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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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nicht. Außerdem ist das hier eine gute Chance. So viele Menschen auf einem Haufen …»
    «Hmm», mache ich.
    «Und außerdem warten wir doch eh hier die meiste Zeit nur rum.»
    Da hat sie natürlich recht. Eigentlich bestehen diese Jugendfußballturniere in der Hauptsache aus Warten. Viel zu viele Mannschaften auf viel zu wenigen Plätzen haben viel zu viele Spiele zu absolvieren. So ist nach einem zehnminütigen Spiel eine neunzigminütige Pause nicht selten. Man braucht neben Regenschirmen viel Geduld.
    «Warum hat denn der Laurin gar nicht gespielt?», fragt Ulrike und schüttelt sich wie ein nasser Hund das Wasser aus den Haaren.
    «Höööhhh», macht da der von einigen Wassertropfen getroffene Reimund, der versetzt hinter uns steht und seinen Sohn und linken Verteidiger Robert mit Chips und Cola versorgt.
    «Na ja, weil er eben Einwechselspieler ist», antworte ich kurz und vielleicht etwas zu schroff auf die Frage meiner Schwester.
    «Aha, ein Einwechselspieler, aha», murmelt Ulrike. «Und warum wurde er dann nicht eingewechselt?»
    «Das wird er nie», mischt sich Mutter ein. «Laurin muss immer draußen stehen. Das ist furchtbar. Was glaubst du, wie das deinen Vater immer geärgert hat, wenn Laurin nicht spielen durfte.»
    Mutter hält inne und kämpft mit den Tränen. Ulli legt tröstend einen Arm um sie.
    «Weißt du, Ulli, da schlägt man sich einen ganzen Tag lang die Stunden auf diesen Fußballplätzen um die Ohren, und dann spielt er nicht mal, unser Enkel. Ich als Mutter würde mir das nicht bieten lassen. Aber dein Bruder macht ja nichts dagegen.»
    Der Bruder, der direkt danebensteht, sagt: «Er ist eben im Moment nicht gut genug. Und hier gilt eben auch das … äh … Leistungsprinzip.»
    Laurin kann uns zum Glück nicht hören. Er sitzt weit genug entfernt auf der nassen Wiese und blättert in einem Buch.
    «Echt?», fragt Ulrike verwundert nach. «Leistungsprinzip? Bei deeeen kleinen Jungs schon? Das ist ja furchtbar.»
    Sie schüttelt energisch ihren Kopf, sodass ein weiterer Regentropfen in Richtung Reimund segelt. «Geht es hier nicht um ganz was anderes? Geht es hier nicht um Spaß und Freude an der Bewegung? Darum, Teamfähigkeit zu entwickeln, sich in solch einem Mikrokosmos zu finden und zu definieren? Um anderen Kulturen zu begegnen? Mit Freude sehe ich, wie viel türkische Jungs hier dabei sind.»
    «Die nemme unser Jungs aber die Stammplätz weg, die Täkke!»
    Es war zu befürchten, Reimund, der dafür bekannt ist, politisch immer mal wieder etwas zu weit nach rechts abzudriften, ist beim Wort «türkisch» hellhörig geworden.
    «Is doch wahr, das geht hier bei de Kinner schon los und endet in der Nationalmannschaft. Das is meine persönliche Meinung. Guckt eusch das doch an, Özil, Gündogan et cetera pepe, und das is nur der Anfang! Bald habbe unser Jungs gar kein freie Platz mehr in der Mannschaft. Da stehe nachher nur noch Migrante rum, die das Maul bei der Nationalhymne net uffbekomme. Das is mei persönliche Meinung. Hier, net, dass wir uns falsch verstehe, isch hab nix gege unsere Täkke, grundsätzlich jedenfalls net, wenn sie anständig bleibe und die Hymne mitsinge, nur die Stammplätz müsse se unser deutsche Jungs net wegnemme, oder? Das is jedenfalls mei persönliche Meinung.»
    Ich kenne seine «persönliche Meinung» leider schon allzu gut und habe einige Male vergeblich versucht, mit ihm zu diskutieren, bleibe daher heute mal gelassen. Ulrike allerdings steht der Mund offen.
    «Das darf mer net laut sage, isch weiß. Auch bei uns im Verein net. Da spiele ja auch so ein paar von dene mit. Da braucht ihr eusch net wunnern, wenn euer Laurin da drauße rumstehe muss. Wisst ihr, wie isch mein? Das ist halt mei persönliche Meinung.»
    Danach ist es kurz still, alle hören, wie der Regen unaufhörlich auf die Pfützen prasselt, da sagt meine Mutter ruhig und abgeklärt in Richtung Reimund:
    «Was sind Sie nur für ein dummer, dummer Mensch, wirklich, ein ganz ungehobelter, ungebildeter, dummer, dummer Mensch! Seien Sie froh, dass mein Mann heute nicht hier sein kann, der hätte Ihnen aber so was von die Meinung gegeigt.»
    Nun steht Reimund der Mund offen.
    Wenig später gewinnen «wir» das zweite Spiel mit 2 : 0 gegen Schwarz-Weiß Ohmes. Die Tore schossen Yassin und Yilmaz, Laurin blieb draußen.
     
    Es ist Zeit, Würstchen zu holen. Das ist schon Tradition. Immer zwischen dem ersten und zweiten Spiel hole ich uns Bratwürste.
    Etwas ungeduldig stehe ich in einer

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