Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
merklich langsamer zu werden, drehte er sich nach rechts, eine Hüfte vorgeschoben, während Ellbogen und Handgelenke folgten wie das lose Ende einer Peitsche und die optimale Kombination von Schlagen und Schneiden erzeugten, die ihm in langen Stunden battojutsu- Training eingedrillt worden war.
Kito wollte sich aufrichten, vielleicht weil er instinktiv spürte, dass irgendwas nicht stimmte, aber es war zu spät. Das Schwert durchschnitt seinen massigen Hals und zischte wieder himmelwärts, noch bevor der säuberlich abgetrennte Kopf auf dem Boden aufschlug. Blut spritzte Sanada ins Gesicht, doch ehe der erschrockene Mann reagieren konnte, hatte das Schwert seinen zweiten blitzschnellen Bogen vollendet, und auch sein Kopf fiel zu Boden.
Yamaoto trat zur Seite, wich der Fontäne aus. Ohne nachzudenken wischte er die Klinge an einem der breiten Sumo-Rücken ab, drehte das Schwert in der Hand um, als wollte er es zurück in eine Scheide stecken, die, wie ihm plötzlich einfiel, gar nicht da war. Er trat vor den Schreibtisch und überreichte die Waffe mit dem Heft voran Kuro, der sie mit zitternden Händen entgegennahm, ohne sich auch nur von seinem Stuhl zu erheben.
Yamaoto blickte einen Moment auf die gefallenen Männer. Ihre Körper lagen noch immer im chinsha, die Köpfe auf dem Boden neben ihnen. Blut pumpte kräftig aus ihren durchtrennten Hälsen. Den Kopf verloren, das kann man wohl sagen, dachte er.
Er wandte sich an Kuro. »Ich nehme an, Sie haben hier in diesem Etablissement einen ausreichenden Vorrat an Putzmitteln?«, fragte er.
Kuro, der kreideweiß war, nickte wortlos.
»Gut. Lassen Sie die Schweinerei hier beseitigen. Und rufen Sie den Taiwaner an, der diese Männer identifizieren kann. Er soll auf der Stelle herkommen.«
24
E INE HALBE S TUNDE SPÄTER FÜHRTEN zwei von Kuros Leuten einen nervös wirkenden Taiwaner ins Büro. Kuros Personal hatte die beträchtliche Menge Blut, die die Sumoringer verloren hatten, bereits aufgewischt, und die kolossalen Leiber auf Plastikfolie gelegt. Als Nächstes würden die Leichen zu einer Nahrungsmittelfabrik gebracht, einem mit Yamaotos Organisation befreundeten Unternehmen, das über starke Maschinen verfügte, mit denen unter normalen Umständen Fisch zu Fischstäbchen verarbeitet wurde.
Der Taiwaner sah die Toten und zuckte zusammen. Als er zu Kuros Schreibtisch blickte und die Köpfe dort aufgestellt sah, drehte er sich auf dem Absatz um und wollte fliehen. Kuros Leute versperrten ihm den Weg.
»Erkennen Sie diese Männer?«, fragte Yamaoto auf Englisch.
Der Mann mühte sich einen weiteren Moment zu entkommen, doch vergeblich. Er drehte sich um und blickte Yamaoto mit weit aufgerissenen Augen an, antwortete aber nicht.
»Erkennen Sie diese Männer?«, rief Yamaoto, doch der Mann blieb weiter stumm.
Kuro wiederholte die Frage auf Chinesisch. Nach einem Augenblick stammelte der Mann: »J-Ja. Ich sie erkenne.«
Yamaoto nickte Kuro zu. Kuro nahm sein Handy und tippte Big Lius Nummer ein. Dann reichte er das Telefon dem Taiwaner.
Dafür, dass er eben noch keinen Ton herausgebracht hatte, entpuppte der Mann sich plötzlich als äußerst redselig. Er ließ einen Schwall aufgeregter Worte auf Chinesisch vom Stapel, während seine Augen von den Leichen zu Yamaoto und wieder zurückhuschten.
Nach rund einer Minute gab er Kuro das Telefon mit zitternder Hand zurück. Kuro reichte es Yamaoto, der das Gerät ans Ohr hob und auf Englisch sagte: »Hier spricht Yamaoto Toshi.«
»Okay, sehr gut«, sagte Big Liu. »Sie schlechte Männer getötet. Big Liu froh. Aber Geld noch immer weg. Und Männer von Big Liu noch immer tot.«
»Ja«, sagte Yamaoto. »Und über all das sollten wir reden.«
»Okay, Sie reden.«
Yamaoto ließ sich nicht gern Befehle erteilen, beschloss aber, dass es besser war, die Formulierung auf eine mangelhafte Beherrschung des Englischen zurückzuführen und dieses Mal durchgehen zu lassen.
»Ich habe die beiden Männer getötet, weil es die einzige Möglichkeit war, einen Krieg zu verhindern«, sagte er. »Aber ich glaube nicht, dass sie für das, was in Wajima passiert ist, verantwortlich waren. Sie haben gesagt, zwei Männer hätten mit Betäubungsmitteln auf sie geschossen. Und wenn sie wirklich die Täter wären, wären sie niemals freiwillig zurückgekommen. Sie hätten Fluchtpläne gehabt, die sie in die Tat umgesetzt hätten. Es gibt also eine undichte Stelle in einer unserer Organisationen oder – schlimmer noch – einen
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