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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Irgendwann einmal. Paris läuft nicht davon.«
    Tom lauschte dem Widerhall der Worte in seinen Ohren, suchte ihren Klang zu ergründen. Vorgestern hatte Dickie einen Brief von seinem Vater bekommen. Dickie hatte ein paar Sätze daraus vorgelesen, und sie hatten beide über irgend etwas gelacht, aber er hatte nicht den ganzen Brief vorgelesen, wie er es früher ein paarmal getan hatte. Tom zweifelte nicht daran, daß Mr. Greenleaf Dickie mitgeteilt hatte, er habe die Nase voll von Tom Ripley, wahrscheinlich hatte er sogar geschrieben, er hege den Verdachte, daß Tom das Greenleafsche Geld nur zu seinem Privatvergnügen verjubele. Vor einem Monat noch hätte Dickie auch darüber nur gelacht, aber jetzt nicht mehr, dachte Tom. »Ich meinte, nur weil ich noch etwas Geld übrig habe, sollten wir unseren Paris-Trip machen«, beharrte Tom.
    »Fahr du nur. Ich bin jetzt nicht dazu aufgelegt. Muß meine Kräfte für Cortina aufsparen.«
    »Gut - dann machen wir eben San Remo daraus«, sagte Tom, er mühte sich, den Worten einen freudigen Klang zu geben, aber er hätte weinen können.
    »In Ordnung.«
    Tom flitzte von der Diele in die Küche. Der riesige, weiße Koloß des Kühlschrankes sprang ihn aus seiner Ecke her an. Tom wollte sich eigentlich einen Drink machen, mit Eis. Jetzt mochte er das Ding nicht anrühren. Einen ganzen Tag lang war er mit Dickie und Marge in Neapel herumgelaufen, sie hatten Kühlschränke besehen, Eisbehälter inspiziert, Zubehörteile gezählt, bis Tom nicht mehr imstande war, einen Kühlschrank vom anderen zu unterscheiden, aber Dickie und Marge waren unermüdlich gewesen, voll vom Enthusiasmus Jungvermählter. Dann hatten sie noch ein paar Stunden damit zugebracht, in einem Café zu sitzen, die jeweiligen Vorzüge all der Kühlschränke, die sie besichtigt hatten, zu diskutieren, um sich endlich für einen zu entscheiden. Und jetzt lief Marge mehr denn je im Haus ein und aus, denn sie bewahrte einen Teil ihrer Nahrungsmittel hier auf, und oft kam sie auch, um sich Eis zu holen. Plötzlich erkannte Tom, warum er den Kühlschrank so haßte. Er bedeutete, daß Dickie sich nicht mehr von der Stelle rühren würde. Er machte nicht nur ihrer Griechenlandreise in diesem Winter den Garaus, sondern er bedeutete auch, daß Dickie kaum noch nach Paris oder Rom umziehen würde, um dort zu bleiben, so wie sie es in Toms ersten Wochen hier miteinander besprochen hatten. Damit war´s nun vorbei, bei diesem Kühlschrank, dem es bestimmt war, einer von ungefähr vier Kühlschränken im ganzen Dorf zu sein, einem Kühlschrank mit sechs Eisbehältern und mit unzähligen Fächern innen in der Tür; es sah aus, als schwänge einem ein ganzer Selbstbedienungsladen entgegen, wenn man ihn öffnete.
    Tom machte sich ein Getränk ohne Eis zurecht. Seine Hände zitterten. Erst gestern hatte Dickie gefragt: »Fährst du zu Weihnachten nach Hause?«, ganz beiläufig, mitten in einer Unterhaltung, wo Dickie doch verdammt genau wußte, daß Tom nicht zu Weihnachten nach Hause fuhr. Er hatte kein Zuhause, und Dickie wußte es. Er hatte Dickie alles erzählt über Tante Dottie in Boston. Es war einfach ein Wink mit dem Zaunpfahl, das war alles. Marge steckte voller Pläne für Weihnachten. Sie hatte eine Büchse englischen Plumpuddings seit langem aufgespart, und von irgendeinem Contadino bekam sie einen Truthahn. Tom stellte es sich vor, wie sie diesen Truthahn mit sacharinsüßer Sentimentalität übergießen würde. Ein Weihnachtsbaum auch, natürlich, wahrscheinlich aus Pappe ausgeschnitten. ›Stille Nacht‹. Eierlikör. Süße kleine Geschenke für Dickie. Eine strickende Marge. Marge, die Dickies Strümpfe hervorholte und pausenlos stopfte. Und alle beide würden ihn stillschweigend, höflich links liegenlassen. Jedes freundliche Wort, das sie an ihn richten würden, wäre eine Quälerei. Die Vorstellung davon war Tom unerträglich. Nun gut, er reiste ab. Er würde alles mögliche tun, ehe er ein Weihnachtsfest mit ihnen auf sich nähme.

12
    Marge sagte, sie hätte keine Lust, mit ihnen nach San Remo zu fahren. Sie befand sich mitten in einer Arbeitssträhne. Marge arbeitete stoßweise, immer fröhlich, wenn es Tom auch schien, als sei sie drei Viertel der Zeit »morsch«, wie sie es nannte, ein Zustand, den sie stets mit einem munteren kleinen Lachen bekanntgab. Das Buch muß jämmerlich sein, dachte Tom. Er hatte schon Schriftsteller kennengelernt. Man schrieb kein Buch mit dem kleinen Finger, während man sich den

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