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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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war.
    Im Bahnhof von Neapel ging er auf die Herrentoilette und nahm Dickies Zahnbürste und Dickies Haarbürste aus dem Koffer, rollte sie zusammen mit seiner eigenen Cordjacke und Dickies blutverschmierter Hose in Dickies Regenmantel ein. Er trug das Bündel aus dem Bahnhof zur gegenüberliegenden Straßenseite und quetschte es in einen riesigen Sack voller Abfälle, der dort gegen die Wand gelehnt war. Dann frühstückte er Milchkaffee und süße Brötchen in einem Café am Autobusbahnhof und bestieg den guten alten Elfuhrbus nach Mongibello.
    Als er ausstieg, trat er beinahe auf Marge, sie war in ihrem Badeanzug und der losen weißen Jacke, die sie immer am Strand trug.
    »Wo ist Dickie?« fragte sie.
    »In Rom.« Tom lächelte ohne Schwierigkeit, er war gut präpariert. »Er bleibt noch ein paar Tage da. Ich bin hergefahren, um noch ein paar Sachen für ihn zu holen.«
    »Wohnt er bei irgend jemandem?«
    »Nein, einfach im Hotel.« Mit einem anderen Lächeln, es war ein halber Abschiedsgruß, wandte Tom sich ab und begann, mit seinem Koffer den Berg zu erklimmen. Einen Augenblick später hörte er die Korksohlen von Marges Sandalen hinter sich tappen. Tom wartete. »Wie ging´s denn so, hier in unserer lieben, teuren Heimat?« fragte er.
    »Ach, langweilig. Wie immer.« Marge lächelte. Sie stand sich nicht sehr gut mit ihm. Aber sie folgte ihm bis zum Hause - das Tor war offen, und Tom nahm den Schlüssel zur Terrassentür aus seinem gewohnten Versteck hinter einem modernen Holzbottich voll Erde, darin ein halbtoter Strauch -, und sie betraten gemeinsam die Terrasse. Der Tisch stand ein bißchen anders als vorher. Ein Buch lag darauf. Marge war ständig hier gewesen, seit sie weggefahren waren, dachte Tom. Er war nur drei Tage und drei Nächte unterwegs gewesen. Es schien ihm, als wäre ein ganzer Monat vergangen.
    »Wie geht´s Skippy?« fragte Tom strahlend, er öffnete den Kühlschrank und holte ein Tablett mit Eiswürfeln heraus. Skippy war ein heimatloser Hund, den Marge vor ein paar Tagen aufgelesen hatte, ein häßlicher schwarz-weißer Bastard, wie eine kindische alte Jungfer hatte Marge ihn verhätschelt und gefüttert.
    »Er ist davongelaufen. Ich hatte auch nicht von ihm erwartet, daß er bei mir bliebe.«
    »So, so.«
    »Sie sehen aus, als hätten Sie schöne Tage verlebt«, sagte Marge ein bißchen neidisch.
    »Das haben wir«, lächelte Tom. »Darf ich Ihnen auch etwas zu trinken machen?«
    »Nein, vielen Dank. Was glauben Sie, wie lange Dickie wegbleiben wird?«
    »Tja . . .« Tom runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich weiß nicht recht. Er hat gesagt, daß er einen Haufen Kunstausstellungen da oben ansehen will. Ich glaube, er genießt es ganz einfach, mal andere Luft zu atmen.« Tom goß sich eine großzügige Portion Gin ein und tat Soda und eine Zitronenscheibe dazu. »Ich denke, in einer Woche kommt er wieder. Ach, übrigens . . .«Tom langte nach dem Koffer und holte das Päckchen mit dem Kölnisch Wasser heraus. Das Einwickelpapier des Ladens hatte er abgemacht, weil es blutverschmiert gewesen war. »Ihr Stradivari. Wir haben es in San Remo bekommen.«
    »Oh, danke - vielen Dank.« Marge nahm es entgegen, sie lächelte, traumverloren begann sie, es zu öffnen.
    Voll innerer Spannung umrundete Tom die Terrasse, sein Glas in der Hand, er richtete kein Wort mehr an Marge und wartete darauf, daß sie ginge.
    »Sagen Sie . . .«, Marge kam endlich auf die Terrasse heraus, ». . . wie lange bleiben Sie?«
    »Wo?«
    »Hier.«
    »Nur über Nacht. Morgen fahre ich wieder ´rauf nach Rom. Wahrscheinlich morgen nachmittag«, fügte er noch hinzu, denn die Post konnte er morgen nicht früher als nach zwei vielleicht bekommen.
    »Dann werde ich Sie wohl nicht mehr sehen, es sei denn, Sie kommen an den Strand«, sagte Marge und gab sich Mühe, es freundlich zu sagen. »Viel Spaß wünsche ich Ihnen, falls wir uns nicht mehr sehen sollten. Und bitte sagen Sie Dickie, er soll eine Postkarte schreiben. In welchem Hotel wohnt er denn?«
    »Tja . . . äh . . . wie hieß es doch gleich . . . in der Nähe der Piazza di Spagna . . .?«
    »Das ›Inghilterra‹?«
    »Ganz recht. Aber ich glaube, er hat gesagt, daß er seine Post an den American Expreß schicken lassen wolle.« Sie würde wohl nicht versuchen, Dickie anzurufen, dachte Tom. Und morgen könnte er in dem Hotel sein und einen Brief in Empfang nehmen, wenn sie schreiben sollte. »Morgen früh werde ich wohl noch einmal an den Strand gehen«, sagte

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