Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Manni …»
Ich würde nicht behaupten, dass Anrufe von Manfred Kreutzer jemals passen würden, aber jetzt passt es wirklich ganz und gar nicht.
«Unn wie?», fragt er.
«Na ja, äh …», stammele ich.
«Es muss, gelle? Als weiter, sach isch immer.»
Manni Kreutzer, ein Mann, der vor seinem recht frühen Vorruhestand bei einer Vogelsberger Heimatzeitung arbeitete, beehrte uns im vergangenen Jahr ein paar Wochen als Praktikant in der Polizeidirektion. Mein Vater, der ihn seit Jahrzehnten kennt, wurschtelte ihn rein, und wir durften die Konsequenzen tragen. Manni versuchte sich seit längerem im Schreiben eines Kriminalromans. Er plant eine «vierbändige Triller-Trillogie», wie er jedermann gern erzählt. Zu diesem Zweck schnappte er reale kriminalistische Luft und ließ sich von unserer gemütlichen Polizeidirektion inspirieren. Jedem, der ihm vor die Flinte kam, las er Auszüge vor, ob er wollte oder nicht. Die unfreiwillige Komik seines Werkes erschloss sich indessen leider keinem einzigen Verlag. So «unterbrach» er ein wenig frustriert seine schriftstellerischen Ambitionen und konzentrierte sich seitdem stärker auf die zweite Karriere als Countrymusiker. Mit seiner Combo «Manni & The Overhesse» zieht er durch Oberhessen, von Bierkneipe zu Bierkneipe, schmettert dort seine gewagten Eigenkompositionen, und wenn er Glück hat, kommt auch mal so etwas wie Publikum.
Manni hat den Kontakt zu mir nie abreißen lassen. Und mich hat er ja nicht gefragt. Wenn ich Glück habe, ruft er an, wenn ich Pech habe, steht er mit einem Packen Sixpack unangemeldet abends um zehn bei mir vor der Haustür.
Perverserweise mag ich ihn inzwischen sogar ein bisschen, den Manni, und manchmal treffen wir uns tatsächlich auch einmal auf ein Bier. Langweilig jedenfalls ist es mit ihm nie. Und von seiner Countryband bin ich heimlicher Fan. American Bluegrass Music auf Oberhessisch, das muss ihm erst einmal einer nachmachen.
«Hier, haste grad Internet?», röhrt er wie immer viel zu laut ins Telefon.
«Wie? Wie meinste das?»
«Ei, Indernet, kannste da grade mal rin?»
«Nee, im Moment ist gerade schlecht. Ich bin mit meinen Kindern in …»
«Musste gugge, hier, Henny, ehrlich, musste dir angugge. Pass acht, schnall disch an. Die habbe misch genomme!»
Ich blase die Backen auf und atme tief durch. Die haben ihn genommen. Meine Kinder scheinen sich sehr zu amüsieren. So hat dieses Gespräch also doch auch etwas Gutes.
«Henny, haste gehört, genomme habbe die misch! Soll isch dir sage, wofür die misch genomme habbe?», fragt Manni weiter.
«Wer denn überhaupt?», frage ich genervt zurück.
«Ei, die von Indernet!»
Ich schweige.
«Ei, von In-der-net, die habbe misch uffgenomme, isch bin jetzt dabei, bei dene Jutupps!»
«Bei wem?»
«Jutupps!»
Was redet der Mensch?
«Ei, da wo diese viele Filmsche laufe … schnall disch an, da isser jetzt auch dabei, dein guter Kumbel Manni!»
«Ach,
YouTube
meinst du?», wird mir dann endlich klar.
«Mit meiner Kauntri-Combo sind mir jetzt dabei. Isch fass es net, die habbe misch da wirklisch genomme. Weißte, mit dem Grillschwenker-Song … da sinn mer jetzt drin. Und da kannste lese, wie viel das schon angeguggt habbe, da stehe mir jetzt schon, halt disch fest, bei 38 !»
Inzwischen giggeln Melina und Laurin. Vermutlich können sie Mannis Begeisterungsschreie auch mit einem Meter Abstand zum Telefon hören.
«O.k., Manni, ich schau’s mir mal an und melde mich wieder, wenn ich …»
«Das ist escht der Hammer, das Video. Hier, und das läuft net nur in Oberhesse oder in Dings … Deutschland. Das wird
weltweit
ausgestrahlt. Isch glaub, jetzt habbe mer, wo mir auch beim Indernet so da vorne mitschwimme, ne gute Schangse, dass da mal Produzente uff misch uffmerksam werde. Weil, Henny, dieses Jutupp musste als Werbeplattform verstehe, weißtewieischmein? Maggdng!»
«Bitte?»
«Maggeding!»
Nun fuchtelt Melina mit den Händen vor mir herum, sodass ich kurz mein Handy zuhalte und sie frage, was denn los sei.
«Sag doch deinem Manni, dass …»
«Das ist nicht mein Manni», falle ich ihr brüsk ins Wort.
Wieder kichert sie. «Ja, o.k., ich meine, frag doch deinen Manni mal, ob er nicht Opa suchen kann. Macht der doch bestimmt, oder? So langweilig, wie dem immer ist.»
Eine super Idee, da hat sie recht. Meine Kollegen von der Polizei als Suchtrupp loszuschicken wäre deutlich verfrüht. Manni aber kann man immer losschicken.
Als ich das Handy wieder an mein
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