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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gern tot sähe, dann bestand zumindest eine anständige Chance, dass ihre Leute mir nicht in die Quere kamen. Und falls sie sich einmischten … tja, das Risiko würde ich einfach eingehen müssen. Ich hätte mich auch an Kanezaki wenden können, aber mein Vertrauen in ihn war nicht so groß, dass ich Hilgers Nachrichten an mich über ihn laufen lassen wollte, nicht in dieser Sache. Er hatte einen Plan, und Dox zu retten war dabei nur nebensächlich. Aus einer ganzen Reihe von Gründen wollte ich eigentlich auch Delilah aus dem Spiel lassen. Aber außer ihr hatte ich niemanden.
    Sobald ich nach der Landung ausgestiegen war, ging ich im Terminal zu einem Münztelefon, um sie anzurufen. Es war Mitternacht in Paris, doch sie war eine Nachteule, und ich wusste, dass sie noch wach war. Die Frage war nur, ob sie allein war. Wenn sie im operativen Einsatz war, würde sie nicht ans Telefon gehen.
    Aber ich hatte Glück. Sie meldete sich sofort mit einem rauchigen »Allô« .
    »Allô« , sagte ich. »C’est moi. «
    Kurzes Schweigen am anderen Ende. Dann sagte sie: »Ist alles in Ordnung?«
    »Noch kein Durchbruch, aber viel Bewegung. Ich … brauche deine Hilfe. Geht das in Ordnung?«
    »Das weißt du doch.«
    »Also gut. Unser Freund benutzt für den Kontakt mit mir ein Bulletin Board. Aber es kann gut sein, dass er eine Möglichkeit hat, festzustellen, von wo aus ich darauf zugreife. Ich möchte nicht, dass er weiß, wo ich gerade bin. Deshalb sollst du für mich darauf zugreifen.«
    »Das ist doch eine Kleinigkeit. Ich dachte, du würdest mich um mehr bitten.«
    »Könnte noch kommen. Aber im Augenblick ist das alles. Du sollst einfach nur das Bulletin Board öffnen, die Nachricht in das Bulletin Board kopieren, das du und ich benutzen, und dann wiederum meine Antwort in das Bulletin Board kopieren, dass ich mit ihm benutze. Wenn wir es so machen und er den Zugriffsort überprüft, glaubt er, ich sei in Paris. Das würde mir einen Vorteil verschaffen.«
    »Verstehe.«
    »Du musst dir irgendein Internetcafé suchen. Sonst findet er raus, wo du …«
    »Ja, ja, ich weiß.«
    Ich dachte kurz an Kanezakis gereizte Art, »natürlich« zu sagen, und auch an einige Bemerkungen, die ich im Laufe der Jahre von Dox zu hören bekommen hatte.
    »Bin ich ein Kontrollfreak?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Ich räusperte mich. »Ehrlich, du musst mich nicht mit Glacéhandschuhen anfassen. Ich kann die Wahrheit verkraften.«
    Sie lachte. »Ich geh sofort los. Gib mir eine halbe Stunde.«
    Ich ging zu einem Internetterminal. Nach der üblichen Kontrolle auf Spyware schickte ich die Hilger-URL an Delilah. Dann öffnete ich Kanezakis Bulletin Board. Ich hatte es in der letzten Woche so oft leer vorgefunden, dass ich auch diesmal nichts erwartete.
    Von wegen. Kanezaki hatte einen Volltreffer gelandet.
    Der Tote in NY hieß Wim Demeere. Er hat ein Vietnam- Visum unter dem Namen William Detts beantragt und ist zur selben Zeit wie du nach Saigon geflogen. Anbei das Foto von dem Visumantrag.
    Angehängt war ein briefmarkengroßes Foto. Das war er: der blonde Mann, den ich in Saigon gesehen und dann in New York getötet hatte.
    Ein gewisser James Hillman hat ebenfalls ein Vietnam-Visum beantragt und war zur selben Zeit in Saigon. Anbei auch ein Foto von ihm. Schon mal irgendwo gesehen?
    Ich öffnete den zweiten Anhang und erkannte ihn sofort: Hilger.
    Jetzt kommt das Beste. Sie hatten recht, Dox’ Bemerkung über die Marines war eine versteckte Anspielung. Und zwar auf einen Burschen namens Frank »Pancho« Garza, den Hilger aus dem Irak kennt. In Shanghai ist ein zehn Meter langes Fischerboot, die Ocean Emerald, auf den Namen Garza registriert, es hat eine Anlegestelle im Boots- und Yachthafen von Shanghai. Die Ocean Emerald hat letzte Woche in Jakarta angedockt, und vor zwei Tagen hat sie den Yachthafen von Singapur angesteuert. Soweit ich weiß, ist sie noch nicht wieder ausgelaufen.
    Ich merkte, dass ich die Maus fest umklammert hielt, und entspannte mich mühsam. Singapur … Menschenskind, sie waren genau hier. Ich musste nicht mal mehr den Kurzflug nach Jakarta, Kuala Lumpur oder sonst wohin machen. Für mich war das das beste Omen, seit die ganze Sache angefangen hatte.
    Nun zu den Nebeneffekten: Jannick hatte einen Bruder, Henk Jannick, der letzte Woche in San Francisco gelandet ist, offenbar, um sich um die Familie seines Bruders zu kümmern und bei der Beisetzung und der Regelung des Nachlasses zu helfen. Henk ist der Sicherheitschef im

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