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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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fragte sich, ob es die Geschichte war, oder die Art, wie Frederik sie erzählt hatte. Der stille Frederik, dem er so eine Performance niemals zugetraut hatte.
    »Ich bin immer noch sprachlos!«, brach er den Bann und starrte Frederik bewundernd an, auch wenn ihm sein Part in dieser Geschichte missfallen hatte.
    »Ja«, hauchte Sascha.
    »Musstest du die so gruselig erzählen, Frederik! Echt jetzt, ich hab’ tierisch Angst!«, beschwerte sich Silvia.
    »Zumal ja wirklich noch jemand auf der Insel ist«, flüsterte Doris.
    Toms Antennen für gruppendynamische Prozesse reagierten sensibel auf solche Äußerungen. Und er wirkte dagegen an: »Jens und ich werden Nachtwache halten, Doris. Sei unbesorgt.«
    »Das war auf jeden Fall eine Geschichte, die ich nicht vergessen werde«, kommentierte Jens begeistert. »Wann hast du dir die denn einfallen lassen?«
    Frederik zuckte mit den Schultern. »Na ja, als es hieß, dass ich dran wäre, habe ich mir halt ein paar Gedanken gemacht.«
    »Machst du so was beruflich? Hey, eigentlich weiß ich bei dir überhaupt nicht, was du so machst. Irgendwie Werbung, oder so?“, hakte Sascha nach.
    Frederik musste bei der Vorstellung lachen.
    »Nein, Werbung nicht. Ich arbeite als Prozessentwickler, wobei diese Bezeichnung für das, was ich tatsächlich mache, nicht richtig ist«, antwortete er.
    »Aha. Kann ich mir nichts drunter vorstellen«, gab sich Sascha unwissend.
    »Ach, ist auch egal. Aber als Hobby schreibe ich Computerspiele. Da muss man sich auch Geschichten ausdenken und manchmal tragen wir die dann in unserer Schmiede vor«, erklärte Frederik.
    Sascha zeigte sich mit der Antwort zufrieden. »Hammer!«, meinte er nur anerkennend und reckte den Daumen nach oben.
    Silvia und Doris standen auf, verabschiedeten sich und gingen zum Zelt. Im Vorbeigehen knuffte Silvia Frederik, der sich überrascht verteidigte und auflachte.
    »Und?«, fragte Wolfgang in die Runde und sah den beiden Frauen nach. »Trinkt noch jemand einen mit oder gehen wir jetzt alle schlafen?«
    »Also, nach der Geschichte brauche ich noch einen Rum«, antwortete Sascha und reichte Wolfgang seinen Becher zum Auffüllen.
    Frederik stellte seinen wortlos dazu. Tom und Jens tauschten Blicke aus, Tom nickte, und sie genehmigten sich ebenfalls noch einen Rum. Das konnte noch eine lange Nacht werden.

    ***

    T om wachte auf. Es war kein angenehmes Aufwachen, wie nach gutem Sex zum Beispiel. Eine starke Orientierungslosigkeit übermannte ihn. Er zwinkerte, seine Augen waren vom Schlaf verklebt und er spürte die Kälte tief in seinen Knochen. Kopfschmerzen drangen an sein Bewusstsein, er räusperte sich und in seinem Mund fühlte es sich an, als hätte sich dort ein Tier zum Sterben hingelegt – vor drei Wochen schon! Tom sah in die erkaltete Feuerstelle. Er hörte ein Schnarchen und drehte den Kopf. Wolfgang! Die halbvolle Flasche Rum stand neben ihm und er schlief, angelehnt an einen Baumstumpf, im Sitzen.
    »Ohh«, stöhnte Tom und bewegte seine Glieder. Er sah auf seine Taucheruhr. Halb Fünf und es wurde zusehends hell. Wollte er nicht Jens für die Wachablösung wecken? Warum hatte er es nicht getan? Offenbar war er am Feuer eingeschlafen. Schwankend stand er auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und kam langsam ins Gleichgewicht. Er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht durchgezecht, und wunderte sich darüber, denn so viel hatte er gar nicht getrunken.
    Er sah zu den Zelten. Dort schien alles in Ordnung zu sein. Obwohl … Er sah genauer zum Gruppenzelt. Der Eingang bewegte sich und Silvia schlich heraus, sichtlich bemüht, unbemerkt das Zelt zu verlassen. Sie trug eine Sporthose, ein Stirnband und Laufschuhe. Als sie Tom erblickte, schlich sie zu ihm.
    »Guten Morgen«, flüsterte sie.
    »Guten Morgen«, grüßte er zurück. »So früh schon wach?«
    »Immer, wenn ich frei habe. Ansonsten kommt man ja kaum zum Sport. Also, bis später.«
    Sie lief in die Dünen, Richtung Strand. Träge blieb Tom stehen und sah ihr nach, bis sie am Horizont verschwunden war. Vor Kälte erschauerte er und überlegte, wie er die Zeit bis zum Frühstück verbringen sollte. Noch einmal hinlegen? Dafür fühlte er sich zu wach, gerädert zwar, aber nicht müde. Kaffeewasser aufsetzen! Er sah zum Feuerkreis und entschied sich dagegen, weil er dann Wolfgang geweckt hätte. Tom reckte sich. Warum hatte er sich Silvia eigentlich nicht angeschlossen? Am Strand joggen … er hielt es für eine gute Idee. Anschließend kurz ins

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