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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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wechselten auf den Gehweg gegenüber, liefen, bis sie auf der Höhe der beiden Gangster waren, dann gingen sie über die Straße, um ihnen zu folgen. Sie warf Monot einen Blick zu, er hatte verstanden: Tolosa für die Kommissarin, sein Komplize für den Lieutenant.
    Die Polizisten teilten sich, Viviane ging rechts an Tolosa vorbei, Monot links an seinem Komplizen, dann hielten sie ihre Sig Sauer jeweils auf die Schläfe ihres Gegenübers, während Viviane rief: » Polizei, stehen bleiben! Hände auf den Rücken, langsam.«
    Wie Viviane hatte auch Monot seinem Gangster schon den ersten Metallring angelegt, aber der zweite war schwieriger: Wäre Gamoudi da, hätte er das im Nu erledigt. Aber jetzt musste Monot die andere Hand hinter dem Rücken hervorholen, um den zweiten Ring anzulegen. Wenn der Verhaftete die Hand weiter an der Hüfte hielt, würde es gefährlich, er könnte eine Waffe aus seiner Tasche oder dem Gürtel ziehen. Tolosa hatte begriffen, dass Viviane ihm keine Chance lassen würde, er streckte ihr seine Hand hin.
    Monots Gangster war weniger hilfsbereit. Der Tiger spürte die Schwäche seines Dompteurs. Er hielt den Arm steif am Oberschenkel, ließ ihn dann langsam nach oben gleiten.
    » Wenn er nicht Pfötchen gibt, schießen Sie, Monot!«
    Der Assistent warf ihr einen verzweifelten Blick zu. Er würde nicht schießen, das hatte der Gangster erraten. Er hatte Monots Angstschweiß gewittert.
    Viviane schnallte Tolosas andere Hand fest, dabei zählte sie: »Eins…« Sie hatte gerade noch Zeit, die andere Hand des Komplizen zu stoppen, die schon fast am Gürtel war. » Stopp, das Spielchen ist zu Ende! Ich schieße wirklich!«
    Es war zu Ende. Der Typ hatte verstanden, ließ alles mit sich machen.
    Da bat Tolosa sanft, fast zärtlich: » Commissaire , tun Sie mir den Gefallen, von Mensch zu Mensch: Lassen Sie mich von meiner Mutter Abschied nehmen, solange sie noch bei Bewusstsein ist. Ohne Handschellen, ich möchte nicht, dass sie von mir geht und mich so in Erinnerung behält. Ich mache auch keinen Unsinn. Ich verspreche es Ihnen.«
    Das war der Moment, in dem Viviane die Abwesenheit von Lieutenant Juarez, Escoubet oder Gamoudi wirklich bedauerte. Mit ihnen wäre sie das Risiko eingegangen. Aber mit Monot? Er war so zart, so arglos. Sie setzte eine harte Miene auf. » Das besprichst du mit dem Richter, Tolosa. Ich kann das nicht entscheiden.«
    Tolosas Blick trübte sich, aber weil er sich nicht umsonst Verbrecher nannte, stieß er noch aus: » Das werde ich mir merken. Nächstes Mal werden Sie weniger Glück haben. Dieses Mal hatten Sie Schwein: Ich habe Sie den Gehweg wechseln sehen, ohne Sie zu erkennen. Nicht etwa wegen der schwarzen Brille, sondern weil Sie so fett geworden sind!«
    Viviane verzog das Gesicht. Der Mistkerl hatte ins Schwarze getroffen. Und sie damit schmerzlicher getroffen als mit einer Kugel.
    Die Festnahme war beendet. Viviane beglückwünschte Monot, der sich aber nicht davon täuschen ließ. Der Job hatte sie zehn Minuten gekostet, blieb noch die restliche Prozedur, eine Sache von mehreren Stunden. Sie beauftragte ihren Lieutenant damit, sich darum zu kümmern.
    Am Ende des Nachmittags genossen sie wieder das emsige und ruhige Leben im Kommissariat. Das Telefon klingelte, sie hoffte, es sei Fabien: Nach der Verhaftung von Tolosa hatte sie das Bedürfnis auszuspannen und würde nicht Nein sagen. Noch dazu, wo sie diesen Wahnsinns-Tagesanbruch in so guter Erinnerung hatte.
    Es war nicht Fabien.
    » Commissaire Lancier? Ich bin Jean-Paul Cucheron, Sie sind im Bilde?«
    Nein, war sie nicht. Alles was sie wusste, war, dass Ärger im Anmarsch war. Allein schon diese leise Stimme, und alles war klar.
    » Jean-Paul Cucheron, der Grafologe. Ich lese gerade in der Presse, dass eine Expertise für das Sonett von Baudelaire in Auftrag gegeben wurde und verstehe nicht, warum man mich noch nicht kontaktiert hat. Wir sind hier fünf oder sechs anerkannte Spezialisten vor Ort, aber als Spezialist für alte Schriften gibt es nur einen, und zwar Cucheron. Jeder weiß das. Ich hatte sogar schon einmal die Gelegenheit, eine Expertise zu Baudelaire zu machen.«
    » Einen Augenblick bitte.«
    Sie legte den Hörer beiseite und öffnete die Tür zum Großraumbüro. Monot war ganz hinten, er saß vor einem Stapel Zeitungen.
    » Ist die grafologische Expertise in Auftrag gegeben?«
    » Ja, wir haben das gestern an Élisabeth Blum gegeben, aber…«
    Viviane hatte die Tür schon wieder geschlossen und

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