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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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aber Saint-Croÿs Kinder hatten sie vor die Tür gesetzt. Sie durfte während ihrer einmonatigen Kündigungsfrist in ihrem Dienstmädchenzimmer bleiben, dann sollte sie verschwinden. Die Kommissarin sagte ihr, es tue ihr leid für sie, und das stimmte auch.
    Mittwoch, 20 . März
    Man hielt Viviane in den Gängen des Krankenhauses auf: Monot dürfe heute keinen Besuch empfangen. Es habe in der Nacht einen Alarm gegeben, nichts Ernstes. Die Oberschwester korrigierte sich sogleich: » Nun, nichts Ernstes ist nicht ganz richtig. Sagen wir: nichts Definitives.«
    Viviane ging unendlich traurig wieder weg. Sie kam ins Kommissariat, wo eine schockierend ausgelassene Stimmung herrschte.
    De Bussche nahm sie beiseite. » Wir haben gerade einen Anruf von Escoubet und Pétrel bekommen. Sie haben Tolosas Komplizen erwischt.«
    Das war eine gute, sogar eine großartige Überraschung: Die Typen wurden festgenommen, als sie sich gerade auf eine große orangefarbene Yamaha schwangen. Die Motorradfahrer von der Avenue de Choisy, das waren sie.
    Sie hatten gerade gestanden, dass sie Vivianes Adresse herausgefunden hatten, indem sie ihr ganz einfach gefolgt waren. Es gab in dieser Affäre also keinen Maulwurf oder Unvorsichtigen. Auch keinen Schwätzer oder Verräter. Sie konnten sich in die Augen sehen, vor allem in Vivianes Augen. Ah, wenn Monot dabei sein könnte! Aber er lag in seinem Bett, zwischen seinen Schläuchen.
    Mitten am Nachmittag rief das Kommissariat von Les Halles an: » Wir haben gerade einen gewissen Antoine Dupont festgenommen, das wird Sie interessieren.«
    Man erklärte Viviane, was es mit ihm auf sich hatte: Dank eines Passanten, eines gewissen Gérald Tournu, der mit der Kommissarin bekannt war, war Dupont überprüft worden.
    Eine Viertelstunde später war Viviane bei ihnen. Tournu erwartete sie, aufrecht, mit wachem Blick. Er schenkte ihr ein detektivisches Lächeln. » Ich bin bei Les Halles vorbeigekommen und habe ihn wiedererkannt: Das ist mein Typ vom Pont-Neuf.«
    Der Junge war wirklich jung. Er saß, in Handschellen auf einem Stuhl, mit einem Blouson bekleidet, auf dem ein Aufnäher von OM prangte, die Kapuze ins Gesicht gezogen. Viviane zog sie nach hinten: Er war dunkelhaarig und hatte Locken.
    » Sind Sie sicher, dass er es ist?«
    Ein Kommissar bestätigte: Antoine Dupont hatte gestanden.
    Viviane wandte sich Gérald Tournu zu. » Wie haben Sie ihn wiedererkannt?«
    » Der Aufnäher von OM auf dem Ärmel seines Sportanzugs, Commissaire , der war nicht gerade, sondern ein bisschen schief aufgenäht!«
    Viviane gratulierte dem guten, rechtschaffenen Bürger und bat um ein Büro, in dem sie Antoine Dupont befragen dürfte. Dieser folgte ihr mürrisch.
    » Was hatte man Ihnen aufgetragen? Ihn daran zu hindern, bei der Académie Française anzukommen oder ihm seine Tasche zu klauen?«
    Antoine antwortete mit einer merkwürdigen Grimasse. Machte er sich lustig oder verstand er etwas nicht? Einmal mehr hatte Viviane wohl nicht die richtigen Fragen gestellt. Sie musste es einfacher machen: » Wussten Sie, was er in seiner Tasche hatte? Wer hatte Ihnen davon erzählt?«
    » Er selbst, Madame. Ich war im Viertel von Les Halles, als man ihn in einem Bistro vor die Tür setzte. Er fing an zu brüllen, dass man gefälligst anders mit ihm reden solle, angesichts dessen, was er in seiner Tasche habe. Da bin ich ihm natürlich gefolgt, und weil am Pont-Neuf sonst niemand war… Aber ich wollte ihn nicht töten, er hat sich gewehrt.«
    Er hatte nicht ausgesprochen, dass der Obdachlose selbst schuld war, so selbstverständlich schien ihm das. Viviane seufzte: Es war also nur das gewesen, genau, wie sie es am Anfang vermutet hatte. Sie würde es Monot am nächsten Tag erzählen, das würde ihm guttun.
    Abends rief Joa an. Der Notar hatte das Testament eröffnet. Saint-Croÿs Kinder erhielten nur ihren Pflichtteil und Joa den ganzen Rest, unter anderem die Wohnung in der Rue Robert-Estienne. Sie habe den Sprösslingen von Saint-Croÿ einen Monat Zeit gegeben, um zu verschwinden. Die Kommissarin sagte ihr, sie freue sich für sie, und das stimmte auch.

Kapitel 20
    Donnerstag, 21 . März
    » Wir operieren ihn morgen«, kündigte die Oberschwester an. Sie wagte es weder, Viviane anzulächeln, noch eine besorgte Miene zu machen. Sie versuchte ein neutrales Gesicht zur Schau zu stellen, und das war furchtbar.
    Monot lag immer noch dort, zwischen seinen Schläuchen. Etwas weniger blass, dafür etwas grüner. Viviane teilte

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