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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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nach dem Grund für sein Interesse an ihr gefragt hatte. »Sie erinnern mich an meine Tochter.«
    Dana war erschrocken, denn sie wusste, dass Crawfords Frau und seine Tochter ermordet worden waren, als er noch ein junger Cop gewesen war. Erst dieser Schicksalsschlag hatte Crawford bewogen, zum FBI zu gehen – ganz ähnlich, wie es bei Dana gewesen war. Nach dem Collegeabschluss und den erforderlichen drei Jahre Praktikum in der Praxis eines Kriminalpsychologen hatte sie gar nicht schnell genug zum FBI wechseln können. Von da an hatte es für sie nur noch die Jagd auf Mörder gegeben.
    Nachdem Muhammad und Malvo gefasst waren, hatte Dana während ihrer Zeit in D. C. zusammen mit Crawford zwei weitere berüchtigte Serienkiller gejagt. Fälle, bei denen die Medien unerklärlicherweise beschlossen hatten, dass sie von geringem Interesse für die Öffentlichkeit seien. Dana jedoch glaubte den wahren Grund für den Mangel an Medieninteresse zu kennen: Fast sämtliche Opfer in beiden Fällen waren schwarze Prostituierte, und wenn man keine helle Haut, keine blauen Augen und keine blonden Haare besaß, war man die Druckerschwärze nun mal nicht wert. Das war die traurige Wirklichkeit einer Mediengesellschaft, die ständig auf der Suche nach der nächsten Sensationsstory war, um Auflagen oder Einschaltquoten zu erhöhen und auf diese Weise mehr für Werbung verlangen zu können. Geld regiert die Welt.
    Danas und Crawfords professionelle Zusammenarbeit war im Zuge dieser Ermittlungen sehr eng gewesen, und auch ihre persönliche Freundschaft war gewachsen. Vielleicht war sie ein wenig zu eng geworden, wenngleich nichts zwischen ihnen gewesen war. Doch irgendwann hatte Dana festgestellt, dass sie sich zu sehr auf Crawfords Fachwissen verließ, sodass sie sich die Frage stellen musste, ob dies nicht ihre eigene Entwicklung als Agent behinderte.
    Als Crawford wegen seines fortgeschrittenen Alters auf einen Dozentenposten abgeschoben wurde, hatte Dana um ihre Versetzung nach Cleveland gebeten. Sie hatte die Flügel ausbreiten und selbst fliegen wollen, und Cleveland war der Ort gewesen, an dem sie abgehoben war. Vielleicht war Cleveland auch die Stadt, in der sie endlich Frieden finden würde.
    Sie hatte sehr mit Crawford mitgefühlt, als man ihn aus dem aktiven Dienst genommen hatte. Schließlich war es die Jagd auf Irre und Perverse gewesen, die ihn nach den brutalen Morden an seiner Frau und seiner Tochter dreißig Jahre lang hatte durchhalten lassen. Zugleich aber war Dana insgeheim erleichtert über die Chance, aus Crawfords riesigem Schatten zu treten und sich einen eigenen Namen zu machen.
    Mit einem Seufzer faltete sie die Zeitung zusammen und steckte sie in die Tasche zurück, um sich in der restlichen Zeit mit ihrem Notizbuch zu beschäftigen. Der Geschäftsmann war in seine eigene Arbeit vertieft; trotzdem achtete Dana darauf, das Notizbuch nicht zu weit aufzuklappen. Sie hatte ihre Lektion vor ein paar Jahren gelernt, als sie einmal von einem kleinen Kind, das begierig auf die grausigen Skizzen und Stichpunkte gestarrt hatte, gefragt worden war, was sie denn da las.
    Dana ging die Details des blutigen Mordes an Jacinda Holloway immer wieder durch, bis sie glaubte, ihr müsse der Schädel platzen. Doch wie angestrengt sie auch nachdachte, es ergab keinen Sinn. Es war wie eine dieser unlösbaren mathematischen Gleichungen, die sadistische Lehrer ihren wissbegierigen Schülern stellten, um ihnen erst am Ende des Schuljahres zu verraten, dass es keine Lösung gab.
    Als die Maschine zwei Stunden später auf dem Ronald Reagan International Airport landete, stieg Dana in ein Taxi nach Quantico und begab sich geradewegs zur Indoor-Schießanlage, um Dampf abzulassen. Der Termin mit Crawford war erst später, also konnte sie die Zeit genauso gut sinnvoll nutzen. Während ihrer Zeit in D. C. war sie immer zur Schießanlage gegangen, wenn sie an einem besonders schwierigen Fall gearbeitet hatte – und der gegenwärtige Fall entwickelte sich immer schneller zum schwierigsten in ihrer bisherigen Laufbahn.
    Zwanzig Minuten später zielte sie über den Lauf ihrer Glock 17 hinweg und gab in rascher Folge drei Schüsse ab. Das metallische Klingeln der leeren Hülsen auf dem Betonboden hallte durch die ansonsten leere Anlage. Dann kehrte wieder Stille ein. Dana zielte und feuerte erneut dreimal.
    Sie betätigte den Knopf, der die Zielscheibe nach vorne holte, und nahm ihre gelb gefärbte Schutzbrille und den Ohrenschutz ab.

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