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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Napoli
    P. S. Falls Ihre Unterschrift wider Erwarten gültig sein sollte, bitten wir Sie, trotzdem so bald wie möglich in unserem Büro in Neapel vorzusprechen, damit Sie hier eine neue Unterschriftenprobe für unsere Kartei hinterlegen können.
    Wir fügen als Anlage einen Brief bei, der von der Wendell-Treuhandgesellschaft über uns an Sie gerichtet wurde.«
    Tom riß den Umschlag der Treuhandgesellschaft auf.
    5. Februar
    »Sehr geehrter Mr. Greenleaf,
    unsere Unterschriftenabteilung hat uns mitgeteilt, daß sie Ihre Unterschrift auf der regulären Monatsanweisung vom Januar Nr. 8747 für ungültig hält. In der Annahme, daß dies aus irgendeinem Grunde Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein könnte, beeilen wir uns, Ihnen davon Kenntnis zu geben, damit Sie die Unterschrift auf dem besagten Scheck bzw. unsere Auffassung, daß der besagte Scheck gefälscht ist, bestätigen. Wir haben auf diese Angelegenheit auch die Bank in Neapel aufmerksam gemacht.
    Beigefügt erhalten Sie eine Karte für unsere ständige Unterschriftenkartei mit der Bitte, sie zu unterzeichnen und an uns zurückzusenden.
    Bitte geben Sie uns so bald wie möglich Nachricht.
    Hochachtungsvoll Edward T. Cavanach, Sekretär«
    Tom fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er würde an beide Banken schreiben, daß ihm überhaupt kein Geld fehlte. Aber ob sie das auf die Dauer beruhigen würde? Dreimal hatte er schon quittiert, erstmals im Dezember. Wollten sie jetzt anfangen, all seine Unterschriften rückwirkend zu prüfen? Konnte ein Experte feststellen, daß alle drei Unterschriften gefälscht waren?
    Tom ging in sein Zimmer hinauf und setzte sich unverzüglich an die Schreibmaschine. Er drehte einen Bogen vom Hotelbriefpapier hinein und saß einen Augenblick bewegungslos da, starrte es an. Sie würden nicht dabei stehenbleiben, dachte er. Wenn sie einen Stab von Experten hatten, die mit der Lupe die Unterschriften prüften und all das, dann wären sie sicherlich imstande, alle drei Unterschriften als Fälschungen zu entlarven. Aber es waren ganz verflucht gute Fälschungen, Tom wußte es. Die Januar-Unterschrift hatte er ja ein bißchen schnell hingesetzt, er erinnerte sich, aber schlechte Arbeit war es nicht gewesen, sonst hätte er sie niemals abgeschickt. Er hätte der Bank mitgeteilt, daß er die Anweisung verloren habe, und sie hätten ihm eine neue geschickt. Die meisten Fälschungen entdeckte man doch erst Monate später, dachte er. Wieso hatten sie diese hier innerhalb von vier Wochen gefunden? Lag das nicht einfach daran, daß sie in jedem Winkel seines Lebens herumschnüffelten seit dem Mord an Freddie Miles und der San Remo-Bootsgeschichte? Sie wünschten ihn persönlich in der Neapel-Bank zu sehen. Vielleicht kannten dort ein paar Männer Dickie Greenleaf. Eine entsetzliche, prickelnde Angst kroch ihm über den Rücken und an den Beinen hinunter. Einen Augenblick lang fühlte er sich elend und hilflos, zu schwach für die kleinste Bewegung. Er sah sich einem Dutzend Polizisten gegenüber, italienischen und amerikanischen, sie fragten ihn, wo Dickie Greenleaf sei, und er war unfähig, ihnen Dickie Greenleaf zu liefern oder ihnen zu sagen, wo er zu finden wäre, oder zu beweisen, daß es ihn noch gab. Er sah sich dasitzen und unter den Blicken eines Dutzends von Schriftsachverständigen mit H. Richard Greenleaf unterschreiben, er sah sich plötzlich zusammenbrechen, unfähig, überhaupt zu schreiben. Er hob die Hände auf die Tasten der Schreibmaschine und zwang sich, anzufangen. Er adressierte den Brief an die Wendell-Treuhandgesellschaft AG, New York.
    12. Februar
    »Sehr geehrte Herren,
    in Beantwortung Ihres Schreibens bezüglich meiner Januaranweisung teile ich Ihnen mit, daß ich den betreffenden Scheck selber unterzeichnet und das Geld ordnungsgemäß erhalten habe. Wenn ich den Betrag vermißt hätte, dann hätte ich Sie selbstverständlich sofort unterrichtet.
    Wunschgemäß füge ich die Karte für Ihre ständige Kartei unterschrieben wieder bei.
    Hochachtungsvoll H. Richard Greenleaf«
    Mehrmals probierte er Dickies Namenszug auf der Rückseite des Briefumschlages von der Treuhandgesellschaft, bevor er den Brief und dann die Karte unterschrieb. Anschließend schrieb er einen ähnlichen Brief an die Bank in Neapel, er versprach, in den nächsten Tagen bei ihnen vorzusprechen und eine neue Unterschrift für ihre Kartei zu leisten. Beide Briefumschläge versah er mit dem Vermerk »Urgentissimo«, ging nach unten, kaufte beim

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