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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hätte es dir besser gefallen, wenn Abdullah-Ibrahim dich ›typisch türkisch‹ genannt hätte?«
    »Nöö, ich glaub nicht.«
    »Siehst du, es geht nicht darum, ob ›deutsch‹, ›türkisch‹ oder ›japanisch‹. Es geht einzig und allein um das ›typisch‹. Kein Mensch möchte jemals etwas Typisches sein. Selbst wenn du zu einer Frau, die ständig versucht, besonders weiblich auszusehen, ›typisch Frau‹ sagst, dann wäre sie bis zu ihren Pfennigabsätzen – oder soll man jetzt Centabsätze sagen? – schwer gekränkt. Das ist halt so. Egal ob Frau, Türke oder Cluburlauber, jeder will einzigartig und originell sein. Kein Schwein möchte etwas Typisches sein!«
    »Du meinst also, dass sogar die Schweine sich ärgern, wenn die Hühner ›typisch Schwein‹ zu ihnen sagen würden?«
    »Ja, Osman, aber nur die Dritte-Gürtel-Schweine, die was auf sich halten. Gute Nacht!«

|60| Kanake, hau doch ab!
    Nach nur ein paar Stunden extrem unruhigen Schlafes, in dem ich ständig von Alpträumen geplagt wurde, in denen die Typisch-Deutschen gegen die Typisch-Schweine Fußballtennis gespielt und jämmerlich verloren haben, wache ich übel gelaunt auf. Und der Schiedsrichter war natürlich ein Typisch-Außerirdischer mit zwei Antennen an den Ohren und ziemlich grünem Gesicht. Eigentlich gucke ich ja keine Seinz-Fiktschn-Filme. Wie ich trotzdem von dem Schiedsrichter mit grünem Gesicht träumen konnte, ist mir ausgesprochen schleierhaft. Der Schiedsrichter war total unfäir, unkorrekt und voreingenommen. Ich glaube, im Universum geht’s auch nicht besser zu als auf unserer verlogenen Erde. Die Menschheit kann getrost die Hoffnung aufgeben, dass die Außerirdischen sie mal retten werden. Glaubt mir, dadurch wird’s auch nicht besser!
    Nach diesem typisch bescheuerten Traum ist es nur folgerichtig, dass ich von typisch rücksichtslosen bulgarischen und rumänischen Klempnern und Fliesenlegern brutal geweckt werde. Es ist erst sieben Uhr. So früh am morgen bohren, hämmern und stemmen diese Kerle, was das Zeug hält. Diese Schwarzarbeiter treiben mich zur Weißglut!
    Dank der riesigen Staubwolke von den abgeschlagenen |61| Fliesen sieht meine kleine Tochter Hatice, die gleich zur Schule muss, wie ein kleiner Schneemann aus. Alles, was man anfasst, ist wie mit Puderzucker bedeckt. Schmeckt nur nicht so gut.
    Ich laufe sofort nach unten, um die Kellertür abzuschließen. Garantiert wollen diese ständig hungrigen Bauarbeiter irgendwas aus unserer Tiefkühltruhe mitgehen lassen und entdecken dabei Adolf. Aber zuerst mache ich eine Entdeckung: nämlich, dass die Kellertür gar kein Schloss hat. Und dann sehe ich viele kleine Papierschnipsel direkt neben der Tiefkühltruhe liegen. Wo kommen die denn plötzlich her? Als ich mir die kleinen Dinger genauer anschaue, sticht mir sofort das Wort »Mörder« ins Auge. Was soll das denn nun schon wieder? Wer hat das geschrieben? Und warum hat er es dann zerrissen? Mir rasen tausend Gedanken durch den Kopf. Blitzschnell sammele ich alle Papierstückchen auf und laufe nach oben.
    Eminanim steht im Flur und gestikuliert wild. Offenbar versucht sie die Bulgaren davon abzubringen, eine tragende Wand völlig wegzuschlagen.
    Ich renne in Mehmets Zimmer. Bei dem Lärm ist sogar er schon aufgewacht.
    »Welcher Idiot hat diese Penner denn so früh am Morgen bestellt?«, flucht er verärgert.
    »Keine Ahnung. Die kann man sowieso nicht bestellen. Die kommen und gehen, wann sie wollen.«
    »Und was willst du in meinem Zimmer? Hier kannst du nicht schlafen!«
    »Mehmet, schau dir diese Papierschnitzel an. Auf dem hier steht ganz eindeutig ›Mörder‹ drauf.«
    |62| »Was? Mörder? Wer hat das geschrieben?«
    »Ich weiß nicht. Das lag direkt neben Adolf auf dem Boden.«
    »Und warum hast du den Zettel zerrissen?«
    »Das war ich nicht.«
    »Gib das her. Wir müssen das wie ein Pazzel zusammensetzen.«
    »Wie ein Pazzel?«
    »Ja. Hatice kann das am besten«, murmelt Mehmet und zerstreut die kleinen Papierschnipsel auf seinem Schreibtisch. »Aber warum schreibt jemand einen Brief an uns, zerreißt ihn dann und wirft die Schnipsel neben die Tiefkühltruhe?«
    »Wenn ich das bloß wüsste. Vielleicht waren es ja zwei Personen. Der eine hat geschrieben, und der andere hat zerrissen. Genauso, wie sie Adolf erledigt haben. Der eine hat zugehauen, und der andere hat geschossen. Die Täter scheinen sich nicht ganz grün zu sein.«
    »Du meinst, wir haben es hier mit siamesischen Zwillingen als

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