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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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völlig anders geworden nach der Perestroika … Kasachstan wurde zu einem selbständigen Staat, eingebunden in die Gemeinschaft der GUS-Staaten. Moskaus Worte wurden zwar vernommen, aber immer häufiger kritisiert. Es gab nicht mehr den unbedingten Gehorsam … aber es gab eine Souveränität besonderer Art: Kasachstan war eine Atommacht. Hier lagen die geheimen Produktionsstätten, hier lagerten Uran und Plutonium, hier verbarg sich eine ungeahnte Vernichtungsmaschinerie vor den Augen der Welt.
    Und in Kasachstan allein lag auch Micharins Zukunft, lagen Millionen von Dollars, wenn man sie geschickt aufzuheben verstand. Tonnen von waffenfähigem Plutonium 239 und Lithium 6 – ein Weltuntergangsszenario.
    Micharin fuhr also durch die Straßen der Stadt, vorbei an dem schweigend geduldeten Schwarzmarkt, den Kirchen und der Moschee, in denen die Gläubigen zu ihrem Gott beteten und um Hilfe flehten. Als er an dem Hotel Kasachstan vorbeikam, sah er eine Frau, die ihn sofort faszinierte.
    Er erkannte, daß sie nicht aus Semipalatinsk stammte. Diese Eleganz gab es hier nicht, und der Gang dieser Frau war so aufreizend, daß Micharin sich bezwingen mußte, nicht neben ihr anzuhalten. Aber er nahm das Gas weg, ließ den Wagen ausrollen und beobachtete im Rückspiegel, wie sie das Hotel betrat.
    Micharin schnaufte kurz durch die Nase, fuhr rückwärts bis vor den Hoteleingang, stieg aus und betrat die Hotelhalle. Der Portier kratzte sich den Kopf, als er Micharin erkannte, und stand stramm. Den KGB sah niemand gern, schon gar nicht in einem Hotel.
    Er wartete, bis Micharin an die Rezeption trat und sich auf die Theke stützte.
    »Hier ist eben eine Dame ins Hotel gekommen. Eine fremde Dame«, sagte Micharin.
    Der Portier nickte. »Bei uns wohnen nur Fremde. Aus der Stadt steigt doch keiner im Hotel ab, Oberst.«
    So eine Antwort hätte er früher nicht gegeben, dachte Micharin zähneknirschend. Ich hätte ihn sofort mitgenommen.
    »Wer ist sie? Sie wissen, wen ich meine?«
    »Oberst, hier gehen viele aus und ein und …«
    »Reden Sie nicht so dumm! Die Dame, die eben erst hereingekommen ist. Eine sehr schöne Dame!«
    »Ach – die?«
    »Ja – die!«
    »Sie kommt aus Moskau.«
    »Dachte ich mir. Wie heißt sie?«
    Der Portier blätterte in dem Gästebuch. »Natalja Petrowna Victorowa.«
    »Alter?«
    »Dreiundzwanzig, Oberst.«
    »Beruf?«
    »Ist nicht eingetragen.«
    »Seit wann wohnt sie hier?«
    »Seit gestern, Oberst.«
    »Zimmer?«
    »Nummer vierundvierzig …« Der Portier sah Micharin neugierig an. »Hat sie was ausgefressen, Oberst?« Eine solche Frage hätte er früher auch nicht gestellt. Aber heutzutage … Kasachstan war ein eigener Staat.
    »Erwarten Sie darauf eine Antwort?«
    »Nein, Oberst.« Der Portier grinste unverhohlen. »Soll ich Sie auf Zimmer vierundvierzig anmelden, Oberst?«
    »Reden Sie keinen Blödsinn!« antwortete Micharin unwirsch. Er legte ein Bündel Rubel auf die Theke. »Schicken Sie einen großen Rosenstrauß hinauf. Anonym. Nicht die geringste Andeutung, von wem die Blumen sind! Ich werde sonst für Ihre sofortige Entlassung sorgen.«
    »Ich bin schweigsamer als ein Fisch, Oberst.« Der Portier schob das Geld in eine Schublade unter der Theke. »Auch eine Flasche Krimsekt?«
    »Eine gute Idee. Tun Sie das.«
    »Dann fehlen noch ein paar Rubelchen, Oberst.«
    Micharin griff in die Tasche, holte noch einige Scheine heraus und warf sie dem Portier zu. »Der Rest gehört Ihnen. Sie betrügen mich sowieso.«
    Der Portier schwieg und beobachtete grinsend, wie Micharin das Hotel verließ. Du Rotz am Ärmel, dachte er, immer noch der kleine König! Warte nur ab, bald jagen wir dich aus dem Land wie einen tollwütigen Fuchs. Es ist vorbei mit dem Kommandieren … wir werden demokratisch!
    Er winkte einen kleinen Pagen heran und gab ihm den Auftrag, einen großen Strauß gelber Rosen zu besorgen. Eine Straße weiter in dem Blumengeschäft, gelbe Rosen, keine roten. Er hoffte, daß diese Natalja Petrowna aus Moskau keine gelben Rosen mochte. Sie sah eher nach roten Rosen aus …
    Natalja hatte sich gerade für das Abendessen umgezogen, als der Page einen herrlichen Strauß gelber Rosen brachte und dazu noch einen Eiskübel, in dem eine Flasche Krimsekt stand. Verblüfft schüttelte sie den Kopf. »Das muß ein Irrtum sein«, sagte sie.
    Der Page zuckte die Schultern. »Für Zimmer vierundvierzig, Gospodina.«
    »Von wem?«
    »Bitte fragen Sie den Portier Stephan Wladissiwitsch.«
    »Danke.« Sie

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