Tödlicher Schnappschuss
ansah. Kaum zu glauben, dass ihr die reichen Männer
in Scharen zu Füßen lagen, dass sie diese Männer mit ihrer
Art um den Verstand brachte und sie danach hinterhältig erpresste.
Während Maja ihr den
Dienstausweis zeigte, fragte sie sich, ob die Nachbarn des kleinen Dorfes
wussten, womit sie ihr Geld verdiente.
»Komme ich denn gar
nicht mehr zu Ruhe?«, fragte Alexandra Voosen mit matter Stimme und
führte Maja in das Haus. Hier herrschte eine angenehme Kühle.
»Schön haben Sie
es«, bemerkte Maja und blickte sich um.
»Sicher sind Sie nicht
gekommen, um mit mir über meinen Einrichtungsgeschmack zu sprechen.«
Ihre Stimme klang kämpferisch, doch Maja spürte, dass sich die
Escort-Lady hinter einer Fassade verbarg, die schon jetzt zu bröckeln
begann.
Maja übte sich in Höflichkeit.
»Nein, natürlich nicht. Es ist Ihr Beruf, der mich
interessiert. Sie leben hier sehr zurückgezogen.«
»Muss ein Callgirl in München,
Berlin oder Köln leben?«
»Natürlich nicht.
Wie arbeiten Sie, wie kommen Sie an Ihre Kundenkontakte? Werben Sie im
Internet?«
»Das habe ich zum Glück
nicht nötig.« Nun lächelte Alexandra Voosen. »Ich
habe einen erlesenen Kreis von zahlungskräftigen Stammkunden, da
werde ich mich hüten, Fotos von mir ins Netz zu stellen, auf dem man
mich in Reizwäsche und mit verfremdetem Gesicht sieht.«
Alexandra Voosen gewann die Oberhand über das Gespräch. »Aber
warum fragen Sie -suchen Sie einen Job?« Sie lachte kurz. »Es
ist ja allgemein bekannt, dass Polizisten nicht gerade gut bezahlt werden.
In welcher Besoldungsgruppe sind Sie? A12? B 12?«
Maja hatte keine Lust auf
Small Talk. Wenn sie nicht gegensteuerte, kam sie hier nicht weiter.
»Das tut nichts zur Sache«, sagte sie. »Kommen wir bitte
zum Punkt, Frau Voosen.«
»Also - was kann ich für
Sie tun? Bringen Sie mir mein Handy zurück?«
Maja schüttelte den
Kopf.
»Ihr Handy wurde von
den Kollegen aus der IT-Abteilung ausgewertet«, sagte Maja. Nachdem
sie Markus Vorberg wie befürchtet nicht in seiner Wohnung angetroffen
hatte, hatte sie keine Sekunde gezögert und ihn zur landesweiten Fahndung
ausgeschrieben. Es war eine Frage der Zeit, bis Vorberg den Kollegen von
der Streife ins Netz ging. Nun stand sie in der Wohnküche des kleinen
Fachwerkhauses, Alexandra Voosen stand am Fenster und blickte scheinbar
gedankenverloren hinaus und kehrte ihr den Rücken zu, und Maja überlegte,
ob das Callgirl Jägerin oder Gejagte in diesem Fall war. »Wir
haben Gemeinsamkeiten bei den Kontakten festgestellt, was den Kundenstamm
von Christian Vorberg betrifft.«
»Wie Sie wissen, haben
wir beide für die Reichen und Schönen gearbeitet.«
»Ja. Er hat
fotografiert, und Sie begleiten die Herren. Das ist uns bereits bekannt.«
Maja sprach ruhig und wohlakzentuiert.
»Allerdings gibt es ein
wenig zu viele Übereinstimmungen, und da uns auch die Daten aus Herrn
Vorbergs Computern vorliegen, wissen wir, dass Sie Termine gemeinsam
wahrgenommen haben.« Maja trat näher, nachdem sie Alexandra
Voosens Handy auf den Küchentisch gelegt hatte.
»Was waren das für
Geschäfte, die Sie mit Christian Vorberg zusammen gemacht haben?«
Nun drehte sich die
Escort-Dame um. Sie blickte Maja mit versteinerter Miene an. »Muss
ich Ihnen das erzählen?«
»Wir könnten Sie
auch zum Verhör in die Polizeiinspektion einladen, dann hätte
unser Gespräch einen offiziellen Charakter.«
»Ich lasse mich nicht
einschüchtern.« Ihre Kieferknochen mahlten, und Alexandra
Voosen wirkte zu allem entschlossen.
»Verhaften Sie mich,
wenn Sie meinen, dass das Sinn macht.«
»Ich verhafte Sie
nicht, weil Sie nicht mit mir sprechen wollen, Frau Voosen.« So
leicht ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Ich möchte mit
meinem Anwalt telefonieren.«
»Das können Sie
gern tun, auch, wenn es Ihnen wohl nicht viel nutzen wird. Wir haben Ihr
Alibi für den Todeszeitpunkt von Christian Vorberg überprüft.
Und dabei haben wir erfahren, dass Sie in der betreffenden Nacht nicht an
Bord der Maschine waren, die um kurz vor zwei Uhr morgens am Hannoveraner
Flughafen gelandet ist. Wir haben die Passagierlisten überprüft
- Sie hätten wissen müssen, das wir das tun und dass Ihnen das
nach der Falschaussage bei meinem Kollegen zum Verhängnis werden könnte.«
»Gut, ich war nicht im
Flugzeug, weil ich mir
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