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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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übrigens gleich weitermachen. Schönen Abend!«
    Er hatte aufgelegt, der Rüpel. Es klopfte an der Tür: Willy kam sie abholen, schön wie der Fürst der Finsternis. Sie würde ihn so begleiten, wie sie war: kaum geschminkt, in ihrer Safari-Jacke mit passender Hose, einem schwarzen T-Shirt. In ihrem Schmucktäschchen hatte sie etwas mehr Auswahl gehabt. Sie trug ein kleines Collier aus grauem Metall und Ohrringe, in denen sich die Farbe ihrer Pumps wiederholte. Dem Lieutenant würde es gefallen.
    Er wagte ein kleines, bewunderndes Pfeifen. Man konnte ihm wirklich nicht lange böse sein.
    » Entschuldigen Sie, ich habe Sie warten lassen, ich war beim Multi-Club-Abend, wo alle Dörfer der Esp r it-Clubs vorgestellt werden, um denen, die sie nicht kennen sollten, einen Eindruck zu vermitteln.«
    » Ist es nicht ein wenig spät für den Nachtclub?«
    » Nein, eher zu früh. Die Stammgäste sind vor allem junge Leute, die haben ihren eigenen Zeitplan. Der nichts mit unserem gemein hat.«
    Sie überhörte diese Bemerkung, aber ihr Selbstwertgefühl war angekratzt. Sie begnügte sich damit, die Erstaunte zu spielen. » Es gibt hier junge Leute?«
    » Natürlich, aber Sie sehen sie selten. Sie, Viviane, kommen immer zur Eröffnung des Buffets, Sie liegen immer nur am Pool rum, nicht am Strand, Sie nehmen nicht an den Sportwettkämpfen teil. Wobei, da spreche ich nur von den jungen Leute, die am Tag unterwegs sind. Von den Nachtschwärmern rede ich schon gar nicht, die beginnen ihren Tag erst, wenn Sie ihn schon beendet haben. Auf die treffen Sie nie.«
    » Eine habe ich doch getroffen, Willy, nämlich die, die Sie mir am Pool, morgens um 5 Uhr, vorgestellt haben. Ich kenne sie sogar besser als Sie.« Viviane berichtete ihm von den O-Tönen, die Monot eingefangen hatte.
    » Also, was machen wir, Commissaire?«
    » Kein Aufsehen erregen, Willy. Wir vergessen es, lassen es bleiben. Die schlimmste Verfehlung, die Polizisten im Beruf begehen können, ist, übereifrig zu sein.«
    Der Lieutenant blieb stehen und sah ihr in die Augen.
    Sie musste es ihm erklären, er war so unschuldig, er war da, um zu lernen. » Wir sind nicht die Guten gegen die Schlechten, Willy, nicht einmal die Netten gegen die Bösen. Wir sind Raubvögel, die in der Landschaft nach einem Tier Ausschau halten. Man muss die Landschaft ausblenden, wenn man das Tier finden will.«
    Der Lieutenant nickte und ging wieder los. Er lief schnell, zu schnell, den Berg hinauf, von dem die Musik hinter einem Vorhang aus Zitronenbäumen herüberwehte. Sie hätte ihn gerne gebeten, langsamer zu gehen, aber das wirkte nicht sehr jugendlich.
    Das Eintreffen von Willy wurde fröhlich mit einem » Da ist ja unser Noddy?!« zur Kenntnis genommen, das von Viviane mit einem langen Schweigen.
    Der Nachtclub bestand aus einer einfachen Bodenplatte aus Beton, um die ein paar Stühle herumstanden. Etwas abseits standen kreisförmig angeordnet noch Holztische mit Glasplatten. Eine Ecke war im Stil einer Hütte mit Stoff abgetrennt und fungierte als Bar. Hier herrschte Zecher-Koko, hier kommandierte er seine vier Heydudas herum, die von Tisch zu Tisch rannten und nur ab und an innehielten, um eine Gruppe zum Tanzen zu animieren. Viviane suchte nach Kerim, aber er schien keinen Dienst zu haben. Unter den Tänzern machte sie Mireille aus, die für ein paar Tangos ihre Frau gewesen war. In den Klauen des Salsa-Dämons war die Chérie dabei, sich vor einem beleibten Mittfünfziger zu winden, der seine Hüften in einem unbestimmten Rhythmus wiegte.
    » Wollen Sie, Viviane?«
    » Nein danke, Salsa und ich, wir verkehren nicht miteinander.«
    Der Lieutenant schenkte ihr ein mitleidsvolles Lächeln und begab sich auf die Tanzfläche.
    Die Kommissarin setzte sich, um sich alles anzusehen. Alles und Willy: Der war zu der großen Brünetten von neulich gegangen, die mit den spitzen Brüsten. Er tanzte gut, sehr gut sogar. Sein Eintreffen bei der Gruppe hatte die Stimmung angeheizt. Während die anderen einen Kreis um ihn bildeten, kaute Viviane allein in ihrer Ecke an absurden Erinnerungen herum, die sich auf Ereignisse von vor zwanzig Jahren bezogen: Sie dachte an ihre Ferien auf dem Land, als sie mit ihren Eltern, die behaupteten, gerne zu tanzen, am 14. Juli zu einem Tanzabend gegangen war. In Wirklichkeit hingen sie wie Kletten an ihrer Tochter, sorgten sich um sie, » mein armes Kind, diese ganzen Idioten, die aus dir ein Mauerblümchen machen«, versuchten, ihr Verehrer zu besorgen, zeigten

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