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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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ihm, dass auch er einen Punkt gemacht hatte.
    »Professor Helene Siebenhofer aus Wien vertritt die Medizin, Professor Peter Goodrick-Clarke aus London die Ökonomie … und zugleich die Fraktion der Nobelpreisträger.«
    Zum ersten Mal setzte zögerlicher Beifall für einen Podiumsgast ein. Holzwanger war zufrieden. »John Frigg ist Professor für Technikgeschichte am MIT und profunder Kenner der Medienentwicklung der letzten fünfhundert Jahre.«
    »Fünftausend«, sagte der Amerikaner trocken.
    »Der leere Platz daneben, der vielleicht nicht die ganze Zeit unbesetzt bleiben wird, gehört Monsignore Caducci. Die katholische Kirche prüft derzeit noch, ob die Teilnahme an unserem Symposium ihrem Ruf schaden könnte.«
    Zwei, drei höhnische Lacher erklangen. Offensichtlich war der Vatikan noch unbeliebter als Toggle.
    »Professor Henry Fienkelbart aus Jerusalem beschäftigt sich seit einem halben Jahrhundert mit Anthropologie, und Grigori Blavatnik leitet das Institut für Theoretische Physik an der Lomonossow-Universität Moskau. Den Mann ganz rechts von mir schließlich kennen Sie alle: Reimar Dijkerhoff vom KMZ in Karlsruhe, häufig zu Gast auf Mellau und noch häufiger im Fernsehen.«
    Nun schwoll der Applaus an. Holzwanger war das gar nicht recht. Es trieb den Keil zwischen Ranchin und Dijkerhoff noch tiefer. Und richtig: Für einen Moment sah es so aus, als wolle sich der Franzose erheben und gehen.
    »Wenn Sie sich nun fragen, was diese Tätigkeitsfelder miteinander zu tun haben«, versuchte Holzwanger den Applaus niederzuringen, »ja was sie mit Toggle Booksearch verbindet, muss ich Ihnen gestehen: gar nichts!«
    Das war ein heikler Moment.
    Nach reiflicher Überlegung hatten Pia und er entschieden, das verbindende Glied zwischen den Gästen, nämlich deren Mitgliedschaft bei The Thousend, zu verschweigen. Intelligenz machte Angst. Hohe Intelligenz machte große Angst. Angst erzeugte Aggressionen, und Aggressionen erfuhr Toggle genug.
    »Wir haben einfach unsere Suchwortstatistik befragt, welche Professoren weltweit am meisten getoggelt werden.«
    Das war gelogen. Dann hätten ausnahmslos Mediziner auf dem Podium gesessen – Schönheitschirurgen.
    »Und welch ein Wunder, es kamen nur Stars der akademischen Welt heraus. Den Nobelpreis habe ich schon erwähnt, aber das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs.«
    Holzwanger zählte nun die akademischen Ehrungen der Diskutanten auf.
    »Mann, ist das langweilig«, maulte seine Tochter Olga und stand von ihrem Platz auf. Melissa Stockdale machte einen Satz nach vorne und packte sie unsanft bei den Schultern.
    »Bring hier jetzt keine Unruhe rein!«, zischte sie. »Das beginnt gerade gut zu laufen!«
    »Schon gut«, lenkte Olga ein. Die Chefin ihres Vaters war ganz schön launisch! Missmutig verließ sie den Raum.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Holzwanger die Szene. Als Olga durch die Saaltür hinausschlüpfte, sah er einen Moment lang zwei kurzgeschorene Männer in schwarzen Anzügen neben der Tür stehen. Ihre Haltung war gleichermaßen lässig wie angespannt.
    Wie seltsam.
    Hatte Weinberger einen Wachschutz engagiert?

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    23
   Mellau (Teesalon)
Montag, 26.   Juli, 15   :   30
    »Mit der Sicherheit verhält es sich wie folgt«, erklärte Urs-Albert Flüeli seinem Gegenüber am Teetisch. »Einen Zugriffsversuch vorausgesetzt – rein hypothetisch, versteht sich, wir haben ja keine Feinde –, müssten die Kidnapper entweder hier, hier oder hier ins Tal gelangen.«
    Er markierte drei Punkte auf einer Wanderkarte, die vor ihm lag.
    »Oder von hier«, sagte Jewgenij Jacob Fünfgeld und deutete an die Decke.
    »Oder aus der Luft, richtig. Aber das hört man ja.«
    »Helikopter sind laut, Gleitflieger nicht«, widersprach Fünfgeld.
    »Klammern wir das mal aus.« Als befehlsgewohnter Reserveoffizier der Schweizer Bundesarmee konnte es Flüeli nicht leiden, bei strategischen Planspielen unterbrochen zu werden. Auch nicht von seinem Arbeitgeber.
    »Das Tal von Mellau hat nur eine reguläre Zufahrt, nämlich überdie Privatstraße von Klais. Dieses Nadelöhr lässt sich mit minimalem Aufwand kontrollieren. Daneben ist das Hotel über Wanderwege von Garmisch und über einen Forstweg entlang des Forchsees von Mittenwald aus erreichbar. Die Wanderwege sind wegen diverser Murenabgänge für Fahrzeuge unpassierbar. Der Forstweg lässt sich mit Autos leicht bewältigen, enthält aber genügend Engstellen, um ihn mit zwei bewaffneten Männern zu

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