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Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Titel: Tote Maedchen schreiben keine Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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dass wir die Angelegenheit allein regeln?«, erwiderte ich.
    »Nachdem ich gegangen bin, habe ich herumgerätselt, was das Mädchen wohl für Ziele verfolgt.«
    Ich rutschte tiefer in meinen Stuhl und lehnte den Kopf an die Rückenlehne. Dad hatte Abstand gewonnen und sich so von dem Jazz-Zauber des Mädchens befreit. Jetzt schaltete sich sein Reporterinstinkt wieder ein.
    »Ich will herausfinden, ob irgendjemand sich nicht im Haus aufhielt, als das Gebäude abbrannte. Jemand, der dort wohnte. Ich denke, das Mädchen kennt Jazz und es hat vielleicht im selben Haus gelebt oder war zu Besuch.«
    »Ich glaube, ich weiß, wer sie sein könnte.«
    »Wirklich?«
    »Ich habe ihr ein schönes heißes Bad eingelassen, und während sie in der Wanne lag, habe ich etwas herumspioniert.«
    »Gute Arbeit, Sunn. Ich wusste schon immer, dass du eine kriminalistische Ader hast.«
    »Sie hat einen Führerschein mit ihrem Foto, der in New York auf Jazz' Namen ausgestellt wurde - Adresse, Gewicht, Haarfarbe, alles stimmt. Außerdem hat sie einen Sozialversicherungsausweis, der wie der von Jazz aussieht, und eine Visakarte auf Jazz' Namen.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Dad?«
    »Ich verarbeite nur die Infos. Ich tippe darauf, dass die Kreditkarte und der Sozialversicherungsausweis tatsächlich von Jazz sind. So etwas kann man leicht stehlen. Aber der Führerschein ist schon eine kniffligere Sache.«
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass Jazz in New York einen Führerschein hat ausstellen lassen, aber wie kommt das Foto des Mädchens darauf?«
    »Vielleicht bitte ich Ollie darum, das rauszufinden.«
    Einen Augenblick lang schwiegen wir beide.
    »Ich weiß noch etwas«, erklärte ich schließlich.
    »Was?«
    »Sie hat von ihrer Mitbewohnerin gesprochen und von deren Freund. Dass sie ihnen Geschichten von Toulouse erzählt hat.«
    »Von Toulouse? Was hat der Kater damit zu tun?« Er klang ungeduldig.
    »Sie sagte, sie hätten sich eine Szene mit Toulouse für den Schauspielunterricht ausgedacht.«
    »Und weiter?«
    »Dad!« Jetzt wurde ich ungeduldig. »Denk doch mal nach. Jazz hat Geschichten über uns für den Schauspielunterricht verwendet. Also muss das Mädchen ihre Mitbewohnerin sein.«
    »Kann sein.« Dad schien in Gedanken versunken. »Oder jemand aus ihrem Kurs, der die Szenen gesehen hat.«
    »Ich tippe auf die Mitbewohnerin. Und sie hat da so ein großes Buch. Es sieht aus wie ein überdimensionales Tagebuch. Es liegt zusammen mit der Brieftasche in der Nachttischschublade. Ich versuche mal, einen Blick reinzuwerfen.«
    »Gute Idee. Okay, damit habe ich eine Menge Informationen, um weiterzumachen.«
    Ich wartete auf ein Danke. Aber es kam nichts.
    »Also, ich möchte über die Sache nicht weiter am Telefon sprechen. Jemand könnte mithören. Schick mir eine E-Mail, wenn du etwas herausfindest. Und sperr den Zugriff auf die Festplatte oder lösche deine Nachrichten und den Papierkorbinhalt.«
    Er zögerte kurz. »Sunny, was sagt dir dein Gefühl? Ist das Mädchen gefährlich? Seid ihr sicher, du und Lily?«
    Ich dachte nach. »Sie macht mir keine Angst. Ich bin neugierig, aber nicht ängstlich. Und ich denke, wir schaden Mom mehr, wenn wir das Mädchen wegschicken, als wenn es dableibt. Zumindest bis wir wissen, was hier läuft.«
    »Ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, warum, aber ich will erst mal noch niemandem von ihr erzählen. Ich rufe Ollie an und sorge dafür, dass er die Mitbewohnerin überprüft.« Durch die Leitung hörte ich, wie er sich die Bartstoppeln kratzte. »Ich bin ihm in den letzten Monaten derart auf die Nerven gegangen, dass er bestimmt denkt, es ist wieder nur eins meiner Hirngespinste.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich erinnerte mich an Dads nächtliche Anrufe bei Ollie, jede Menge betrunkenes Gebrabbel und Verschwörungstheorien. Dad räusperte sich. »Du versuchst, an das Buch ranzukommen. Aber geh kein Risiko ein.«
    »Na so was, Dad, ich wusste gar nicht, dass du dich um mich sorgst.«
    »Du hättest sogar für Mutter Teresa eine schlaue Bemerkung parat.« Er legte auf.
    Ich stand auf und knallte den Hörer auf das Telefon.
    Dann griff ich nach der Eispackung, klatschte den Deckel drauf, riss die Tür zum Gefrierfach auf, schleuderte die Packung hinein und schlug die Tür wieder zu. Toulouse rollte den Schwanz um seinen Körper und warf mir einen vernichtenden Blick zu.
    »Wenn ich deine Schwanzspitze hätte einklemmen wollen, würdest du jetzt schon heulen.« Ich stapfte die

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