Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Angestellten der Souvenirläden und das Servicepersonal der Hotels und Pensionen. Eigentlich jedem, der möchte.«
»Und da kommt jemand? Freiwillig?«, fragte Pippa erstaunt.
Pia zwinkerte ihr zu. »Pascal serviert nach der Schulstunde das jeweils passende Gericht. Das steigert die Attraktivität deutscher Grammatik beträchtlich.«
»Die Kurse haben großen Zulauf, denn hier gibt es im Winter wirklich sehr wenig Abwechslung«, erklärte Lisette. »Die deutschen Touristen schätzen es, französisch zu speisen, scheuen sich aber häufig, französisch zu sprechen. So ist jedem geholfen. Vor allem, wenn es um den Erwerb von Angelscheinen oder Hilfegesuche an die Polizei geht.«
Sie bat ihre Gäste an einen einladend gedeckten Tisch.
»Setzen wir uns doch. Ich leiste euch Gesellschaft, wenn ihr erlaubt.« Aus einer Karaffe füllte Lisette Legrand die Gläser mit Wasser, bevor sie selbst Platz nahm.
»Darf ich fragen, wie es Sie aus dem Elsass in diese Gegend verschlagen hat?«, fragte Pippa neugierig.
»Mein Ferdinand stammt aus Chantilly, hat aber im gleichen Hotel gearbeitet wie ich. Wir haben uns verliebt, und als sich die Gelegenheit bot, in seiner Heimat dieses Haus zu übernehmen, haben wir zugeschlagen – zusammen mit meiner Schwester.« Nach kaum spürbarem Zögern fuhr sie fort: »Wir haben all unser Geld und unsere Schulden zusammengetan, um …«
Die Schwingtür zur Küche flog auf, und der Koch kam herausgestürmt. Er hatte drei Teller dabei und stellte sie schwungvoll vor den Damen ab, bevor er sich Pippa zuwandte, um sie zu begrüßen.
»Gestatten: Pascal Gascard. Ergebenster Diener«, sagte er und verbeugte sich.
Pippa nickte nur und starrte den attraktiven Elsässer offenen Mundes an. Er hatte dunkle Haare, einen schmalen Oberlippenbart und ein winziges Ziegenbärtchen, das seine Grübchen vorteilhaft zur Geltung brachte. Seine braunen Augen sprühten vor Temperament und guter Laune. Hätte Hollywood Bedarf an der perfekten Verkörperung eines fröhlichen, gutaussehenden Franzosen, dachte Pippa fasziniert, Pascal wäre die Idealbesetzung. Mühsam riss sie den Blick von seinem Gesicht los und fixierte das undefinierbare Gericht auf ihrem Teller. Es bestand aus einer dicken, gebratenen Wurstscheibe, die um einiges weniger ansprechend aussah als ihr Koch.
»Was … was servieren Sie uns denn da Schönes?«, stotterte sie hilflos, als Pia begeistert rief: »Melsat mit Knoblauch! Gebraten! Pascal, du bist ein Schatz!«
Pascal grinste zufrieden, drehte sich um und eilte zurück in seine Küche.
Pia und Lisette aßen bereits mit großem Appetit, aber Pippa sah noch immer zweifelnd auf ihren Teller.
»Los, trau dich«, nuschelte Pia mit vollem Mund. »Du wirst dich sofort verlieben.«
Pippa probierte einen Bissen und musste Pia zustimmen. Verlieben würde sie sich – und vermutlich nicht nur in die köstliche Wurst.
Kapitel 4
D ie kleine Ferienwohnung im zweiten Stock des Vent Fou war wie für Pippa gemacht. Blanke Holzdielen auf dem Fußboden, schlichte Möbel und Fenster mit Ausblicken, die Ansichtskarten zur Ehre gereicht hätten.
Vom kombinierten Schlaf- und Arbeitszimmer aus konnte sie das gesamte Panorama vom See bis zu den Bergen überblicken, und das Bad verfügte über ein Fenster zur Liegewiese des Pools und zur schmiedeeisernen Wendeltreppe, die außen am Haus als Fluchtweg diente. Durch die bodentiefen Fenster des Wohnraums mit Küchenzeile und Sofa sah man auf den Eingang des Restaurants, den Hof und die überdachte Terrasse.
Höchst angetan von ihrem Domizil auf Zeit kehrte Pippa nach ihrem Rundgang zu Pia zurück, die auf der Arbeitsplatte der Küchenzeile saß, mit den Beinen baumelte und erwartungsvoll grinste. »Genau dein Geschmack, oder?«
»Absolut! Ich bin beeindruckt«, sagte Pippa begeistert.
»Das war nicht zu übersehen.«
Pippa wunderte sich kurz über Pias süffisanten Tonfall. Verdutzt ließ sie sich auf einen der Küchenstühle fallen, als ihr ein Licht aufging. »Du meinst überhaupt nicht diese entzückende Wohnung – du sprichst von Pascal! Du hattest Hintergedanken, als du mich hierhergelockt hast.«
Pia präsentierte einen unschuldigen Augenaufschlag. »Ich wollte nur das Notwendige mit dem Angenehmen verbinden. Jedes Obsttörtchen wird durch einen Klecks Sahne geadelt. Und wenn die Sahne dann noch von einer leckeren Kirsche gekrönt wird …«
Wie aufs Stichwort kam das Gesprächsthema mit Pippas Gepäck zur Tür herein.
»Mit der Kirsche
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