will ich nicht bestreiten, und es gibt keinen Grund, weshalb ihr nicht auch davon profitieren solltet. Wie wäre es damit? Der Preis steht momentan bei einer halben Million Pfund. Wie wäre es, wenn wir ihn verdoppeln und auch den anderen vier einen Batzen zukommen lassen... sagen wir, hundert Riesen für den nächsten, der geht, zweihundert für den übernächsten, dreihundert für den dritten und vierhun... nein, eine halbe Million für den Zweitplatzierten? Wie wäre es damit? Keine schlechte Kohle dafür, dass ihr nur noch ein paar Wochen auf eurem Arsch rumsitzen müsst, oder? Wenn ihr euch jetzt darauf einlasst, macht jeder von euch Minimum hundert Riesen.«
Nach diesem Angebot war der Fall mehr oder weniger klar. Die Aussicht darauf, reich und berühmt zu werden, war allen Angebot genug.
»Nur eins noch«, sagte Dervla. »Sollte die Polizei draußen jemanden verhaften — Sie wissen schon, David oder sonst wen — , müssen Sie es uns sagen, okay? Es kann nicht angehen, dass wir als Einzige im ganzen Land nichts davon wissen.«
»Gut, meinetwegen, versprochen«, bestätigte Geraldine, während sie im Stillen dachte, dass sie sich das noch einmal würde überlegen müssen.
43. Tag 9:00 Uhr
Am Morgen nach Sallys Selbstmordversuch sah sich Coleridge zum ersten Mal gezwungen zuzulassen, dass eine offizielle Erklärung veröffentlicht wurde, was er bisher nie als Teil seiner polizeilichen Pflichten betrachtet hatte. Aber Sally war außer Gefahr, und die Weltpresse wollte wissen, ob die Polizei sie verhaften würde.
»Nein«, las Coleridge umständlich von seinen vorbereiteten Notizen ab, »es bestehen keinerlei Pläne, Miss Sally Copple wegen des Mordes an Miss Kelly Simpson zu verhaften. Und zwar aus dem einfachen Grunde, dass es absolut keinen Beweis gibt, der gegen sie spräche. Ihre eigenen Aussagen hinsichtlich ihrer erblich bedingten Disposition zum Mord und der Sorge, sie könne es getan haben, während sie sich in einem tranceartigen Zustand befand, bieten nicht ausreichend Anlass für eine Verhaftung. Die Ermittlungen dauern an. Danke und guten Tag.«
Nachdem er sich wieder ins Gebäude zurückgezogen hatte, gesellten sich Hooper und Trisha zu ihm.
»Und was glauben Sie jetzt, Sir?«, fragte Hooper. »Ich meine, ich weiß, dass wir keine Beweise haben, aber glauben Sie, Sally hat es getan?«
»Ich nicht«, sagte Trisha eilig, woraufhin Hooper und Coleridge sie fragend ansahen.
»Ich glaube selbst nicht, dass sie es getan hat, Patricia«, sagte Coleridge. »Aber ich glaube auch keineswegs, dass sie es nicht getan hat.«
Natürlich war selbst Coleridge auf seine ganz eigene Weise ein Wichtigtuer und genoss die verwirrten Blicke, die dieses kleine Paradoxon nach sich zog. »Ich weiß, dass sie es nicht getan hat«, sagte er. »Der Mörder befindet sich zweifelsohne nach wie vor im Haus.«
43. Tag 16:40 Uhr
Als Coleridge begann, Geraldines »Badezimmerbänder« durchzusehen — sprich, die pralle Sammlung nackter Haut, die sie sich für ein XXX-Weihnachtsvideo aufsparte — , kam Dervlas kleines Geheimnis Stück für Stück ans Licht.
»Scheinbar putzt sie sich nur einfach gern die Zähne«, meinte Coleridge.
Geraldine hatte eine ganze Menge Material zu Dervlas Zahnhygiene aufbewahrt, da sich die sonst so stille, reservierte Dervla in diesem Moment mehr als zu jeder anderen Tageszeit sexy und kokett gab. Nicht nur weil sie entweder Unterwäsche, ein nasses T-Shirt oder ein Handtuch trug, wenn sie geduscht hatte, sondern auch, weil sie, besonders in den ersten Wochen, vor dem Spiegel so fröhlich und ausgelassen wirkte, lächelte und sich zuzwinkerte. Fast war es, als flirtete sie mit sich selbst.
»Wenn sie sich abends die Zähne putzt, tut sie es nicht«, meinte Coleridge.
»Na ja, vielleicht ist sie eher ein Morgenmensch«, sagte Hooper. »Na und? Sie ist nicht das erste Mädchen, das sein eigenes Spiegelbild anlächelt.«
Coleridge stellte einen zweiten Videorecorder an: ein neues, ziemlich kompliziertes Gerät, das er bisher
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