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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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musterte sie und nickte. Kein Lächeln, aber auch kein Zorn. Das war ein Fortschritt.
    Flannery nickte reserviert zurück und machte Anstalten, sich zu erheben. Der Graf war mit einer geschmeidigen Bewegung vor ihr auf den Füßen und reichte ihr mit altmodischer Höflichkeit die Hand, um ihr aufzuhelfen. Der Druck seiner Finger schickte ein Gefühl von Wärme und Verwirrung in Flannerys Gemüt. Sie dankte und zog ihre Hand fort.
    »Wie kommen Sie voran?«, fragte della Gherardesca und hielt ihr die Tür auf.
    Flannery erklärte ihm den Stand ihrer Arbeit und zeigte ihm die Bücher, die sie für wertvoll erachtete. Er nahm eins davon in die Hand, blätterte darin und lächelte versonnen. »Er hat seine Bücher geliebt«, sagte er wie im Selbstgespräch. »Alle, auch die, die nichts wert sind.«
    »Ihr Großvater«, vermutete Flannery. »Warum wollen Sie die Bibliothek jetzt verkaufen?«
    Er klappte das Buch zu und legte es zurück. »Ich bin kein Büchernarr und müsste jemanden einstellen, der die Bibliothek in Ordnung hält«, sagte er abweisend. »Es ist mir nicht wichtig.« Er ging zum Tisch und betrachtete die Bücherstapel. »Wann werden Sie fertig sein? Ich möchte Mr Lamonts Geduld nicht zu lange strapazieren.«
    Flannery rieb sich über die Stirn, weil ein kleiner, scharfer Schmerz sie plagte. »Ich werde mit Phil telefonieren«, sagte sie geistesabwesend, weil sie im Kopf die Zeit überschlug. »Wenn ich ihm sage, dass das Warten sich lohnt, wird er sich gedulden. Zwei Wochen. Das müsste ich schaffen.«
    Sie hob den Kopf und sah den Blick des Grafen auf sich gerichtet.
    »Sie kennen Mr Lamont?«
    Flannery zuckte die Achseln und verbog die Wahrheit wie immer, wenn es um ihr Verhältnis zu Phil ging: »Er ist einer unserer besten Kunden. Ich habe schon oft für ihn gearbeitet.«
    Er nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. »Gut, zwei Wochen. Das werde ich wohl aushalten.« Er lächelte schmal. »Vorausgesetzt, Sie machen sich das Herumschnüffeln nicht zur Gewohnheit.«
    Flannery wandte den Blick ab. Als sie noch jünger war, wäre sie bei so einer Gelegenheit rot geworden, aber das passierte ihr glücklicherweise nicht mehr. »Ich kann mich nur noch mal entschuldigen«, sagte sie.
    Er lachte kurz und trocken. »Akzeptiert. Was haben Sie dort eigentlich gesucht?«
    Sie erwiderte seinen Blick. Seine Augen waren so grün wie das Meer, in dem sie geschwommen war. Und beinahe ertrunken wäre. Einen Augenblick lang war es ihr, als liebkosten sie unsichtbare Hände. Eine Gänsehaut lief ihr den Rücken hinunter. Sie lehnte sich unwillkürlich vor, als wolle sie in seine Arme sinken, und er öffnete die Lippen, erwartungsvoll, lauernd.
    Flannery räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe meiner unentschuldbaren Neugier gefrönt«, gab sie schroff zurück. »Ihr Bruder hat sich länger mit mir unterhalten und ich wollte wissen, was er für ein Mensch ist.«
    Della Gherardesca inspizierte den beschädigten Einband eines Buches, das vor ihm lag. »Mein Bruder«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ein redseliger Jammerlappen. Kein Mann für Sie, Ms Gardner.« Er lächelte sein Raubtierlächeln. »Sie haben doch sicher einen jungen, gut aussehenden und beruflich erfolgreichen Partner, oder sollte ich mich da irren?«
    »Sie irren sich«, erwiderte Flannery kurz.
    »So?«
    Sie senkte den Blick auf ihre Notizen. »Ja«, sagte sie schroff.
    Er schwieg und sie sah ihn nicht mehr an. Sie notierte den Titel des Buches, das vor ihr lag, den Autor, den Herausgeber, den Verlag, das Erscheinungsdatum, die Auflage, den Übersetzer. Dann blätterte sie, hielt das Buch ins Licht, betrachtete die abgestoßenen Ecken, den vom Licht gebleichten Einband, den gebräunten Schnitt ...
    Seine Hand berührte ihre und ließ sie innehalten. Seine Finger strichen wie zufällig über ihr Handgelenk, ruhten für einen winzigen Moment auf der zarten Haut über ihrem Puls, glitten dann wie in einer Liebkosung über ihre Handfläche. Die Berührung schickte Flammen durch ihre Adern. Flannery fühlte ihren Puls rasen. »Signor della Gherardesca«, sagte sie und entzog ihm ihre Hand. »Was wollen Sie von mir?«
    Er lehnte sich zurück und trommelte einen nervösen Wirbel gegen die Tischkante. »Sie irritieren mich, Gardner«, sagte er. »Ich hasse es, wenn man mich aus der Fassung bringt. Sagen Sie mir, was ich tun soll. Soll ich Sie jetzt und hier vor die Tür setzen? Damit wäre das Geschäft mit Mr Lamont hinfällig, was

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