Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
Vom Netzwerk:
den Hörer aufgenommen: » Tut mir leid, Herr Cucheron, das läuft schon. Man hat das an Élisabeth Blum gegeben. Aber die Nächste ist dann für Sie.«
    Am anderen Ende der Leitung ertönte Gebrüll: » Was? Schon wieder die Blum? Totaler Blödsinn, ihre Aufträge! Die guten Sachen sind immer für sie, die faulen für mich, wie macht die das? Hat die Kontakte, Verbindungen? Ich habe mich auf alte Schriften spezialisiert, um eine Nische zu haben, wo sie mich in Ruhe lässt, aber selbst da schnappt sie mir den Job vor der Nase weg, die Schlange! Sie tut das nur wegen der Kohle, was weiß sie denn von Schriften des 19. Jahrhunderts?«
    Nach einigen Höflichkeitsfloskeln legte Viviane auf.
    Monot war hereingekommen, ohne anzuklopfen. » Was ich sagen wollte, Commissaire: Das soll vertraulich behandelt werden. Frau Blum war sehr zögerlich und fürchtet wohl den Serienkillereffekt.«
    Viviane nickte wissend. » Und wenn Sie der Presse davon erzählt haben, dann wohl nur um ihre Anonymität zu sichern?«
    » Sie wollten ja nicht mit mir darüber sprechen, also habe ich es so gemacht, allerdings ohne Namen zu nennen. Priscilla hat mir dazu geraten.«
    Das wäre also auch geregelt. Viviane rief Fabien an, erreichte nur den Anrufbeantworter und hinterließ eine Nachricht: Es würde ihr guttun, wenn er heute Abend Zeit für sie hätte. Sie würde ihn mit einem Candle-Light-Dinner überraschen. Und ihr rosa Caroll-Kostüm anziehen. Seit gestern konnte sie es anziehen, ohne sich hineinzwängen zu müssen. Es lebe die Trennkost!
    Fabien rief zurück. Dieses Wochenende ging nicht. Er fuhr zu einem Kongress für Buchhalter und kam erst Montag zurück. Sie hatte plötzlich die finstere Vorahnung, dass dieses Wochenende ein unheilvolles Ende nehmen würde.
    Um sich abzulenken, rief sie Monot erneut zu sich. » Sie, der Sie so medienaffin sind, Sie haben nach der Konferenz am Montag sicher schon einen Pressespiegel erstellt. Kann ich den sehen?«
    Dreißig Sekunden später stand er wieder mit einem dicken Ordner in ihrem Büro. Alles war säuberlich ausgeschnitten und aufgeklebt. Wo nahm er nur die Zeit für diese Spielchen her?
    » Bitte, Commissaire. Es sind ganz einfache Berichte über die Pressekonferenz dabei, aber auch Stellungnahmen, die sind zahlreicher: Man glaubt nicht an einen Zufall, man versucht sich an Erklärungen für die Serie, sogar Schuldige werden genannt. Es sind viele Interviews mit Saint-Croÿ dabei: Er erklärt seinen Standpunkt zur Herkunft des Sonetts von Baudelaire, erzählt von dem Attentat auf ihn, von seiner Sammlung, da ist er unermüdlich. Er appelliert auch an den Besitzer von Die Eine, die Andere, schlägt vor, das Originalmanuskript teuer abzukaufen. Heute Morgen gab es noch ein Interview mit Patricia Mesneux, die bereit ist, dem meistbietenden Verlag die gesammelten Werke ihres Mannes anzubieten. In Zeitschriften hat man auch Interpretationen des Sonetts von literarischen Koryphäen veröffentlicht, die im Allgemeinen mit Saint-Croÿ einer Meinung sind, es gibt sogar eine Auslegung von Jean Matsuyama, dem Académiemitglied.«
    » Wo Sie gerade davon sprechen: das Heft mit den Gedichten von Mesneux, haben Sie es gelesen? Was halten Sie davon?«
    Monot rümpfte die Nase. » Prosodisch betrachtet ist das gut gemacht, mehr aber auch nicht. Das Können ist da, aber es fehlt das Gefühl, man hat den Eindruck eine Mischung aus verschiedenen Dichtern zu lesen, sowohl Rimbaud, als auch Lamartine, oder…«
    Viviane merkte sich das prosodisch, sie würde es nachher im Lexikon nachschlagen. Aber darum ging es ihr gar nicht. » Wenn das Sonett nicht von Baudelaire ist– hätte Mesneux das schreiben können?«
    » Schwer zu sagen. Handwerklich, vielleicht. In puncto Inspiration wäre ich da vorsichtiger.« Monot wollte gerade gehen, machte aber kehrt und fügte unbesorgt hinzu: » Ach, ich hatte es fast vergessen, in dem Pressespiegel kann man auch einige Interviews mit mir lesen.«
    » Mit Ihnen?«, brüllte Viviane. » Mit Ihnen, Monot? Geht’s noch?«
    » Es war Priscilla Smet, die mich darum gebeten hat zuzusagen. Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, aber Sie meinten, ich solle machen, was ich für richtig halte.«
    Normalerweise hätte sie ihn aus dem Büro geworfen und den Pressespiegel gleich hinterher. Aber er war der Einzige, der sie in der Sache mit Tolosa unterstützt hatte. Sie strafte ihn mit einer bösen Miene ab.
    Wenig später wurde angeklopft. Brigadier Escoubet hielt ihr einen Umschlag

Weitere Kostenlose Bücher