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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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den Hosenbund, wo sie von meinem raushängenden Hemd verdeckt wurde. Das benutzte Magazin verschwand in meiner Hosentasche. Es war keine Zeit, die Sachen abzuwischen oder sonst wie sicherzustellen, dass weder meine DNA noch sonstiges belastendes Material an ihnen haftete. Außerdem konnten sich die Pistole und das noch nicht ganz leere erste Magazin auf dem Weg hier raus als durchaus nützlich erweisen.
    »Schnell«, sagte ich, wieder ganz der Alte. Ich würde später darüber nachdenken, was mit mir los gewesen war. »Wir haben nur ein paar Sekunden. Tu, was ich sage.«
    »Und was sagst du?«, fragte er, während er sich erhob.
    Ich bemühte mich, nicht ungeduldig zu werden. Ich hatte alles klar vor Augen. »Pass auf, irgendein Irrer hat hier wild herumgeballert. Die Sicherheitsleute werden jeden Moment hier auftauchen. Wir nehmen Reißaus, genau wie jeder das machen wurde.«
    »Okay, du hast mich überzeugt.«
    Wir zogen jeder eine Mütze aus einer Tasche, ich eine Baseballkappe, Dox eine mit Anglermotiv. Zeugen merken sich meist nur grobe Einzelheiten, zum Beispiel die Farbe eines Hemdes oder eben eine Mütze, und so simple Vorsichtsmaßnahmen wie unsere können einem später viel Kummer ersparen.
    Wir gingen zur Tür. »Fertig?«, fragte ich.
    »Bin direkt hinter dir, Partner.«
    Ich blickte ihn an. Er grinste.
    »Menschenskind«, sagte ich, »wir sind die Opfer, denk dran. Du musst verängstigt aussehen.«
    »Mann, ich hab eine Scheißangst.«
    »Dann zeig das auch«, knurrte ich.
    »Mann, so seh ich nun mal aus, wenn ich Angst habe!«
    Wir blickten uns einen Moment in die Augen. Sein Grinsen blieb, wo es war.
    Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Los geht's.«
    Ich öffnete die Tür. Der Korridor war leer. Von Manny und dem Jungen keine Spur. Doch außerhalb des Korridors waren die Leute beim Lunch sichtlich aus ihrer Stimmung gerissen worden. Wer halbwegs bei Trost war und wusste, wie sich Schüsse in geschlossenen Räumen anhörten, fuhr klugerweise mit der Rolltreppe nach unten. Die Neugierigen, die Verdränger und die schlichtweg Dummen standen Schlange und gafften. Ich drehte den Kopf Richtung Herrentoilette und rief: »Da drin wird geschossen! Hilfe! Polizei! Schnell!«
    Ich hörte Dox hinzufügen: »Ich hab Angst! Ich hab Angst!«
    Ein wenig dienlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf - Mein Partner ist verrückt -, aber ich bewegte mich weiter. Als ich rasch die Menschenmenge absuchte, sah ich meine größte Sorge nicht bestätigt. In einer Krisensituation findet sich nämlich sonst immer eine Person oder eine Handvoll Personen, die nicht die Flucht ergreifen, sondern stattdessen ruhig beobachten und die Lage abschätzen und vielleicht nach einer Gelegenheit zum Eingreifen suchen. Normalerweise sind diese Leute später einfach nur besser als die durchschnittlichen Zeugen, aber es kann durchaus auch passieren, dass sie einem tiefsitzenden Schutzimpuls folgen und tatsächlich angreifen. Ich hielt den Kopf gesenkt und blickte niemandem in die Augen, und wir tauchten rasch in der Menge unter, die sich die Rolltreppe hinunterdrängte. Am Rande meines Gesichtsfeldes sah ich zwei weißbehemdete Security-Männer, die mit der Rolltreppe gegenüber nach oben fuhren. Keiner hatte seine Pistole gezogen; sie wussten nicht genau, was los war, und nahmen die Sache offenbar noch nicht richtig ernst.
    Auf der ersten Etage waren die Leute weniger aufgeregt, aber dennoch beunruhigt. Einige blickten sich um, versuchten zu ergründen, was passiert war, worin die Störung bestand, ob sie irgendetwas tun müssten oder ihre Einkäufe einfach fortsetzen könnten.
    Wir bewegten uns seitlich, steuerten auf die nächsten Rolltreppen zu. Im Gehen nahmen wir beide automatisch die Mützen ab, dann zogen wir uns nacheinander die marineblauen Hemden aus und knüllten sie zusammen. Darunter trugen wir beide ein zweites Hemd, cremefarben - das typische Filipino-Outfit.
    »Wir müssen uns trennen«, sagte ich. »Ein großer Weißer, ein Asiat, das ist alles, woran die Leute sich erinnern werden, aber es reicht, um uns sofort zu erkennen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Fahr direkt zum Flughafen, ich hole die Sachen aus dem Hotel. Wir treffen uns am vereinbarten Punkt in Bangkok."
    "Du hast mir vorhin das Leben gerettet, Partner. Echt."
    "Blödsinn.«
    »Der Bodyguard hätte mir eine Kugel verpasst, wenn du nicht schneller gewesen wärst. Ich hab seine Augen gesehen, und der war wild entschlossen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Für Erklärungen

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