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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Alters: »Oh, der Herr Dr. Tannert! Sie sind doch Freunde von Madame Helene? Ja, welche Freude, welche Ehre für uns.«
    Köpfe drehten sich, die Träger teurer Markennamen in der Hotelhalle wurden wachsam. Selbst ›Juan‹ stand von seinem Stuhl hinter dem Gepäck auf.
    »Madame Helene – unvergeßlich! Sie war eine unserer liebsten Gäste, obwohl wir sie doch seit Jahren vermissen mußten.«
    Tim blickte auf seine nackten Zehen. Der rechte große war mit schwarzem Teer verschmiert.
    »Wir haben uns erlaubt, Sie von 402 auf die Suite 288 zu verlegen.« Felix Pons beugte sich noch weiter vor: »Wirklich eine unserer schönsten Zimmerarrangements, Herr Doktor. Ein Traumblick. Sie werden zufrieden sein. Madame Helene hat mich heute morgen angerufen. Ich bin im Bilde. Seien Sie versichert, dort sind Sie völlig ungestört.«
    Tim bewegte mühsam die Lippen: »Recht herzlichen Dank.« Und dann lächelte er beklommen Melissa zu. Wie waren sie bloß dazu gekommen, im Sand Fangen zu spielen? Und wer hatte nur die Schnapsidee, barfuß in ein solches Hotel zu marschieren, über einen solchen Teppich …?!
    Please don't disturb – S.v.p., ne pas déranger – Por favor, no disturbar – Bitte nicht stören …
    Die Weltsprachen schimmerten in Gold auf dem Schildchen, das von der Türklinke des Zimmers 207 baumelte.
    Neben der edlen Zederntür stand ein Servierwagen. Darauf Teller, Tassen und Flaschen, drei Mineralwasser, gleich zwei Champagner. Zur Verhinderung von voreiligen Schlußfolgerungen jedoch sollte erwähnt werden: Den beiden Himmelbettbewohnern ging es in dieser Nacht nicht um ausufernde Erotik, ihren Sieg über die menschliche Trägheit wollten sie feiern, lachen und vor allem natürlich zärtlich sein – so richtig angenehm einschlafzärtlich.
    Übrigens: Das Himmelbett bestand aus gedrechseltem Holz und goldfarbenem Samt. Die Aussicht war blau und ähnelte so ziemlich dem, was sie auf dem Prospekt gesehen hatten.
    Nachdem der erste freudige Schock bewältigt war, fanden sie, daß damit alles seine Ordnung habe.
    Unten am Empfang war das ein bißchen anders …
    »Pero, che passa con estos?« – Wie geht's da oben? – erkundigte sich am nächsten Morgen der Chefportier Felix Pons besorgt.
    »Están locos« – Die sind verrückt – erwiderte Luis Martinez und warf einen wunden, sehnsüchtigen Blick zur Hallendecke, dorthin, wo er das Zimmer 207 vermutete. Luis Martinez dachte an Sandstreifen auf weißer Haut, an einen zerrissenen Rock und rotblondes, reiches Haar. Und an den langen, schlaksigen Doktor. Sein Gesicht wurde ganz grün vor Neid.
    »Schon möglich.« Pons nickte nachdenklich. »Bei Freunden von Señora Helene ist alles möglich …« – All diese fantasiegeladenen spanischen Spekulationen zielten ins Leere. In Wirklichkeit hockten die beiden zu dieser Minute einträchtig nebeneinander auf einem enorm großen Stück weißen Frottee, vor sich die Steinsäulen des Balkongeländers und dazwischen, man mußte sich ja nur ein wenig vorbeugen, den Blick auf das vormittägliche Hotelgeschehen …
    »Das also ist die Mallorca-Ferienprominenz? Die Crème de la crème? Alles Millionäre.«
    »Vermutlich. Du hast ja die Preisliste gelesen.«
    »Ich stell' mir Millionäre anders vor.«
    »Ich nicht.«
    »Du kennst sie ja auch, was?«
    »Ein bißchen.«
    »Ich kenne nur die Helene Brandeis. Die Helene ist ein Extramensch. Die aber …«
    »Für Millionäre sehen die reichlich mitgenommen aus. Und alt.«
    »Wie willst du denn Millionär werden, ohne alt zu werden?«
    Damit hatte sie ein gutes Argument. Er ließ sich nicht stören: »Das werde ich dir noch beweisen.«
    »Auf Krankenschein vielleicht?« fragte sie honigsüß.
    Aber das alles interessierte ihn jetzt nicht. Wie auch? Gab es nicht andere Probleme? Morgen, Montag, war ihr Hochzeitstag! Daran ließ sich nichts ändern, der stand im Kalender. Nur der Rahmen, die Organisation fehlte.
    Einiges war vorhanden: Das Traumbett, die himmlische Aussicht, ein gepflegter Service.
    »Hör mal«, sagte er deshalb, »ich seh' mich jetzt ein bißchen um.«
    »Halt doch …«
    »Bis nachher.«
    Seine Hand beschrieb eine leichte Luftfigur, und er war verschwunden.
    Wenn Tim Tannert es darauf anlegte, konnte er es in jeder Umgebung mit jeder Konkurrenz aufnehmen. Er wirkte nicht nur so, er war der perfekte Gentleman. Auch jetzt, als Tim gegen ein Uhr zwanzig, den rosenholzfarbenen Blazer lässig um die Schultern, unter Palmen den Weg zwischen Swimmingpool und Bar

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