Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
noch kein Messer eingesetzt, sondern für den Anfang erst mal eine Menge Scans gemacht. Sie zeigen Anzeichen für Knochengewebe im oberen gastrointestinalen Trakt, aber hinter dem pylorischen Antrum ist nicht mehr viel zu finden.“ Gwen fand es lustig, dass Jack und Toshiko beide einen Hustenanfall vortäuschten. Owen warf ihnen einen strafenden Blick zu und setzte seine Erklärung für Gwen fort. „Oder, um es einfach auszudrücken ...“
„Er hat eine ganze Ladung Knochenstücke heruntergeschluckt“, rief Jack dazwischen.
„Nun, ja“, sagte Owen.
„Ich wette“, fuhr Jack fort, „dass Wildmans Magen Blut, Schädelfragmente und Gehirnflüssigkeit von mindestens drei verschiedenen DNA-Quellen enthält.“
„Wichtig ist das, was kurz vorher verdaut wurde.“ Owen hieb erneut auf die Tastatur ein. Neue Bilder dehnten sich auf dem Wandschirm aus. Die Fotos von Wildmans blutigen Überresten sahen auf dem kalten Metall des Untersuchungstisches noch heftiger und brutaler verstümmelt aus. Das Gesicht war nur noch ein rosa-grauer Matsch.
„Ich kann wahrscheinlich nie wieder Erdbeerjoghurt essen“, sagte Gwen.
Owen schien sich an ihrer Unbehaglichkeit zu weiden. „Du solltest ihn mal sehen, wenn ich ihn aufgeschnitten habe. Dann werden wir wissen, ob sein Magen DNA-Beweismaterial enthält, das zu den anderen obdachlosen Opfern passt. Die, die … wie war das noch mal, Tosh? Predatiert worden sind.“
Jack beugte sich vor und streckte den Arm über den Konferenztisch aus, um sich eine weitere Ladung von Iantos Kaffee einzugießen. „Ich glaube, wir werden in Wildmans Magen außerdem die DNA eines weiteren, viel neueren Opfers finden. Eins, das du noch nicht identifiziert hast, Tosh. Ich habe Wildmans Gesicht gesehen, bevor er auf den Bus aufgeprallt ist. Bevor er sich fallen ließ. Sah aus, als hätte er Rückenmarksflüssigkeit auf seiner gesamten Kleidung gehabt. Furchtbare Tischmanieren.“ Er nahm einen großen Schluck Kaffee. „Wisst ihr, was das Schlimmste daran ist, so zu Tode gebissen zu werden? Es ist kein sauberer Tod, weil die Waliser alle so schlechte Zähne haben.“
Gwen trotzte seiner Tirade mit einem breiten, wenn auch unsicheren Lächeln. „Wo ist das letzte Opfer?“
Jack schüttelte den Kopf. „Weiß nicht. Aber es sah aus, als hätte Wildman erst kürzlich an etwas geknabbert. Wahrscheinlich ein weiterer Penner, diesmal aber im Stadtzentrum. Gibt es Neuigkeiten auf der Polizeifrequenz, Toshiko?“
Toshiko ließ ihren Stift rhythmisch über den PDA klackern. „Ich lasse jede neue Meldung darauf durchsuchen.“
„Ein Penner wäre gut“, sagte Owen nickend. „Dann müssen wir uns keine Geschichte wegen des Verschwindens ausdenken.“
Sein abfälliger Ton machte Gwen wütend. Sie fühlte, wie ihr Hals und Gesicht rot vor Wut wurden und hörte ihre Worte beinahe, bevor sie sie aussprach. „Penner sind auch Menschen, Owen.“
„Hört, hört!“
„Sei nicht so herablassend, Owen! Alles, was wir wissen, ist, dass ein weiterer armer Kerl tot in der Gosse liegt. Unbemerkt, mit Sicherheit. Im Moment noch nicht aufgefunden. Leute wie du würden einfach an ihm vorbeigehen, selbst als er noch am Leben war. Vielleicht hat er die Obdachlosenzeitung in der Stadt verkauft. Oder vielleicht ist er nur herumgelaufen, um einen Platz zum Schlafen für heute Nacht zu finden. Und als ihm dann jemand zum ersten Mal Aufmerksamkeit schenkte, musste es ausgerechnet Wildman sein, der dann auch das Letzte war, was er je sah.“
„Ich meine ja nur“, beharrte Owen. „Es ist ja nicht so, dass Tosh sich ein Bein ausreißen müsste, um den Tod eines angekauten Zigeuners zu vertuschen, wenn er in irgendeiner Gosse in Grangetown auftaucht.“
Gwen schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte. Es war ein alarmierendes Geräusch, das von den Wänden des Konferenzraums widerhallte. „Wie können wir wissen, was diesen armen Kerl, den wir noch nicht einmal gefunden haben, nach Cardiff gelockt hat? Wie können wir behaupten, dass seine Familie nicht irgendwo da draußen in Wales oder noch weiter weg lebt? Sich fragt, ob es ihm gut geht? Nicht weiß, ob er lebt oder tot ist, und dafür betet, dass er am Leben ist. Nicht weiß, dass er heute gestorben ist.“ Sie blinzelte und sah nach oben zur Lichtleiste, um die Tränen zurückzuhalten. Diese Genugtuung würde sie Owen nicht geben. „Nicht gefunden? Unbemerkt? Ja. Aber nicht unvermisst. Das glaube ich nicht.“
Owen lehnte sich unbeeindruckt über den
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