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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Buch gelesen, in dem es darum ging, Erinnerungen mit einer Tablette zu löschen. Im Augenblick würde er sie nehmen, selbst wenn zusammen mit den schlechten Erinnerungen auch die guten gelöscht würden.
    »Na ja«, sagte Victor. »Mir fehlt dein alter Herr genauso, weißt du?«
    Plötzlich hatte Thorne das Gefühl, jeden Moment einzuschlafen. »Mir geht’s gut, ehrlich, Victor. Ich hab nicht angerufen, um über ihn zu reden.«
    Ein langes amüsiertes Brummen am anderen Ende. »Klar doch …«

Sechzehntes Kapitel
    Becke House war keine Polizeiwache im eigentlichen Sinn. Es gab keine Zellen – außer denen, in denen die Polizisten ihre Arbeit verrichten mussten – und auch keine offiziellen Verhörräume. Wie alle, die verhört oder festgehalten wurden, wurde Susan Jago nach Colindale gebracht. Dort waren die nötigen Räumlichkeiten reichlich vorhanden, und es war außerdem nur fünf Minuten entfernt.
    »Wie lange dauert das aller Voraussicht nach?«, fragte Jago.
    Holland öffnete die Tür und bat sie hinein. »Das liegt zum großen Teil an Ihnen, Susan …«
    Der Raum war klein und fensterlos, aber sauberer als die meisten. Jago stellte ihre Handtasche neben dem Stuhl ab und schob sie unter den Tisch. Sie sah hoch zu der Digitaluhr an der Wand. Obwohl sie einen frühen Zug von Stoke genommen hatte und am Bahnhof von Polizeibeamten abgeholt worden war, war es bereits ein paar Minuten nach elf. »Ich hatte gehofft, rechtzeitig zurück zu sein, um die Kinder von der Schule abzuholen.«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, meinte Holland. Er nahm ihr die Jacke ab und hängte sie an einem Haken hinter der Tür auf.
    Auch Kitson nahm er die Jacke ab, als sie ins Zimmer trat. Sie nickte Jago zu. »Danke, dass Sie so rasch gekommen sind.«
    Susan Jago sah anders aus als das letzte Mal. Sie hatte die dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug kein Make-up, das von Tränen ruiniert werden könnte. Sie wirkte selbstbewusster, das war offensichtlich, aber auch härter. Holland war bereits draußen die Regeln mit ihr durchgegangen. Er hatte ihr erklärt, dass sie nicht festgenommen war, jederzeit gehen könne und das Recht auf einen Anwalt habe. Sie hatte nur gelacht, als halte sie das für albern. Jetzt erklärte er ihr das noch einmal, um es auf Band zu haben. Das Datum wurde genannt und die Namen der Anwesenden, womit alle Formalitäten erledigt waren.
    Jago sah auf zu der an der Decke montierten Kamera. Die Ausstattung war auf dem neuesten Stand. Die Aussage wurde nun nicht nur auf zwei Kassetten aufgenommen, sondern zugleich gefilmt und gespeichert. Sie warf einen Blick auf die glänzenden, hinten an der Wand montierten Geräte. »Das hat garantiert ganz schön was gekostet«, meinte sie.
    Kitson wollte die Sache wie die anderen schnell hinter sich bringen. »Miss Jago, diente Ihr Bruder, Christopher David Jago, je in der britischen Armee?«
    Falls sie zögerte, dann nur für den Bruchteil einer Sekunde. Sie antwortete langsam, sicher und mit unverkennbarem Stolz in der Stimme. »Ja, Chris war Soldat.«
    »Warum haben Sie uns das verschwiegen?«
    »Wann?«
    »Fangen wir damit an, als Sie nach London kamen, um einen Toten zu identifizieren, von dem Sie annahmen, es handle sich dabei um Ihren Bruder.«
    »Das klingt vielleicht nach einer Ausrede, aber danach hat mich niemand gefragt.«
    »Sie haben Recht«, sagte Kitson. »Das klingt nach einer Ausrede … »
    »Ich kann nichts dafür. Ich hab gedacht, das ist nicht wichtig.«
    Holland mischte sich ein. »Aber wenn Sie nach Ihrem Bruder suchen, dann ist doch jede Information über ihn und seine Vergangenheit wichtig.«
    »Hören Sie, ich wollte nur wissen, ob er der Tote ist. Und wenn nicht, dann wollte ich so schnell wie möglich weg von hier und nach Hause. Das war mir wichtig und sonst nichts.«
    Holland streckte die Beine aus, zog sie jedoch schnell wieder an, als er gegen Jagos Füße stieß. »Auf der Fahrt zum Bahnhof unterhielten Sie sich länger mit Dr. Hendricks, richtig? Sie hatten kein Problem, über die Drogengeschichten Ihres Bruders zu reden und über seine psychischen Probleme, aber wieder hielten Sie es nicht für angebracht, seine Zeit in der Armee zu erwähnen.«
    Sie streckte die Hand nach ihrer Handtasche aus. »Kann ich hier rauchen?«
    »Leider nicht.« Kitson deutete kurz auf den Rauchmelder an der Decke, verzichtete jedoch darauf, zu erwähnen, dass dieser keine Batterien enthielt. Das Rauchverbot war ihre eigene Erfindung.

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