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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Exemplare oder das ganze Geschwader ruhig ein paar Tage zu mir schicken, dann sehe ich wenigstens meine Patenkinder mal wieder. Bis sie kommen, sollte ich mit meiner Übersetzung so gut wie fertig sein.«
    Pia nickte anerkennend. »Kiemenkerle, Blinkerbabys – und dann noch vier Teenager außer Rand und Band. Du schreckst wirklich vor nichts zurück. Dafür zahle ich unseren Kaffee.« Pia legte Geld auf den Tisch. Dann zog sie einen Umschlag aus der Handtasche und gab ihn Pippa. »Der ist für Tibor. Ich … schulde ihm noch etwas …«
    »Sag nicht, dass du mit ihm gewettet hast!«, rief Pippa entgeistert.
    Pias schuldbewusster Blick war Antwort genug.
    »O nein«, sagte Pippa kichernd. »Spuck es aus: Worum ging es?«
    »Um die Verlässlichkeit hiesiger Lieferanten im Bereich Sanitärbedarf«, gab Pia zerknirscht Auskunft. »Ich habe Tibors Insiderwissen dramatisch unterschätzt. Für ihn waren die blauen Fliesen fürs Bad in Matt keine Überraschung.«
    Nachdem Pia sich verabschiedet hatte, schob Pippa ihr Leihfahrrad auf das gegenüberliegende Gebäude zu. Sie spielte mit dem Gedanken, auf Tatjana zu warten, um sie zu fragen, ob sie Lust auf einen Galeriebesuch hätte. Im Inneren des Torbogens entdeckte Pippa ein Hinweisschild und ging neugierig darauf zu. »Privatklinik Saint-Georges«, las sie murmelnd die Aufschrift und sog dann scharf die Luft ein. Es handelte sich um eine Klinik für Menschen, die sich ein Kind wünschten und ohne ärztliche Hilfe keines bekommen konnten.
    Oha, dachte Pippa betroffen, daher weht der Wind. Das wird länger dauern, und ganz sicher ist Tatjana nach diesem Termin auch nicht unbedingt nach Gesellschaft zumute.
    Sie fuhr das kurze Stück hinunter bis zur Rue Metz und dann direkt vor das L’Hôtel d’Assézat, das die Fondation Bemberg beherbergte. An der Leihstation gegenüber gab sie ihr Fahrrad zurück, ging dann in den Innenhof des prächtigen Gebäudes und blickte sich staunend um. Auf zweisprachigen Tafeln erfuhr sie alles Wissenswerte über die Geschichte des Bauwerks und stellte erfreut fest, dass sie durch ihre Italienisch- und Französischkenntnisse viel mehr Okzitanisch verstand als gedacht.
    Meine Güte, diese Pracht ist schon 1555 entstanden, dachte Pippa beeindruckt. Die Kaufleute müssen mit Pastel wirklich ein Vermögen verdient haben, wenn sie sich derart prunkvolle Paläste bauen konnten.
    Sie stieg eine Steintreppe zu zwei steinernen Löwen hinauf und schaute sich noch einmal im Innenhof um. Rechts von ihr, auf Höhe des ersten Stockwerkes, führte ein Laubengang an einer Backsteinwand entlang, die sie spontan an ähnliche Gänge in Italien erinnerte. Leo …
    Energisch schüttelte sie die Gedanken an ihn ab und betrat das Gebäude.
    »Der Rundgang beginnt eine Treppe über uns im venezianischen Zimmer, Madame«, sagte der Museumsangestellte freundlich.
    Denkste, Leo, dachte Pippa, nicht Venedig. Ich mache es anders. Ich beginne ganz oben und schaue mir Bonnard und seine Mitstreiter an, und dann gehe ich die Säle in umgekehrter Reihenfolge zurück. Solltest du tatsächlich im venezianischen Zimmer auf mich warten, hast du bis dahin längst die Geduld verloren.
    Sie begab sich direkt in den Saal, der ausschließlich Pierre Bonnard gewidmet war. Auf der Schwelle zögerte sie: Eine Schulklasse saß am Boden und lauschte den Ausführungen ihres Lehrers. Eigentlich hatte Pippa sich auf stille Momente vor farbenprächtigen Bildern gefreut, statt einer Meute Jugendlicher zu begegnen. Sie erkannte aber rasch, dass sie entgegen ihres ersten Eindrucks das große Los gezogen hatte, denn der Pädagoge erzählte spannend und lehrreich von Bonnards geschickter Verwendung des Lichts, seiner Liebe zur Malerei des Gefühls statt der Theorie und seiner grenzenlosen Farbausgelassenheit.
    Neugierig folgte Pippa der Gruppe von Raum zu Raum. Dabei lernte sie auch einiges über die Maler um Bonnard, und als der Lehrer seine Schüler aufforderte, sich ein Bild zur näheren Betrachtung auszusuchen, sagte er etwas, was sie hellhörig und nachdenklich zugleich werden ließ: »Seht euch das Bild genau an und fühlt die Wirkung auf euch selbst. Es ist im Bild nicht immer das vorhanden, was wir darin zu sehen glauben. Wir selbst bringen unsere Geschichte mit, und unser Blick interpretiert aufgrund unserer eigenen Welt. Eure Gedanken und Gefühle sind immer echt und wahrhaftig, denn sie gehören ganz euch – das heißt aber nicht, dass der Maler oder der Künstler mit seinem Werk

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