Tödlicher Ruhm
abgewählt worden«, sagte er. »Ich kenne meine Rechte. Einen Scheißdreck werde ich tun.«
»Woggle, hier spricht Chloe. Wir werfen dich nicht raus. Die Polizei möchte dich sprechen. Pack deine Sachen.«
Alle waren völlig sprachlos.
»Scheiße, Woggle, was hast du angestellt?«, fragte Garry.
»Nichts. Am Arsch. Ich geh nicht. Die müssen schon kommen und mich holen.«
Was sie auch taten. An diesem Abend sah die Nation einen der Fernsehcoups des Jahres, als drei uniformierte Polizisten ins Peeping-Tom-Haus eindrangen und Woggle wegen schwerer Körperverletzung verhafteten. Die meisten anderen Bewohner waren zu perplex, um irgendwie reagieren zu können, aber in einem zweifellos brillanten Akt der Zuschauermanipulation nahm Dervla urplötzlich die Rolle der lebhaften, gewitzten Freundin aller Unterdrückten an. Sie sprang vom Sofa auf und nannte Woggle den Namen ihres Anwalts.
»Du musst darauf bestehen, dass du dir die Nummer aus dem Telefonbuch suchen darfst«, sagte sie und ließ ihren irischen Akzent stärker als üblich durchklingen, da sie vermutlich glaubte, dies sei der passende Tonfall für einen Bürgerrechtsprotest. »Wenn du die Auskunft anrufst, sagen sie, du hättest deinen Anruf schon gehabt. Ich kenn die Tricks.«
David, der sich auf keinen Fall die Show stehlen lassen wollte, baute sich barsch vor den Polizisten auf und stellte sich schützend vor Woggle, der noch immer am Boden saß.
»Seien Sie sich darüber im Klaren, meine Herren, dass ich Ihre Gesichter und Dienstnummern sehr wohl memoriert habe. Ich bin Schauspieler, und mein Gedächtnis ist gut ausgebildet. Sollte Mr. Woggle etwas zustoßen, werden Sie mir Rede und Antwort stehen müssen.«
Es hörte sich toll an und hätte sich bestimmt noch besser angehört, wenn der verantwortliche Beamte David nicht auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und ihn daraufhingewiesen hätte, dass die Festnahme von sechs Videokameras aufgezeichnet würde und es somit kein Problem darstellen sollte, die Beamten zu identifizieren. Dann wandte sich der Polizist Woggle zu.
»Stehen Sie bitte auf, Sir.«
»Nein. Ich rühr mich nicht von der Stelle. Ich bin Peeping Tom Nummer eins. Freiheit für Peeping Tom Nummer eins.«
»Sie können ihn nicht verhaften, nur weil er Flöhe hat«, sagte Dervla.
»Wieso nicht?«, warf Garry ein. »Das hätten sie schon vor Wochen tun sollen.«
Kelly trat vor und legte Woggle ein paar Äpfel und Kekse auf den Schoß. »Falls sie dir nichts zu essen geben.«
»Gütiger Himmel, Kelly«, höhnte David. »Als ob es dich einen Dreck interessieren würde.«
»Er ist ein menschliches Wesen«, protestierte Kelly.
»Darüber lässt sich streiten«, sagte Jazz, der in der Küche den Kessel aufsetzte und sich alle Mühe gab, cool und unbeteiligt zu wirken. »Ich bin jung, begabt und schwarz«, sagte seine hippe, entspannte Haltung. »Die Bullen stehen jeden Tag vor meiner Tür.« In Wahrheit war Jazz in seinem ganzen Leben noch nie verhaftet worden, aber die Pose sah klasse aus, und sein Ansehen beim Publikum ging hoch wie eine Rakete.
»Wir werden über diese Verhaftung Zeugnis ablegen«, sagte Dervla mit fester Stimme.
»Ja, genau«, fügte Moon hinzu, wenn auch etwas lahm.
Hamish kam offensichtlich zu dem Schluss, dass er nicht mithalten konnte, und da er ohnehin der Auffassung war, dass nur nominiert wurde, wer auffiel, stand er auf und ging ins Jungenzimmer, um sich etwas hinzulegen.
»Sir«, sagte der verantwortliche Polizeibeamte, »wir wissen nicht, wie Sie heißen, nur dass man Sie Woggle nennt. Allerdings sind wir im Besitz von fotografischem Belastungsmaterial, welches darauf hinweist, dass die Polizei von Lincolnshire Sie im Zusammenhang mit schwerer Körperverletzung und Nötigung einer gewissen Lucy Brannigan sucht, ein Mädchen, das zur Tatzeit fünfzehn Jahre alt war.«
Die anderen Bewohner waren völlig verblüfft.
»Wie? Sexuelle Nötigung?«, fragte Garry.
»Kommen Sie mit, Sir«, sagte der Polizist.
»Ich kann es nicht glauben, Woggle«, sagte Jazz. »Ich wusste ja, dass du ein dreckiger, widerlicher kleiner Arsch bist, aber für einen Kinderschänder hätte ich dich nicht gehalten.«
Alle wichen vor der Gestalt zurück, die in der Ecke kauerte. Dervla zog sich zurück und verschwand im Mädchenzimmer.
»Sie war eine Fuchsmörderin!«, protestierte Woggle. »Eine Tierquälerin! Es war ein fairer Kampf, und ich hab ihr gegen den Kopf getreten. Sie hatte es nicht anders verdient, die
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