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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sind und der dich zu deiner
schrecklichen Tat, zu deinem abscheulichen Verbrechen getrieben hat. Ein
interessanter Gedanke«, meint Dr. Seif, »dass du nur wegen George W. Bush in
diesem Moment hier auf diesem Stuhl sitzt. Und dass auch ich seinetwegen hier
bin. Allerdings empfinde ich es als entwürdigend, als dein Publikum herhalten
zu müssen. Heute ist wirklich das allerletzte Mal, dass ich dir helfe.«
    »Ich brauche ein neues Haus«,
sagt Shandy. »Ich kann doch nicht einfach auf gut Glück wegziehen.«
    »Die Ironie der Lage bringt mich
immer wieder aufs Neue zum Lachen. Ich hatte dich gebeten, dich ein bisschen
mit Marino zu amüsieren, weil ich der großen Chefin, wie du sie nennst, eins
auswischen wollte. Vom Rest ahnte ich nichts. Nun, jetzt bin ich im Bilde. Nur
wenigen Menschen ist es gelungen, mich für ihre Zwecke einzuspannen, und du
hast dich zugegebenermaßen gar nicht so dumm angestellt. Bevor du deine Sachen
packst und dorthin verschwindest, wo deinesgleichen hingehören, hätte ich noch
eine letzte Frage: Gab es einen Moment, in dem es dich belastet hat? In deinem
Fall kann man nämlich nicht mehr von einer Tat im Affekt reden, mein Kind, denn
schließlich zogen sich die ungeheuerlichen Ereignisse über eine geraume Zeit
hin. Wie konntest du dieses Elend nur Tag für Tag mit ansehen? Ich ertrage es
ja nicht einmal, wenn ein Hund misshandelt wird.«
    »Rück einfach die Kohle raus,
okay?«, erwidert Shandy. »Marino ist weg. Ich habe getan, was du von mir
verlangt hast.«
    »Die Sache, deretwegen ich nach
Charleston kommen musste, obwohl ich wirklich Besseres zu tun hätte, habe ich
nicht gewollt. Aber ich werde so lange hierbleiben, bis ich sicher sein kann,
dass du endgültig verschwunden bist.«
    »Du schuldest mir was.«
    »Sollen wir mal zusammenrechnen,
wie viel du mich im Lauf der Jahre gekostet hast?«
    »Du schuldest mir trotzdem was.
Denn du hast mich gezwungen, es zu behalten, obwohl ich es nicht wollte. Ich
habe es satt, deine bescheuerte Vergangenheit leben zu müssen, nur weil es dein
Gewissen beruhigt. Du hättest es mir jederzeit abnehmen können, doch dazu
hattest du ja auch keine Lust. Es hat nur eine Weile gedauert, bis ich
dahintergekommen bin. Du hattest auch keinen Bock darauf. Warum also sollte ich
dann herhalten?«
    »Ist dir klar, dass dieses
reizende Hotel in der Meeting Street steht? Wenn meine Suite nach Norden, nicht
nach Osten zeigen würde, könnten wir fast ihre Privatpraxis sehen.«
    »Sie ist hier der Nazi. Außerdem
bin ich sicher, dass er sie richtig gevögelt und nicht nur davon geredet hat.
Er hat mich angelogen, damit er die Nacht bei ihr verbringen konnte. Na, das
hättest du wohl nicht gedacht! Er ist so scharf auf sie, dass er wie ein Hund
bellen oder aufs Katzenklo gehen würde, wenn sie es ihm befiehlt. Du bist mir
was dafür schuldig, dass ich das mitgemacht habe. Es wäre nie passiert, wenn du
mir nicht mit deinen dämlichen Spielchen gekommen wärst. Shandy, da wäre so ein
dicker, dämlicher Bulle. Was hältst du davon, mir einen Gefallen zu tun?, hast du gesagt.«
    »Du hast auch davon profitiert.
Immerhin besitzt du jetzt Informationen, von denen ich gar nicht wusste, dass
du sie brauchst«, entgegnet Dr. Seif. »Gut, ich habe dir einen Vorschlag
gemacht. Doch du hast ihn ganz sicher nicht aus reiner Nächstenliebe angenommen.
Du hast deine Chance gewittert, denn du warst ja schon immer recht fix, wenn es
um deinen Vorteil ging. Ich muss zugeben, dass du wirklich einen Riecher dafür
hast. Und nun diese wundersame Enthüllung! Vielleicht ist das mein Lohn für
all die Mühe, die ich mit dir hatte. Also hat Dr. Kay Scarpetta eine Affäre?
Ich frage mich, ob ihr Verlobter wohl etwas davon ahnt.«
    »Und was ist mit mir?
Schließlich hat das Arschloch mich betrogen! So eine Unverschämtheit! Ich
könnte jeden Kerl ins Bett kriegen, und dieser verfettete Wichser betrügt
mich.«
    »Da hätte ich eine blendende
Idee.« Dr. Seif zieht einen Umschlag aus der Tasche ihres Morgenmantels aus
roter Seide. »Du erzählst es Benton Wesley.«
    »Du bist aber ganz schön
ausgekocht.«
    »Es ist nur recht und billig,
dass er davon erfährt. Hier, dein Verrechnungsscheck. Bevor ich es vergesse.«
Sie hält den Umschlag hoch.
    »Also willst du schon wieder ein
kleines Spiel mit mir treiben.«
    »Oh, es ist kein Spiel, mein
Kind. Außerdem habe ich zufällig Bentons E-Mail-Adresse hier«, antwortet Dr.
Seif. »Mein Laptop steht auf dem Schreibtisch.«
     
    Scarpettas

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