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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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    »John, lass uns dir helfen. Bitte.«
    »Hör mal, ich weiß das zu schätzen, wirklich. Aber ich muss jetzt an Bord.«
    »Du hast das so arrangiert. Du hast extra mit dem Anruf gewartet, bis es zu spät ist. Wieso, hattest du Angst, wir würden dich überreden, dir von uns helfen zu lassen?«
    Eine Durchsage plärrte – der letzte Aufruf für meinen Flug. Ich sagte: »Ich muss an Bord.«
    »Warte. Ich muss dir noch was über New York sagen …«
    »Jetzt nicht. Wir werden ein anderes Mal Gelegenheit dazu haben.«
    »Aber …«
    »Versprochen«, sagte ich und legte auf.

51
    D IE ZWÖLF S TUNDEN F LUG NACH New York waren eine Qual. Ich konnte nicht schlafen, aber ich war auch nicht voll bei Bewusstsein. Die meiste Zeit starrte ich zum Fenster hinaus in die Finsternis und versuchte, das Denken abzuschalten. Ich kam mir vor wie Schrödingers Katze, gefangen in einem Stahlkasten, weder tot noch lebendig, darauf wartend, dass irgendein Ereignis draußen meinen uneindeutigen Zustand ein für allemal klärte und mich aus der Hölle erlöste.
    Nach der Landung am JFK ging ich direkt von der Passkontrolle in die Ankunftshalle, mein Bordgepäck hinter mir herziehend. Ich suchte die Menschenmenge ab, ein ganz normaler Reisender, der nach der Person Ausschau hält, die ihn abholen soll. Links, die Augen langsam zur Mitte wandern lassen, rechts – keine Probleme vorn. Jetzt weiter hinten …
    Bingo. Ein untersetzter Japaner mit Dauerwellenfrisur, hüftlanger schwarzer Lederjacke, den Mund zu einem hässlichen Dauergrinsen verzogen, beobachtete mich mit gespielter Lässigkeit. Ein Yakuza-Typ, wie er im Buche stand, genau wie Midori gesagt hatte.
    Meine Augen stockten nicht bei ihm. Aus seiner Perspektive musste es so aussehen, als hätte ich ihn nicht bemerkt.
    Ich ging weiter, blickte mich weiter mit derselben beiläufigen Art um. Und da, am anderen Ende des Ankunftsbereichs, hinter einigen wartenden Leuten ein weiterer Japaner mit Dauerwelle, größer und noch hässlicher als sein Partner. Manche Männer sind wie dafür geschaffen, nicht aufzufallen. Andere dagegen eignen sich eher zum Einschüchtern. Diese beiden gehörten offensichtlich zur zweiten Kategorie.
    Woher wussten sie, dass ich hier ankommen würde? Wahrscheinlich wussten sie es nicht, nicht mit Sicherheit. Aber sie wussten, dass Midori sich mit mir in Verbindung setzen würde, gleich nachdem sie sie bedroht hatten. Sie hatte gesagt, sie habe ihnen nichts verraten, aber in ihrer Angst hatte sie womöglich Tokio erwähnt, nur um ihnen irgendwas anzubieten. Dann brauchten sie sich nur noch nach dem nächsten Nonstop-Flug von Narita nach JFK zu erkundigen und im Ankunftsbereich zu warten. Wenn ich nicht mit diesem Flug gekommen wäre, dann bestimmt mit dem nächsten.
    Dann kam ich ins Grübeln: Aber warum sind sie nicht an Midori drangeblieben? Sie konnten doch damit rechnen, dass ich irgendwann bei ihr auftauchen würde. Vielleicht dachten sie, sie könnten mich besser hier überrumpeln. Oder vielleicht …
    Schluss damit. Darüber konnte ich später noch nachdenken. Entscheidend war, was jetzt passierte.
    Ich fuhr mit der Rolltreppe nach unten in den Abflugbereich, wo ich mich so bewegte, dass sich mir im Gehen etliche Gelegenheiten boten, einen unauffälligen Blick nach hinten zu werfen. Meine Freunde blieben mir auf den Fersen. Gut so.
    Ich glaubte nicht, dass sie hier zuschlagen würden, bei den vielen Überwachungskameras. Aber eine Herrentoilette? So eine Chance wäre zu gut, um sie sich entgehen zu lassen. Gott, ich hoffte bloß, das Messer war noch da.
    Eine Minute später verschwand ich auf der Herrentoilette, in der ich das Strider kurz vor meiner und Dox’ Abreise nach Tokio versteckt hatte. Ich wusste, was die Yakuzas denken würden: Der kommt direkt von einem internationalen Flug, nur mit Handgepäck, der kann unmöglich bewaffnet sein. Und auf der Toilette sind keine Überwachungskameras, anders als sonst fast überall im Flughafen. Wir können die Sache erledigen und sind auf dem Rückweg nach Japan, ehe die Polizei überhaupt weiß, wen sie sucht. Geben wir ihm eine Minute, bis er den Reißverschluss auf hat oder sitzt, also besonders hilflos ist. Dann schlagen wir zu.
    Na, jedenfalls würde ich es so machen.
    Ich betrat den Raum durch die Schwingtüren, die sich hinter mir wieder schlossen. Ich sah sechs Kabinen. Alle waren unbesetzt. Bis auf eine.
    Just die, in der ich das Messer versteckt hatte.
    Scheiße. Ohne großartig nachzudenken,

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