Tote Kehren Nicht Zurück
die Kochnische des Raums, stellte ihre Handtasche auf die Arbeitsplatte und das Bild daneben (es zeigte den verstorbenen Mr Flack), um anschließend Zucker in Schalen zu schütten und Biskuits auf Teller zu legen.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, meine Liebe, ich weiß es nicht«, lautete ihre Antwort auf Merediths neugierige Fragen.
»Ich weiß nur, ich bin plötzlich aufgewacht, weil ich ein ganz merkwürdiges Geräusch gehört hab. Eine Art langes Buuuummm!« Sie sah Meredith an.
»Wissen Sie, was ich meine?«
»Eine Explosion?«, fragte Meredith. Mrs Flack runzelte die Stirn.
»Nicht ganz, nein … na ja, ich weiß im Grunde genommen nicht, wie sich eine Explosion anhört. Eine Art Schlag war es, dann ein zischendes Geräusch, so ein Wusch!, wie das Geräusch bei einem Feuerwerk, wenn die Zündschnur angesteckt wird. Um ehrlich zu sein, im ersten Augenblick hab ich geglaubt, irgendwelche Schabernack treibenden Jugendlichen wären in der Nacht unterwegs und würden mit Feuerwerk spielen, obwohl es nicht die richtige Jahreszeit ist. Dann wurde der Himmel rot und orange, wie diese Blutorangen, die wir als Kinder bekommen haben und die man heutzutage in keinem Geschäft mehr finden kann. Mein Schlafzimmerfenster zeigt auf Harrys Tankstelle hinaus. Ich hab rausgesehen und festgestellt, dass Harrys Bungalow brannte.« Sie hatte unterdessen angefangen, Tee in Becher zu schütten, doch jetzt stockte sie.
»Ich habe Harry nirgends gesehen. Sie?« Sie klang besorgt.
»Ich hatte gehofft, er wäre hier bei den anderen.« Meredith hatte Harry Sawyer ebenfalls nicht gesehen.
»Das heißt nicht, dass er nicht noch am Leben ist«, versicherte sie Mrs Flack. Sie hatte den Krankenwagen nicht vergessen, den sie unterwegs gesehen hatte.
»Ich habe die Feuerwehr angerufen und mich angezogen«, fuhr Irene Flack in ihrer Erzählung fort.
»Ich dachte, ich könnte rüberrennen zu Harry und nachsehen, ob er aus dem Haus und alles mit ihm in Ordnung ist. Aber das Feuer war so heiß und wütend. Dann kam auch schon die Feuerwehr und die Polizei, und man sagte uns, wir müssten alle ganz schnell weg von dort.« Meredith nahm ein Tablett mit Bechern voller Tee und ging nach draußen in die Halle. Noch immer nirgendwo eine Spur von Harry Sawyer. Das sah nicht gut aus. Sie kannte niemanden von den anderen Leuten, außer der alten Frau mit dem langen Zopf, Mrs Joss, die sich in Begleitung einer Reihe unterschiedlichster Charaktere in unterschiedlichen Altersstufen befand, vermutlich ihre Familienangehörigen. Ein junger Bursche mit einem von diesen modischen Kurzhaarschnitten, forderte, dass er sein Motorrad mit in die Gemeindehalle nehmen durfte, zur Sicherheit, wie er sagte, doch Vater Holland widersprach energisch. Die anderen befanden sich mitten in einer heftigen Diskussion, bei er es um eine alte Schachtel aus Pappe ging. Die Schachtel stand am Boden, und aus ihrem Innern kam ein verzweifeltes Jaulen, gefolgt von wildem Scharren und Kratzen.
»Da sind die Katzen der alten Mrs Joss drin«, erläuterte Irene Flack, die neben Meredith getreten war.
»Jedenfalls zwei von ihnen. Sie wollte nicht ohne ihre Katzen gehen. Die dritte ist weggerannt und inzwischen wahrscheinlich über alle Berge. Die beiden anderen haben wir in diese Schachtel gestopft … nicht, dass Dan Joss besonders hilfreich gewesen wäre.« Meredith nahm an, dass Dan Joss der bierbäuchige, unrasierte und ungeschlachte Riese war, der seine Mutter mit freundlichen Worten
»tröstete«.
»Hältst du vielleicht endlich mal für eine Weile die Klappe, Mum? Deine verdammten Katzen sind in Sicherheit, und sie sind nicht gerade das, was ich als Erstes retten würde, wenn es brennt, das kann ich dir sagen!«
»Pixie ist weggelaufen!«, heulte Mrs Joss.
»Er hat bestimmt viel zu viel Angst, um von alleine wiederzukommen! Er ist auf die Felder gerannt, wo die Füchse ihn jagen werden!«
»Könnt nicht ihr euch mal für eine Weile um sie kümmern?«, wandte sich Dan Joss an die übrigen Frauen der Familie. Zwei davon machten sich über die Alte her. Sie sahen einander verblüffend ähnlich, auch wenn eine der beiden deutlich älter und stärker geschminkt war. Meredith nahm an, dass es sich um Mutter und Tochter handelte. Sie redeten lauthals auf die alte Frau ein.
»Keine Sorge, Großmutter, es ist alles in Ordnung!« Meredith trat mit ihrem Tablett zu ihnen und bot jedermann Tee an. Sie rissen ihr die Becher fast aus der Hand, einschließlich des
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