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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Bryant die Achseln. »Er ist fest davon überzeugt, dass diese Türen erscheinen werden, sobald er erst einmal in der Lage ist, eine gewisse Gleichung beziehungsweise eine Reihe von Gleichungen zu formulieren und zu beherrschen. Aus dem rein Abstrakten will er etwas physisch Greifbares, Stoffliches erschaffen!«
    Trask holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Nicht physisch, sondern metaphysisch greifbar! Die Metaphysik und das Abstrakte sind nun doch gewiss nicht völlig unvereinbar!«
    »Zugegeben«, sagte Bryant. »Aber mein Metier ist nicht die Metaphysik ... Ihres schon, nehme ich an!?«
    Er dachte an die Dinge, die er während der letzten vierzehn Tage hier erlebt hatte, und ließ seinen Blick durch das Büro schweifen. »Niemand kann sich eine Tür einfach so herdenken, Mister Trask! Und allein durch Gedankenkraft auch sonst nichts ins Leben rufen!«
    Trask war versucht zu erwidern: Nathans Vater konnte es! Doch irgendwie schaffte er es, den Mund zu halten. Stattdessen sagte er nur, ohne jede Spitzfindigkeit: »Wenn wir einen Gedanken denken, rufen wir ihn doch bereits ins Leben! Aber ich verstehe, was Sie meinen. Fahren Sie fort!«
    Zek Föener erschien in der Tür zu Trasks Büro, blickte herein und machte Anstalten, wieder zu gehen.
    »Zek?«, rief Trask ihr nach. »Es ist schon in Ordnung, komm ruhig rein!« Zu Bryant gewandt sagte er: »Erzählen Sie weiter! Es klingt interessant.«
    Bryant sah Zek an und zuckte die Achseln. »Guten Morgen! Ich war gerade dabei, Mister Trask zu erklären, weshalb ich nicht mit Nathan weiterarbeiten kann.«
    »Das würde ich gerne hören«, entgegnete sie lächelnd. »Die meisten denken sehr wohlwollend über ihn, aber man sollte alle Meinungen in Betracht ziehen.«
    »Meiner Meinung nach ist er ein sehr netter Kerl«, erklärte Bryant. »Es geht nicht darum, dass ich ihn nicht mag, sondern dass ich nicht mit ihm arbeiten kann.« Damit wandte er sich wieder an Trask. »Kehren wir zurück zu unserer Definition: Die Mathematik ist unveränderlich. Sie besteht aus streng definierten Konzepten und stets gleichbleibenden Symbolen. Es gibt Entwicklungen, sicherlich, und sie wird immer komplexer, je tiefer man in sie eintaucht. Aber selbst für einen Computer bedeutet ein Plus ein Plus und ein Minus ein Minus. Was Nathan vorhat, heißt, die Mathematik beugen. Wenn die Regeln nicht so lauten, wie er will, biegt er sie sich einfach zurecht.«
    »Ja, aber sind sie denn nicht dazu da?« Zek runzelte die Stirn. »Ich meine, früher hat man einmal geglaubt, die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten sei eine Gerade. Die Mathematik hat uns bewiesen, dass dem nicht so ist! Hat sie denn nicht die Gerade zurechtgebogen und uns eine Kurve beschert?«
    Und hier im E-Dezernat wissen wir, dass die kürzestmögliche Entfernung zwischen zwei Punkten eigentlich ein Möbiustor ist, dachte Trask. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Harry Keogh durch eine solche Tür verschwunden ist! Laut sagte er jedoch nur: »Ist es denn so schlimm, dass Nathan sich ein eigenes System mit eigenen Regeln zu erschaffen sucht? Warum sollte er die Formeln und Gleichungen denn nicht von allen Seiten betrachten? Wie Zek bereits sagte – sind Regeln denn nicht dazu da, dass diejenigen unter uns, die klug genug dazu sind, sie sich nach ihrem Geschmack zurechtbiegen?«
    »Nicht die Regeln der Mathematik, nein«, widersprach Bryant und fuhr rasch fort: »Sehen Sie, kommen wir doch mal zum Kern der Sache. Je tiefer ich mit Nathan in die Materie eindringe, auf desto unsichereres Terrain begebe ich mich. Bald werde ich nicht mehr in der Lage sein zu sagen, ob er mir folgt oder sich ... nun, eben die Regeln zurechtbiegt. Dann kann er nichts mehr lernen, jedenfalls nicht von mir. Es bringt also nichts, wenn ich weiterhin versuche, ihm etwas beizubringen.«
    »Nun, dann sollten Sie vielleicht versuchen, sich etwas von ihm anzueignen. Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, dass er dabei ist, Sie zu überholen?«
    Bryant schüttelte den Kopf. Man sah ihm an, dass er sich missverstanden fühlte. »Ich bin keineswegs eifersüchtig auf ihn ... zumindest noch nicht!«
    »Womöglich sollten wir uns um einen anderen Lehrer bemühen, jemanden, der ihm alles erklären kann?«
    »Niemand vermag ihm alles zu erklären, Mister Trask. Es wird nun einmal immer komplexer, das ist alles. Ich schlage vor, ihn von nun an allein weitermachen zu lassen, ohne Hilfe von außen, aber auch ohne ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Auf

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