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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Pferdeschwanz in Gummistiefeln und Barbour-Jacke, das mit Blut im Haar auf dem alten Kopfsteinpflaster des Bauernhofes lag, während der hässliche, brutale, gepiercte Punk mit seinen großen Stahlkappenstiefeln auf es eintrat. Es war ein Desaster für die Öffentlichkeitsarbeit der radikalen Tierschützer, zumal die Fünfzehnjährige ein hundenärrisches, fuchsvernarrtes Mitglied des Königlichen Tierschutzbundes war und regelmäßig Unterschriftenlisten zur Einführung weniger grausamer Jagdmethoden organisierte.
    Woggle hatte Geraldine den Zeitungsausschnitt am letzten Abend gezeigt, bevor er mit den anderen ins Haus einziehen sollte. Er hatte sich so gefreut, dass er ausgewählt worden war, und hatte Peeping Tom aus Angst nichts von seiner Vergangenheit erzählt. Er freute sich auf Hausarrest, nicht zuletzt weil es ihm Vollpension und ein Dach über dem Kopf garantierte — eine ziemlich verlockende Aussicht, nachdem er monatelang in einem Tunnel gehaust hatte. Kurz davor allerdings machte er sich doch Sorgen, aufgrund seiner traurigen Berühmtheit möglicherweise als der Mann auf diesem Bild wiedererkannt und verhaftet zu werden.
    »Und wieso zeigst du mir das alles gerade jetzt, Woggle?«, hatte Geraldine gefragt.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, wenn Sie es vielleicht wissen und irgendjemand sagt was, könnten Sie sagen, Sie hätten sich darum gekümmert, und ich bin das gar nicht, sondern irgendein anderer Typ mit Spinnentattoo.«
    Wie alle anderen Bewohner hatte auch Woggle auf Peeping Toms Beteuerungen gebaut, dem Wohlergehen der Kandidaten gelte die vordringliche Sorge, sodass er allen Ernstes glaubte, Geraldine sei bereit, Presse und Polizei in seinem Sinne zu belügen. In Wahrheit galt ihre einzige Sorge — als sie sich mit Woggles Geständnis konfrontiert sah — der Frage, ob sie damit davonkommen konnte, wenn sie jemanden, der wegen schwerer Körperverletzung gesucht wurde, in eine derart hochkomprimierte, abgeschlossene Umgebung aufnahm.
    Am Ende hatte sie beschlossen, es zu riskieren. Es war nur eine Rauferei bei einer Protestaktion radikaler Tierschützer gewesen, und Woggle sah trotz allem wie ein friedlicher Althippie aus. Außerdem blieben ihr nur noch vier Stunden bis zum Beginn der Staffel, und Woggle hatte das Potenzial für wirklich großes Fernsehen, sodass sie es einfach nicht übers Herz brachte, ihn aufzugeben.
    »Wir können immer noch abstreiten, dass wir etwas davon wissen, falls der Pisser verrückt spielt und jemandem eine reinhaut, nur weil der ein Schinkensandwich isst«, sagte Geraldine zu Bob Fogarty. »Ich meine, Presse und Polizei haben ihn damals nicht erwischt. Wieso sollten sie ihn also jetzt erkennen?«
    Also hatte Geraldine die alten Zeitungsausschnitte in einer Schublade aufbewahrt und nicht mehr daran gedacht — bis zum fünfzehnten Tag, als sich Peeping Tom in einer Situation wieder fand, in der man, wie sie es auf dem Notfall-Planungs-Meeting in den frühen Morgenstunden formulierte, »den Pisser auf schnellstem Wege vor die Tür setzen« musste.

    Es dauerte nicht lange, bis Woggles Foto wieder bei Peeping Tom Productions auftauchte. Geraldine hatte es der Polizei um 9:15 Uhr mit einem Begleitschreiben zugesandt, in dem sie erklärte, es sei am Morgen anonym in ihrem Büro eingegangen.
    Gegen 9:30 Uhr hatte einer der Presseleute bei Scotland Yard die Zeitungen alarmiert, und um 9:45 Uhr klopften Presse und Polizei bei Peeping Tom an die Tür. Im Haus, wo man von all diesen
    Entwicklungen nichts ahnte, herrschte noch immer gedrückte Stimmung.
    Woggle hatte die Nacht in seiner gewohnten Ecke unter der Decke verbracht, während die anderen draußen im Garten getrunken hatten, bis es kühl geworden war und sie gegen vier Uhr ins Haus gegangen waren. Alle suhlten sich im Selbstmitleid: Woggle, weil er überfallen und geschändet worden war, die anderen, weil Woggle ihr hübsches kleines Abenteuer verdarb.
    Und dann kam sie — die Erleichterung für acht und die Katastrophe für einen — wie ein Donnerschlag.

15. Tag 10:00 Uhr

    »Hier spricht Chloe«, verkündete die Lautsprecheranlage. »Woggle, würdest du bitte deine Sachen packen. Du wirst das Haus in zehn Minuten verlassen.«
    Garry, Kelly und Jazz jubelten, während die anderen, die stets das Spiel im Blick behielten, das sie spielten, ihre Freude hinter nachdenklichen, einfühlsamen Mienen verbargen.
    Woggle streckte seinen Kopf unter der Decke hervor. »Ihr könnt mich nicht rausschmeißen. Ich bin nicht

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