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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Ohr lege, hat Manni zu singen begonnen. Ich unterbreche ihn, schildere das morgendliche Verschwinden meines Vaters und beauftrage ihn mit der hobbypolizeilichen Suche. Manni ist Feuer und Flamme.
    «Hier, Henny, du weißt, wenn Not am Mann ist, da bin isch da. Da wird net lang gefackelt. Da lass isch alles stehe und liege, da kenn isch nix. Da ist uff misch Verlass. Wenn Hilfe gebraucht wird, da zöger isch keine Sekunne. Und vor allem: unbürokratistisch und … isch will dafür nix habbe, ne? Haste gehört, Henny, net, dass du dafür irgendwas zahle willst oder dergleische, lass mal stecke, gelle? Dafür kenne mir zwei uns viel zu gut, oder? Oder? Du weißt, dass du immer mit mir reschne kannst. Umgedreht weiß isch ja auch, dass …»
    «Ähm, Manni, würdest du dann …?»
    «… da weiß isch auch, wenn isch ma Hilfe brauch, eine kurzer Ruf, und du stehst bei mir uff de Matte.»
    Einmal mehr atme ich tief durch. Vielleicht muss ich doch einen zu hohen Preis hierfür bezahlen.
    Manni redet weiter: «Sei versischert, mein Lieber, isch werd misch da richtig rinnhänge und alles gebbe, dass isch dir da helfe kann, gelle? Das wär doch gelacht, wenn man deinen alten Herrn net wiederfinde würde, was? Vertrau mir, Henny, das kriege …»
    «Sorry, Manni, ich würde dich jetzt wirklich bitten …»
    «Nix für ungut, Henny, aber isch hab jetzt keine Zeit mehr, zu plaudern. Isch denk ma, das is auch in deinem Sinne, wenn isch misch jetzt gleisch uff die Such mache, oder? Rumplaudere, das könne mer dann ja später immer noch, gelle?»
    Nun nicke ich einfach stumm, und einen kurzen Moment später legt Manni Manfred Kreutzer tatsächlich auf.

Kapitel 8
    D as war es also mit unserem netten Berlin-Trip.
    Es ist fast acht, wir rattern wieder auf Schienen durch Hessen und noch immer kein Lebenszeichen von meinem Vater. Miriam habe ich kurz vor unserer Abreise über die aktuelle Situation informiert. Auch sie zeigte sich besorgt. Es scheint, als ob sie sein Verschwinden mit den Schüssen auf dem Friedhof in Zusammenhang brächte. Ich verdränge diesen Gedanken, so gut es geht, und versuche, es nicht an mich heranzulassen. Verdrängen kann ich gut, auch wenn es selten dauerhaft hilft.
    Wir spielen Mau-Mau. Ohne Zwei-ziehen-Verlängern. Das ist zwar langweilig, aber Laurin will das nicht, er könne so viele Karten nicht auf der Hand halten. Und es würde auch immer nur ihn treffen, da seine Schwester «mit Absicht» die 7 er-Karten extra nur für ihn aufbewahren würde.
    Sonst reden wir nicht viel auf der Zugfahrt. Jeder macht so sein Ding. Es rührt mich, wie Melina sich aus freien Stücken darum kümmert, dass ihr kleiner Bruder seine Sachen nirgends liegenlässt, und nun sogar wie ihre Oma auf der Hinfahrt Apfelstücke zurechtschneidet. Die Hunde fahren wieder maulkorbfrei durch Deutschland. Da sie allerdings während der Fahrscheinkontrolle friedlich schliefen, gab es diesmal keine Probleme. Ich weiß nicht, ob ich erneut die Kraft gehabt hätte, auf Verdacht dem Zugpersonal Alkoholismus zu unterstellen.
     
    Meine Mutter dreht völlig am Rad. Sie ist außer sich vor Sorge und hat beschlossen: Ihr Mann ist tot. Meine Mobilbox ist voll von ihren Phantasien, was ihm alles passiert sein könnte. Wenn wir zu Hause sind, werde ich sofort zu ihr fahren und sie im Härtefall zu uns holen müssen. Das steht außer Frage.
    Mir selbst fehlt komplett eine Vorstellung davon, was mit meinem Vater geschehen sein soll. Er war zwar noch niemals in New York, doch glaube ich weniger, dass er nach dem Berliner Vorkommnis aus seinem alten Leben ausgestiegen ist und unter falschem Namen in Lederjacke die Route  66 auf der Harley abfährt oder den Mount Everest ohne Sauerstoff besteigt. Es ist ebenso wenig davon auszugehen, dass er zu einer vierzig Jahre jüngeren schwangeren Geliebten nach Venedig gereist ist, um ab sofort täglich im Bötchen auf dem Kanal «O sole mio» zu singen. Wäre doch mein Vater nur ein ganz kleines bisschen so verwegen, dann stünden die Chancen besser, dass es ihm gutgeht. Wieder schiebe ich diese Gedanken weg und vergesse, «Mau» zu sagen.
     
    Eine Stunde später, um kurz nach neun, steigen wir in Bad Salzhausen aus dem Zug der Hessischen Landesbahn. Während des gesamten Fußweges vom Bahnhof nach Hause sehen wir keine Menschenseele auf der Straße. Nicht einmal eine Katze macht die Hunde nervös. Wir hören auch nichts, außer Blätterrascheln. Bad Salzhausen schläft still vor sich hin und zeigt Berlin,

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