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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bedeutet, und Sie auch. Setzen Sie sich zu mir, Benton.
Ich bin froh, dass Sie mit mir sprechen wollen, bevor ich abreise.«
    »Ich habe mit Ihrer Mutter
telefoniert«, antwortet Benton. »Noch einmal.«
    »Offenbar finden Sie sie
sympathisch.«
    »Sie hat mir etwas Interessantes
anvertraut. Deshalb muss ich eine meiner Aussagen Ihnen gegenüber zurücknehmen,
Dr. Seif.«
    »Entschuldigungen höre ich immer
gern. Und wenn sie von Ihnen kommen, sind sie ein ganz besonders unerwartetes
Geschenk.«
    »Es stimmt, dass Sie mit Dr.
Maroni sexuellen Kontakt hatten«, fährt Benton fort.
    »Das habe ich niemals
behauptet.« Dr. Seif erschrickt bis ins Mark. »Wann soll denn das gewesen sein?
In meinem Zimmer mit Aussicht vielleicht? Ich stand unter Medikamenten. Also
war ich gar nicht in der Lage, sexuellen Kontakt mit jemandem zu haben,
zumindest nicht freiwillig. Er hat mich betäubt.«
    »Ich spreche nicht von der
Gegenwart.«
    »Als ich bewusstlos war, hat er
mein Nachthemd aufgeknöpft und mich betatscht. Er sagte, er liebe meinen
Körper.«
    »Weil er sich an ihn erinnern
konnte.«
    »Wer sagt, ich hätte Sex mit ihm
gehabt? Hat diese blöde Schlampe es ihnen etwa vorgelogen? Woher will sie wissen,
was bei meiner Ankunft hier passiert ist? Bestimmt haben Sie ihr verraten, dass
ich hier Patientin bin. Ich werde Sie verklagen. Wie ich Ihnen bereits
geschildert habe, war er offenbar machtlos gegen die Versuchung. Und dann hat
er die Flucht ergriffen. Weil er wusste, dass er sich falsch verhalten hatte,
ist er nach Italien verschwunden. Die Information, ich hätte angeblich mit ihm
geschlafen, haben Sie nicht von mir. Er hat mich unter Medikamente gesetzt und
meinen Zustand ausgenutzt. Ich hätte damit rechnen sollen. Diesem Menschen ist
alles zuzutrauen.«
    Nie hätte sie erwartet, dass es
sie immer noch erregen würde. Auch wenn sie sich im fraglichen Moment pro forma
gesträubt hat. »Weshalb ist eine so eingehende Untersuchung notwendig?«, hat
sie gefragt. »Weil ich es wissen muss«, lautete seine Antwort. »Offenbar lässt
dich die Erinnerung an das, was einmal gewesen ist, bis heute nicht los«, hat
sie erwidert, und er meinte, während er nicht von seinem Tun abließ: »Seitdem
sind viele Jahre vergangen. Vielleicht kommst du ja nicht davon los und
träumst von einem Neuanfang.« - »Tust du das denn?«, gab sie zurück. »Nein«,
antwortete er. Und dann war er fort, die schlimmste Kränkung von allen, weil es
nicht zum ersten Mal geschah.
    »Ich spreche von einem Vorfall
vor langer Zeit«, entgegnet Benton.
     
    Wellen plätschern leise.
    Will Rambo ist von Wasser und
Nacht umgeben, als er von Sullivan's Island wegrudert. Seinen Cadillac hat er,
gut versteckt, nur wenige Schritte von der Stelle geparkt, wo er sich das Boot
ausgeliehen hat. Er hat das Boot schon öfter benutzt. Den Außenbordmotor
schaltet er bloß ein, wenn er ihn braucht. Falls Ruhe angesagt ist, rudert er
eben. Wasser plätschert. Es ist dunkel.
     
    Die Erste hat er mit in die Grotta Bianca genommen.
Das Gefühl der Vertrautheit, als die Fragmente sich in einer tiefen Tropfsteinhöhle
seines Verstandes zusammenfügten. Moos wuchs, wo die Sonnenstrahlen
hineinfielen. Er ist mit ihr an der Säule des Herkules vorbeispaziert, in eine
Unterwelt aus steinernen Gängen und funkelnden Gesteinsablagerungen, erfüllt
vom steten Tropfen von Wasser.
    An diesem verträumten Tag waren sie ganz allein, bis
auf die Gruppe fröhlicher Schulkinder mit Mützen und Jacken, die an ihnen
vorbeirannte. »Die kreischen wie ein Schwärm Fledermäuse«, sagte er zu ihr.
Und sie erwiderte lachend, sie fände es sehr nett mit ihm. Dann ergriff sie
seinen Arm und drückte sich an ihn, sodass er ihren weichen Körper spüren
konnte. In der Stille war nur das Tropfen des Wassers zu hören. Unter Kronleuchtern
aus Stein schlenderte er mit ihr dahin, durch den Schlangentunnel, vorbei an
Vorhängen aus durchscheinenden Steingebilden und in den Wüstenkorridor.
    »Wenn du mich hier zurücklässt, finde ich nie wieder
hinaus«, stellte sie fest.
    »Warum sollte ich dich zurücklassen? Ich bin dein
Führer. In der Wüste überlebt man ohne Führer nicht, wenn man den Weg nicht
kennt.«
    Und der Sandsturm erhob sich wie eine mächtige Wand,
sodass er sich die Augen reiben musste, um an diesem Tag nicht in seinen Kopf
hineinzublicken.
    »Woher kennst du den Weg? Sicher kommst du oft
hierher«, antwortete sie. Da ließ er den Sandsturm hinter sich und war wieder
in der Höhle. Das

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