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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Die Witwe schnappte nach Luft und hielt sich die Seite. Ihr Wolltuch war halb von der Schulter gerutscht, und ich sah, dass ihre Bluse an der Schulter einen Riss hatte.
    „Wer war das?“, rief ich und sprang vom Pferd. „Was ist passiert?“
    „Danilo!“, keuchte sie und deutete in die Richtung des Dorfes. „Sie haben ihn vom Gut geholt.“
    „Wer?“
    „Pandur und Manko – und der Zimmermann und noch ein paar andere Männer.“
    „Warum?“
    Anica sah mich seltsam an. Sie schluckte und rang immer noch nach Luft. Ich musste warten, bis sie wieder zu Atem kam, doch am liebsten hätte ich sie gepackt und vor Ungeduld angeschrien.
    „Wann warst du denn das letzte Mal im Dorf?“, fragte sie schließlich. Jetzt wurde mir erst recht mulmig zumute.
    „Bei der Verbrennung“, antwortete ich. „Ist seitdem etwas vorgefallen?“
    „Es geht weiter!“, brachte sie hervor. „Einen Tag, nachdem die Österreicher abgereist sind, riss der Wolf wieder Schafe. Die Männer haben die Hunde auf ihn gehetzt und auch die hat er getötet. Und dann sind in einer einzigen Nacht vier Menschen gestorben. Zvonka, Dajana, die schon fast wieder gesund war, dann noch die Töchter von zwei Haj duken. Alle haben sie am Totenbett geschworen, einen Vampir gesehen zu haben. Er soll weiße Haut haben und Zähne wie ein Wolf !“
    Ich griff in Vetars Mähne. Nun hatte auch ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    „Der Wolf war auch bei mir“, flüsterte Anica. „Heute Nacht hat er meinen armen Hund umgebracht und ich habe ihn nicht einmal bellen gehört! Ich wollte sofort zum Popen, und dann kam ich ins Dorf und sah, dass sie gerade Danilo auf den Kirchplatz schleppten. Anđelko hatte wohl vor, Danilo in den nächsten Tagen aufzusuchen und ihn um Hilfe bei der Suche nach dem Vampir zu bitten. Und statt abzuwarten, bis Anđelko selbst zu den Türmen geht, sind Pandur und die anderen losgezogen und haben Danilo auf dem Bahrenkarren zum Dorf gebracht.“ Ihre Stimme zitterte, als sie fortfuhr: „Sie haben ihn gefesselt. Ich wollte ihm helfen, aber sie sind auf mich losgegangen! Pandur ist völlig von Sinnen wegen Dajanas Tod!“
    Mein Mund war mit einem Mal so trocken, dass ich kaum schlucken konnte. Vetar musste meinen Schreck spüren, denn er begann mit dem Vorderhuf zu scharren.
    „Was sagt Anđelko?“, fragte ich. „Und der Hadnack?“
    Anica zuckte hilflos mit den Schultern. „Der Hadnack ist gestern nach Ćuprija geritten. Und den Popen habe ich nicht gesehen, die Meute hat mich aus dem Dorf gejagt. Oh Jasna, sie werden ihn umbringen! Du musst sofort zum Verwalter reiten und ...“
    Ich schüttelte den Kopf und hielt ihr die Hand hin. „Steig auf !“, befahl ich.
     

     
    Niemand bewachte die Schafe und keiner war da, um uns aufzuhalten, als wir vom Pferd stiegen und das Dorf betraten. Es wirkte verlassen, doch das ferne Murmeln von unzähligen aufgeregten Stimmen zeigte uns, dass dieser Eindruck täuschte. Die Stimmen kamen vom Kirchplatz. Ich band Vetar an einen Zaun und wir gingen auf das Pfarrhaus zu und spähten im Schutz eines Hüttenschattens auf den Platz vor der kleinen Kirche.
    Das ganze Dorf war auf den Beinen. Einige Kinder waren sogar auf den Pflaumenbaum geklettert und starrten auf die verschlossene Tür von Anđelkos Bleibe. Ich überlegte gerade, ob ich es wagen sollte, mich zwischen die aufgebrachten Leute zu drängen und bei Anđelko die Herausgabe meines Mannes zu fordern, als der Priester ins Freie trat. Er warf die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss um. Als er seinen tadelnden Blick über die Menge schweifen ließ, wurde es still.
    „So“, sagte er. „Ihr glaubt, ihr könnt einfach einen unbescholtenen Mann zusammenschlagen und ihn herschleppen, ja?“
    „Gute Worte nützen bei ihm eben nichts, Hochwürden!“, rief der Zimmermann Šime. „Dieser verdammte Teufel will doch, dass wir alle zugrunde gehen. Bisher hat er sein Maul ja auch nicht aufgemacht. Wenn wir es nicht mit Gewalt aus ihm herausbekommen, dann würde der kein einziges Wort sagen!“
    Murmelnd stimmten ihm die Dorfbewohner zu. Anica und meine Hand fanden ganz von selbst zusammen. Wir klammerten uns aneinander, sie ratlos, ich fieberhaft überlegend.
    „Wir brauchen keine Gewalt!“, donnerte Anđelko. „Danilo Vuković ist kein Teufel, sondern ein Dhampir ! Ihr solltet ihm Achtung entgegenbringen.“
    Es war offensichtlich, dass der Priester seinen Zorn nur mühsam beherrschen konnte. „Ich billige die

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