Totenbraut (German Edition)
Art nicht, wie ihr ihn hergebracht habt“, sagte er dann. „Aber gut, es ist nun mal geschehen. Doch was auch immer ich euch gleich sagen werde“ – er hob den Schlüssel mahnend hoch – „niemand, niemand – krümmt Danilo Vuković auch nur ein Haar! Er bleibt im Haus, bis alles entschieden ist. Morgen könnt ihr mit ihm reden, aber der Herr wird euch strafen, falls einer von euch es wagen sollte, auch nur die Klinke meines Hauses anzufassen.“
Mit einer nachdrücklichen Geste verstaute er den Schlüssel an seinem Gürtel. Insgeheim atmete ich auf. Ich stellte mir vor, dass Danilo im Pfarrhaus war, und betete, dass es ihm gut ging.
„Dennoch war es gut, dass ihr ihn hergebracht habt“, fuhr Anđelko ernst fort. „Wir haben uns unterhalten. Und Danilo hat mir einen Hinweis gegeben.“ Der Priester holte Luft, als müsste er sich selbst Mut machen, und rief: „Er weiß, wo der Vampir sich versteckt, der das Dorf ausrotten will. Nicht auf dem Friedhof, oh nein.“
Das kann nicht sein, dachte ich. Danilo hat seinen Bruder nicht verraten.
Ein Raunen ging durch die Menge, die Kinder klammerten sich ängstlich an die Zweige. Olja und einige andere Frauen begannen lauthals zu jammern und zu schreien.
Anđelko ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen. „Nun liegt es an euch!“, rief er. „Wir können auf den Hadnack warten und darauf, dass unsere Herren in Wien ihre Beschlüsse wochenlang prüfen und dreimal unterschreiben, bis wir endlich handeln dürfen. Oder“, er senkte die Stimme, „wir brechen das Gesetz, gehen zu Vukovićs Hof und machen dem Morden noch heute ein Ende.“
Anica schnappte nach Luft. „Bei den Türmen?“, wisperte sie.
Ich konnte nichts antworten, inzwischen rasten meine Gedanken und ich rechnete hastig nach, wie lange die Männer zu den Türmen unterwegs sein würden.
Alle Augen hatten sich Pandur zugewandt. Der Dorfoberste hob das Kinn, dann trat er hinkend und schwer auf seinen Stock gestützt zu Anđelko auf die Treppe und drehte sich zu den Dorfbewohnern um. Der Kummer um Dajana hatte noch tiefere Furchen in seine ohnehin schon faltigen Züge gegraben. „Holt die Pfähle!“, entschied er mit seiner vom Rauchen heiseren Stimme. „Und die Ochsenhaut. Die stärksten Männer kommen mit!“
Ich schloss für einen Moment die Augen. An Jovans Bahre hatte ich den Schwur geleistet zu schweigen, um Vampirs Leben zu schützen. Doch das Schweigen würde ihm nun nicht mehr helfen.
Anica zuckte zusammen, als ich sie grob am Handgelenk packte und hinter mir herzerrte. „Du musst etwas für Danilo tun“, flüsterte ich ihr zu, während wir zu Vetar liefen. „Und auch für jemanden, den du ... noch nicht kennst.“
Noch nie war ich so halsbrecherisch geritten. Anicas harter Griff um meine Taille schnürte mir die Luft ab. Als der Wald in Sicht kam, war ich gezwungen, Vetar eine Pause zu gönnen und ihn langsamer gehen zu lassen. Das Dorf war in Aufruhr – noch immer hallten mir die Rufe der Männer in den Ohren – doch der Wald lag gespenstisch still da. Sonnenstrahlen fingerten sich silbern durch die Baumkronen und legten ein Netz aus Licht auf die Rinde. Zu meiner grenzenlosen Erleichterung hörte ich Axtschläge und folgte ihnen wie einem Ruf. Endlich, am Rand einer Lichtung, sah ich das Axtblatt aufblitzen. Ich sprang vom Pferd, riss Anica mit mir und stürzte zwischen den Bäumen auf Dušan zu. Er stellte sofort die Axt ab und fing mich auf, als ich stolperte. „Jasna, was ist los?“
„Wir müssen zu den Türmen!“, rief ich.
Es knackte, als Anica über trockene Zweige zu uns lief. Als sie mich in Dušans Armen sah, blieb ihr vor Überraschung der Mund offen stehen.
„Bei ihm bist du?“, rief sie aus. „Du, Jasna? Der Ausbund an Tugend und Rechtschaffenheit?“
„Fragt mich das die Frau, die mit Kerlen wie Mirko und anderen Räubern tanzt?“, erwiderte ich scharf. „Spar dir den Spott für später auf. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Ich leckte mir über die Lippen, dann holte ich tief Luft und begann stockend zu erzählen. Weder Dušan noch Anica sagten ein Wort, doch ihr Schweigen verwandelte sich von abwartender Stille zu Erstaunen und wurde dann zu Unglauben und Fassungslosigkeit.
„Sie dürfen ihn nicht finden!“, schloss ich. „Wenn sie Vampir tatsächlich aufspüren, wird er sterben, und dann ist auch Danilos Leben verwirkt. Spätestens wenn der Pope nach Kuklina zurückkehrt, werden Pandur und die anderen ihn
Weitere Kostenlose Bücher