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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rußland, sondern weltweit arbeiten. Wir haben Zweigstellen in Deutschland und Österreich, in Frankreich und Polen, in Ungarn und im Iran, in den USA und sogar in Italien.«
    »Und du … du bist der Oberste dieser Zwölf …«
    »Nein. Jede Gruppe hat ihren eigenen … Direktor, nennen wir ihn. Ich kontrolliere die Gruppe III, aber viele Drähte, an denen die wichtigsten Wirtschaftszweige hängen, laufen durch meine Hände.«
    »Jetzt verstehe ich.« Natalja straffte sich. Die Erkenntnis, wer Sybin war, ließ sie versteinern, und gleichzeitig spürte sie, wie Angst durch ihren Körper rann, sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. »Du bist einer der Führer der Mafia, von der jetzt alle reden. Du bist ein Verbrecher!«
    »Ich bin ein Geschäftsmann. Nein, starre mich nicht so an, Natalja, ich will das böse Wort Verbrecher überhört haben. Unserem Konzern – das ist ein gutes Wort – gehören bis heute siebenundzwanzigtausend Betriebe aller Sparten, neunhundert Banken und etwa siebzigtausend Wohnungen. Die großen Baugesellschaften in Rußland gehören größtenteils uns, und wer uns noch nicht gehört, zahlt eine Gebühr dafür, daß er bauen darf. Siebzig Prozent aller Betriebe, Läden, Fabriken und Unternehmer zahlen ein Schutzgeld, das sie davor bewahrt, in die Luft gesprengt oder liquidiert zu werden. Zuerst gab es Unwillige, und die Popen hatten Hochkonjunktur bei den Beerdigungen … das läßt sich nicht vermeiden, der Aufbau eines Geschäfts erfordert Härte und Konsequenzen. Es ist ein altes Naturgesetz, seit es Leben auf der Erde gibt: Nur der Stärkere überlebt.«
    »Du … du hast Menschen getötet?«
    »Nein. Das macht die Gruppe I.« Sybin tätschelte Nataljas Hand. Sie ließ es über sich ergehen; sie war wie gefroren, ein Eisklotz, der sich nicht bewegen konnte. »Ich habe mit meiner Gruppe den Rauschgifthandel organisiert und dann später – da es eine Ergänzung ist und zusammenpaßt – den Mädchenhandel. Die westlichen kapitalistischen Staaten sind gierig auf russische Mädchen. Waren vorher Huren aus Thailand, den Philippinen, China und Malaysia die Favoriten, so sind es jetzt die Huren aus dem Osten. Die asiatische Welle ist vorbei … Russinnen, Polinnen, Frauen aus Tschechien und Ungarn mit ihren wohlgeformten Rundungen sind gefragt. Für die Bordelle sind die Asiatinnen zu klein und zu mager … man will wieder Fleisch in den Händen haben.«
    Sybin lehnte sich zurück. Er las das Entsetzen in Nataljas Augen und bedauerte, das alles sagen zu müssen. Aber es war notwendig für den Plan, den er mit Nataljas Hilfe verwirklichen wollte. »Seit einem Jahr«, fuhr Sybin fort, »habe ich auch den Autodiebstahl und den Autoschmuggel über die polnische Grenze übernommen. Ein gutes Geschäft, aber im großen gesehen, doch nur ein Nebengeschäft. Mir kam es eigentlich nur darauf an, Kontakte zu kriminellen Kreisen in Deutschland zu bekommen, um eine neue, noch geheime und weltumspannende Gruppe zu gründen. Ein Milliardengeschäft … keine Rubel, sondern Dollars, deutsche Mark, französische Franc, österreichische Schillinge und Schweizer Franken. Milliarden, sage ich dir. Und ein bisher völlig unbekannter Markt, weil die Moralisten der westlichen Welt sich so etwas noch gar nicht vorstellen können. Aber mit Moral wird man nicht reich, bekommt man keine Macht, kann man die Welt nicht regieren. Wir, Natalja, wir werden es bald können. Wir werden reich sein und die Macht über diese Erde in den Händen halten.«
    Er hielt inne, trank sein Sektglas leer und goß sich und Natalja erneut ein. Dann hob er sein Glas, prostete ihr zu und wartete, daß auch sie ihm ihr Glas entgegenhielt. Aber sie saß steif und unbeweglich vor ihm und starrte ihn nur an.
    »Begreifst du, was ich sage?« fragte er und trank sein Glas Sekt zur Hälfte leer.
    »Ja und nein.« Dies waren die ersten Worte, die sie hervorbrachte, gepreßt, mit zugeschnürtem Hals. »Warum erzählst du mir das alles? Du solltest Angst haben, daß ich heute nacht noch den KGB anrufe.«
    »Meine Schöne –« Sybin lächelte wie nach einer Liebeserklärung. »Du wirst nicht ein Wort sagen von dem, was nur wir zwei gehört haben. Da bin ich sicher. Einen Sybin verrät man nicht. Das erste Gebot unseres Ehrenkodexes heißt: Schweigen. Wer es verletzt …«
    Sybin zuckte die Achseln, und Natalja verstand ihn sofort. Sie nickte kurz, und es war schmerzhaft, den Kopf überhaupt zu bewegen.
    »Willst du mich auch an ein Bordell in

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