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Torte mit Staebchen

Torte mit Staebchen

Titel: Torte mit Staebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hornfeck
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Schultasche und kletterte die Holzstiege, die eher eine Leiter war, zum Dachgarten hinauf.
    »Armes Katerchen«, besänftigte sie ihn, während sie die Riemen des Ranzens löste, um Laifu zu befreien. »Autsch!« Als Laifu mit einem Satz aus seinem Gefängnis sprang, verpasste er Inge rasch noch einen strafenden Krallenhieb. »Hast ja recht. Ich mag auch nicht hier wohnen, aber es wird uns nichts anderes übrig bleiben.«
    Inge ließ den Blick über die Dächer der umliegenden Häuser schweifen: Wäsche flatterte im Wind, Bohnen und Kürbisranken vegetierten in Blumentöpfen dahin, und überall sah man provisorische Verschläge, hinter denen sich schamhaft die Honigeimer und ihre Benutzer verbargen. Inge konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Wie sollte das gehen, wenn man nachts mal rausmusste, im Regen oder bei Taifun?
    Laifu hatte in dieser Hinsicht keinerlei Bedenken. Eben hatte sie ihn noch auf der Brüstung balancieren und sich nach allen Richtungen dehnen und strecken sehen. Dann war er in den angrenzenden Dachgartenverschwunden. Gleich darauf hörte sie das verräterische Scharren, mit dem er seine Hinterlassenschaft ordentlich vergrub, vermutlich im Blumenkasten des Nachbarn.
    »Laifu, komm zurück, das gibt Ärger.« Keine Reaktion.
    Katzen lassen sich von niemandem was sagen, nicht mal von japanischen Soldaten, dachte Inge. Bloß uns können sie nach Belieben herumschubsen. Mit dieser Erkenntnis brach endgültig der Damm, den sie gegen die Tränen aufgebaut hatte. Den Rücken gegen die Brüstung gelehnt kauerte sie sich in eine Ecke und begann laut zu schluchzen. Sie war wütend; wütend und einsam und ganz und gar untröstlich.
    ***
    »Essen kommen!«
    Wenn Inge durch etwas zu trösten war, dann durch Essen. Der Ruf der Mutter ließ sie schlagartig ihren leeren Magen spüren. Langsam rappelte sie sich auf und wischte mit dem Ärmel einmal übers Gesicht. Laifu war verschwunden; vermutlich erkundete er sein neues Revier oder stöberte in der offenen Abfallgrube, in die jeder seinen Müll warf. Auch er war hoffnungslos verfressen.
    Durch die Dachluke wehte ihr ein köstlicher, vertrauter Duft entgegen. Als Inge unten ankam, traute sie ihren Augen nicht. Der aus Koffern und einer Holzplatte improvisierte Tisch war für drei gedeckt, in der Mitte stand ein großer Teller mit ihrem Leibgericht– chinesische Lauchpfannkuchen. Sogar die scharfe rote Paste, die man vom Verkäufer sonst in einem Stück Ölpapier auf die Hand bekam, war hübsch in einem Schüsselchen angerichtet.
    Inge war baff. Fragend blickte sie zwischen Vater und Mutter hin und her.
    »Wo habt ihr die denn her?«
    »Ach, weißt du, ich hatte keine Lust, den Herd anzuwerfen«, erklärte ihre Mutter, »und da hab ich was von den Garküchen draußen geholt.« Ausgerechnet sie, die in der Bubbling Well Road kaum aus dem Haus gegangen war und Inge stets das Einkaufen überlassen hatte.
    »Und wie hast du dich verständigt?«
    »Du traust mir aber auch gar nichts zu, Entlein. Schließlich wohne ich schon bald fünf Jahre in Schanghai«, bemerkte sie grinsend.
    »Wo ist denn der Pfannkuchenverkäufer?«
    »Gleich schräg gegenüber, wenn du aus der Gasse kommst.«
    Inge kam sich ziemlich blöd vor. Während sie auf dem Dach saß und heulte, hatte ihre Mutter   – genau wie Laifu   – wichtige Informationen über die neue Nachbarschaft gesammelt. Ein ziemlich schwaches Bild für einen furchtlosen Erkunder. Inge nahm sich vor, das zu ändern.
    Aber jetzt langte sie erst mal kräftig zu. Es war schon ein bisschen komisch, dieses typische Straßengericht manierlich mit Messer und Gabel zu essen anstatt wie sonst mit den Fingern, aber es schmeckte genauso wunderbar wie immer.
    »Ich dachte, ein Ghetto wäre so was mit Mauern drum und Wachtposten davor. Ich hab aber gar keine gesehen«, bemerkte Inge kauend; sie war Meisterin im Reden mit vollem Mund, und zwar so, dass keiner es merkte.
    »Ich glaube, dass die Japaner es nur auf Drängen der Nationalsozialisten eingerichtet haben. Sie selbst machen offenbar keinen Unterschied zwischen Juden und Ariern«, erklärte ihr Vater. »Hier gibt es zwar keine Mauern, aber dafür müssen wir uns selbst bewachen.«
    Herr Finkelstein war bereits darauf angesprochen worden, dass er wie alle Männer im Ghetto zu einem Wachdienst, »Bao Jia« genannt, eingeteilt wurde. Mit einer Armbinde und einem Stock bewaffnet, musste man in den Straßen patrouillieren, die das Ghetto begrenzten.
    »Ich als Jude darf diesen

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