TOP SECRET - Die Sekte
nächsten Stunde ein. Es kommt weitere über Land und scheinbar haben die Medien Wind davon bekommen. Einer der Einsatzkommandeure bat mich, dich zu fragen, ob du eine Ahnung hast, was in der Arche vor sich geht.«
»Ich fürchte, nicht«, erwiderte James. »Wir sind völlig isoliert. Georgie ist ein paarmal draußen gewesen, aber sie sagt uns nichts. Warum? Was glaubt ihr denn?«
»Die Türme werden mit Wärmekameras beobachtet. Es scheint, als würden die Survivors eine Menge Waffen rausschaffen und die Türme vielleicht sogar ganz aufgeben.«
»Ist das bei allen Türmen so?«
»Wir glauben schon.«
»Hast du eine Ahnung, was das Militär jetzt vorhat?«
»Sie …«
»Sorry, Chloe, ich kann dich nicht verstehen.«
»Hier sind alle geschockt: Sie haben beim Absturz des Hubschraubers ein Viertel ihrer Männer verloren. Der Kommandeur, der mir vorhin nicht einmal zuhören wollte,
weiß, dass er Mist gebaut hat, und rennt herum wie ein kopfloses Huhn. Niemand will eine Entscheidung treffen. Sie fliegen nun ein Team ein, das auf Verhandlungen mit Geiselnehmern spezialisiert ist. Die sollen die Show schmeißen, werden aber erst in drei oder vier Stunden hier sein.«
»Die Survivors hier sind ziemlich heftig drauf«, sagte James. »Sie würden lieber verhungern, als die Arche zu verlassen. Da kann man sich nur schwer ein Happy End vorstellen.«
»Ich weiß, die Lage ist schlimm, James. Ich wünschte, ich könnte dir irgendeinen Trost bieten, aber es geht mir genauso wie dir. Bleib mit mir in Verbindung, und informier mich, wenn du irgendetwas herausbekommst, was in den Türmen vor sich geht.«
»Okay, Chloe. Over und aus.«
Sobald James das Funkgerät eingesteckt hatte, ließ Rat den sechsjährigen Joseph durch, der an die Tür gehämmert hatte. Er trug einen verwaschenen Schlafanzug, der ihm viel zu klein war.
»Was macht ihr da?«, fragte er böse und rieb sich die müden Augen.
»Nur Unsinn«, sagte Rat, als der Junge zu einem Urinal ging und pinkelte.
Joseph drehte sich zu ihm um. »Was guckst du so?« »Hmm?« Rat zwinkerte. »Och, gar nichts.«
James und Rat gingen zu Lauren zurück, die mit dem Rücken an einen Sitzsack gelehnt auf dem Boden saß. Die dreijährige Annabel und ihr vierjähriger Bruder
Martin hatten sich an sie gekuschelt und waren mit dem Kopf auf ihrem Schoß fest eingeschlafen.
»Kanalisation«, sagte Rat mit einem geheimnisvollen Grinsen, als Joseph zwischen ihnen hindurchrannte und in eines der kleinen Betten hinten an der Wand hüpfte. »Mir ist gerade etwas eingefallen. Auf dem Weg kommen wir vielleicht hier raus.«
»Wirklich?«, fragte James.
»Ich will auch hören, was Lauren dazu sagt. Ich mag es nicht zwei Mal erklären müssen.«
James trat zu seiner Schwester und tippte ihr an die Wange. Sie schlief nicht, hatte aber die Augen geschlossen.
»Komm mal kurz rüber«, verlangte James.
Vorsichtig schob Lauren die beiden kleinen schlafwarmen Körper auf den Sitzsack, um sie nicht aufzuwecken, und stand auf. Annabel holte plötzlich Luft und öffnete die Augen.
»Wohin gehst du?«
»Nicht weit weg«, antwortete Lauren sanft. »Schlaf weiter, ich komme gleich wieder.«
»Du bist nett, Lauren«, sagte Annabel lächelnd, als sie der Schlaf wieder übermannte und sie die Augen schloss.
Lauren zeigte zu den beiden Kindern, als sie zu James und Rat ging. »Die sind ja soooo süß!«
»Kanalisation«, wiederholte Rat sichtlich aufgeregt. »Weißt du noch, du hast mich doch gefragt, ob es außer den Türmen noch irgendeinen anderen Weg nach draußen
gibt? Als ich Joseph pinkeln gesehen habe, ist mir etwas eingefallen, was vor ein paar Jahren passiert ist.
Alle Abwässer der Arche laufen in einen großen Abwassertank. Vor ein paar Jahren hat es immer tierisch gestunken, wenn viele Leute in der Arche waren. Sie mussten den Tank ausgraben und einen größeren einbauen. Ich habe ihn ankommen sehen. Er ist riesig. Ich meine, man kann stehend hindurchgehen.«
»Und?«, fragte Lauren. »Was bedeutet das für uns?«
Rat lächelte. »Zweimal in der Woche kommt ein Lkw und pumpt das Abwasser aus dem Tank. Er fährt dazu rückwärts an eine Metallklappe an der Außenseite der Arche-Mauern, wo sie einen Schlauch anschließen, der den Dreck absaugt. Die Klappe kann man beim Morgenlauf sehen. Sie ist gleich hinter dem vierten Turm.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, warf James ein. »Sie ist groß genug, um durchzuklettern!«
»Moment mal«, wandte Lauren abwehrend ein.
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