Total verhext
fast ein Mensch.«
»Ha!«
»Und die Verwandlung wird nur vorübergehend sein, selbst wenn wir drei unsere Kraft vereinen«, sagte Nanny. »Außerdem dürfte es interessant sein zu sehen, ob’s überhaupt klappt.«
»Trotzdem ist es falsch«, beharrte Oma.
»In dieser Gegend scheint man anders darüber zu denken«, meinte Nanny.
»Es kann gar nicht verkehrt sein, wenn wir einen solchen Trick benutzen«, sagte Magrat tugendhaft. »Schließlich sind wir die Guten.«
»Oh, ja, natürlich«, murmelte Oma. »Das hätte ich fast vergessen.«
Nanny trat zurück. Greebo spürte, daß sie etwas von ihm erwarteten, und er setzte sich auf.
»Du mußt zugeben, daß uns nichts Besseres einfällt«, sagte Magrat.
Oma Wetterwachs zögerte, doch unter dem Abscheu brannte die verräterische Flamme der Faszination. Außerdem haßten Greebo und sie sich schon seit Jahren, und zwar auf eine recht freundliche Weise. Fast ein Mensch soll er sein? dachte Esme. Nun, gib ihm Gelegenheit, alles aus unserem Blickwinkel zu sehen. Mal sehen, wie’s ihm gefällt. Sie schämte sich dieser Überlegungen, aber nur ein wenig.
»Na schön.« Sie konzentrierten sich. Wie Lily wußte, gehört es zu den schwierigsten magischen Kunststükken, die Form von Dingen zu verändern. Leichter wird’s jedoch bei lebenden Objekten. Ein lebendes Wesen weiß schließlich, welche Gestalt es hat, was bedeutet, daß man nur seine Meinung ändern muß.
Greebo gähnte und streckte sich. Zu seinem großen Erstaunen dauerte das Strecken an.
Eine Flutwelle festen Glaubens schwappte plötzlich durchs Gehirn des Katers und überzeugte ihn davon, ein Mensch zu sein. Er vermutete nicht nur, daß Menschliches in ihm wohnte – er war absolut sicher. Die unerschütterliche Gewißheit erweiterte sich auf das morphische Feld, schob die dortigen Einwände beiseite und korrigierte die Blaupause des Erscheinungsbilds.
Neue, gestalterische Anweisungen wurden erteilt.
Als Mensch brauchte er kein Fell. Und er sollte größer sein …
Die Hexen nahmen den Vorgang fasziniert zur Kenntnis.
»Ich hätte nie gedacht, daß wir es schaffen«, sagte Oma Wetterwachs.
Rundere Ohren, keine Schnurrhaare …
Er brauchte mehr Muskeln, und die Knochen mußten eine neue Struktur bekommen. Die Beine sollten länger sein …
Und dann war die Verwandlung vollendet.
Greebo richtete sich langsam und ein wenig unsicher auf.
Nanny starrte mit offenem Mund.
Dann wanderte ihr Blick nach unten.
»Donnerwetter!« sagte sie.
»Ich glaube, wir sollten uns Kleidung an ihm vorstellen, und zwar so-
fort«, erklang Esmes scharfe Stimme.
Das fiel den Hexen nicht weiter schwer. Als Greebo ihrer Meinung nach angemessene Kleidung trug, nickte Oma Wetterwachs und trat zurück.
»Du kannst jetzt die Augen öffnen, Magrat«, sagte sie.
»Ich habe sie gar nicht geschlossen.« »Du hättest sie besser schließen sollen.« Greebo drehte sich, und sein narbiges Gesicht verzog sich zu einem trägen Lächeln. Als Mensch hatte er eine gebrochene Nase, und das linke Auge verbarg sich unter einer schwarzen Klappe. Im rechten hingegen leuchteten die Sünden der Engel, und sein Schmunzeln war der Ruin der Heiligen. Zumindest der weiblichen.
Vielleicht lag es an Pheromonen. Vielleicht lag es an den Muskeln, die sich unter dem schwarzen Lederhemd spannten. Aus welchem Grund auch immer strahlte Greebo eine deutlich diabolische Sexualität aus, und zwar in Megawatt-Stärke. Nur ein Blick von ihm genügte, und feminines Eis schmolz wie unter einem Schweißbrenner.
»Äh, Greebo …«, begann Nanny.
Er öffnete den Mund. Schneidezähne glänzten.
»Miaauuooh«, erwiderte er.
»Kannst du mich verstehen?«
»Ja, Nannyyy.«
Nanny Ogg lehnte sich an die nächste Wand.
Hufe pochten – die Kutsche näherte sich.
»Geh auf die Straße und halt die Kutsche an!«
Greebo lächelte erneut und verließ die Gasse.
Nanny fächelte sich mit ihrem Hut Luft zu.
»Meine Güte«, stöhnte sie. »Wenn ich daran denke, daß ich ihn früher am Bauch gekitzelt habe … Kein Wunder, daß nachts die Katzen heulen.«
»Gytha!«
»Du bist ja ganz rot im Gesicht, Esme.«
»Ich bin nur außer Atem«, behauptete Oma.
»Ohne gerannt zu sein? Seltsam …«
Die Kutsche polterte übers Pflaster.
Die Kutscher und Lakaien waren sich ihrer Identität sehr unsicher. Ihre Empfindungen schwankten stark. In der einen Sekunde waren sie Menschen, die an Käse und Schinkenschwarten dachten, in der nächsten Mäuse, die sich fragten,
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