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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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aufzupassen, wenn du nicht da bist? Mal soll ich voll die Erwachsene sein, und dann bin ich wieder ein Scheiß-Kind, oder was?»
    Melinas Stimme ist im Begriff, sich zu überschlagen. Ganz unrecht hat sie nicht. Nein, sie hat vielmehr vollkommen recht.
    «Ich bin dir wirklich dankbar, Melina, wie du hier mitmachst, seit Mama … äh, weg ist.»
    «Seit Mama … äh, weg ist», äfft sie mich nach. «Du redest mit mir, als wäre ich entweder ein Baby oder behindert.»
    «Ach, das stimmt doch nicht», sage ich betont ruhig, um die Schärfe rauszukriegen. Doch alles andere würde Melina vielleicht wollen, nur die Schärfe rauskriegen, das will sie ganz bestimmt nicht.
    Nun kreischt sie mich an.
    «Sag doch endlich mal, was wirklich los ist. Net immer drum herum. Was ist denn mit Opa? Was war denn los in Berlin? Sag mir doch mal die fuck brutale Wahrheit und spiel mir net den Ich-hab-alles-im-Griff-Super-Daddy vor. Den nehm ich dir sowieso nicht ab. Und wenn ich gleich anfange zu flennen, dann nimm mich bloß nicht wieder in den Arm!»
    Dann weint sie. Und ich stehe blöd da und nehme sie nicht in den Arm.
    Stattdessen ziehe ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und würde es ihr am liebsten gleichtun. Auch mich nimmt keiner in den Arm.
     
    Ich brauche frische Luft, rufe Melina und Laurin zu, dass ich noch eine kleine Runde drehe. Ja, ohne die Köter. Ohne Zweck, einfach so, ein bisschen allein sein, einen Nachtspaziergang machen. Ich verlasse unser Haus, laufe den Berg hinab, überquere die Kurstraße und gehe Richtung Kurpark. Ich kann dies hier alles nicht mehr sehen. Ich will hier weg, ich will nach Berlin. Ich will in hippen Konzept-Bars sitzen, mit meinen neuen jungen Freunden, den ausschließlich gutaussehenden erfolgreichen Menschen, die an spannenden kreativen Projekten arbeiten, enge T-Shirts und schicke Brillen tragen. Ich will mit ihnen über die vielen Touristen stöhnen und mich mit abschätzigem Blick darüber lustig machen, wo ich aufgewachsen bin. Meine neuen Freunde lachen dann ausgelassen über meine Provinzanekdötchen und sagen um vier Uhr morgens zu mir: «Wow, Henning, du bist echt ein stranger Typ. Wir wussten gar nicht, dass Polizisten so szenig sein können.»
    Ich lächle dann still in mich hinein und erzähle meine irre spannende Lebensgeschichte von einer Exfrau im Knast und dem verschwundenen Vater. Ungläubig hängen sie an meinen Lippen. «Wahnsinn», sagen sie dann, «und das hast du alles so hinter dir lassen können?»
    Am Ende nicke ich gewichtig, zahle für alle die Rechnung, gehe nach Hause, habe dort mit der Schönsten aus der Runde unverbindlichen Sex und verabrede mich für den nächsten Vormittag zum Vernissage-Brunch mit Ambient Music.
    Dann bleibe ich stehen, blicke in den gewittrigen Himmel und fühle mich lächerlich.
    Hinter mir raschelt es. Ich blicke mich um, sehe aber nichts. Ich gehe weiter und höre wieder ein Geräusch. Ich ignoriere es, laufe einfach weiter und nehme mir vor, mich morgen in aller Ernsthaftigkeit an die Bewerbung für die Berliner Polizeistelle zu setzen. Nun finde ich mich noch lächerlicher. Als würden die dort auf mich warten. Ich höre Schritte. Eindeutig. Doch wieder ist niemand zu sehen.
    Doch, da ist jemand. Keine Frage. Es ist fast Mitternacht. Um diese Zeit ist hier sonst nie jemand. Hier stimmt was nicht. Nun höre ich Geraschel.
    Ich werde verfolgt, so viel ist klar. Ich ändere die Richtung, laufe wieder zurück. Immer wieder drehe ich mich um. Diesmal erkenne ich einen Schatten, der hinter einem Baum zu verschwinden scheint. Was soll ich tun? Schreien? Wegrennen? Ich bekomme Angst. Scheiße. Ich glaube, ich habe ein Problem. Wer will hier was von mir? Ist das der Mörder meines Vaters? Bin ich jetzt dran? Ist es Maik Fichtenau? Ich habe kein Handy dabei. Soll ich laut um Hilfe rufen? Ich erwarte sekündlich, dass etwas Schlimmes passiert. Fallen jetzt wieder Schüsse, so wie in Berlin?
    Dann renne ich los. Mit dem Ergebnis, dass ich über die eigenen Füße stolpere und auf die Fresse fliege. Ich bleibe benommen liegen und höre Schritte auf mich zukommen.
    «Bist du okay?», fragt eine dünne Frauenstimme. Ich richte mich auf und erkenne die … Dings. Die Dings vom Klassentreffen.
    «Was machst
du
denn hier?», fahre ich sie an.
    «Oh, ’schuldigung, hihi, ich wollte dich nicht erschrecken. Oh, das tut mir leid.»
    Jetzt sage bitte nicht, dass du zufällig in der Gegend warst!
    «Ich war grad zufällig in der Gegend», sagt sie,

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