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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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um
mich mit diesen Schlüpfrigkeiten zu belästigen. Du wolltest damit nur
erreichen, dass ich dich ausbezahle und dich vor dem Gefängnis bewahre. Du bist
ein kluges Mädchen. Es wäre nämlich gar nicht vorteilhaft für mich, wenn du
hinter Schloss und Riegel landest.«
    »Inzwischen bereue ich es. Ich
habe nicht gewusst, dass du die Schecks stoppst, weil...«
    »Weil was? Warum sollte ich dir
weiter Geld in den Rachen werfen? Die Sache hat sich inzwischen erledigt.«
    »Ich hätte es dir nicht sagen
sollen. Dabei bist du doch diejenige, die immer Ehrlichkeit predigt.«
    »Wenn das stimmt, war das in
deinem Fall Zeitverschwendung«, antwortet Dr. Seif.
    »Und du hast dich gefragt, warum
...?«
    »Warum du mich verärgerst, indem
du gegen unsere Abmachung verstößt. Denn die lautet, dass einige Themen tabu
sind.«
    »Marino darf ich aber erwähnen.
Und dem habe ich es richtig besorgt.« Shandy grinst verschlagen. »Habe ich dir
schon erzählt, dass er der großen Chefin noch immer an die Wäsche will? Schade
für dich, denn schließlich seid ihr etwa gleichaltrig.«
    Shandy stopft teure Sushi in
sich hinein, als wäre sie bei Kentucky Fried Chicken.
    »Vielleicht würde er dich
vögeln, wenn du ihn nett darum bittest. Doch sie würde er noch lieber
flachlegen als mich, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Kannst du dir das
vorstellen?«, hämt sie.
    Wenn Bourbon Luft wäre, gäbe es
im Raum nichts mehr zu atmen. Shandy hat sich im Salon so viel davon unter den
Nagel gerissen, dass sie den Portier um ein Tablett bitten musste. Dr. Seif
hat sich mit einer Tasse Kamillentee begnügt und betreten weggeschaut.
    »Sie muss etwas ganz Besonderes
sein. Kein Wunder, dass du sie so hasst«, fügt Shandy hinzu.
    Dr. Selfs Wegschauen von vorhin
hatte auch symbolischen Charakter, denn Shandy verkörpert für sie Dinge, vor
denen sie nur die Augen verschließen kann. Und das tut sie nun schon so lange,
dass sie die Kollision nicht hat kommen sehen.
    »Wir machen jetzt Folgendes«,
beginnt Dr. Seif. »Du verlässt für immer diese hübsche kleine Stadt. Ich weiß,
dass dein Strandhaus dir fehlen wird. Allerdings gehört es dir sowieso nicht,
auch wenn ich mich der Höflichkeit halber so ausgedrückt habe. Bestimmt wirst
du den Verlust rasch verschmerzen. Vor deinem Auszug wirst du das ganze Haus
ausräumen. Sicher erinnerst du dich noch daran, was nach dem Tod von Prinzessin
Diana mit ihrer Wohnung passiert ist. Man hat Teppichböden und Tapeten, ja,
sogar die Glühbirnen entfernt und ihren Wagen in die Schrottpresse gesteckt.«
    »Finger weg von meinem BMW und
meinem Motorrad!«, zischt Shandy.
    »Noch heute Abend fängst du an
zu putzen und zu streichen. Benutz Bleiche. Verbrenn alles. Es ist mir egal,
wie du es anstellst. Jedenfalls will ich kein Tröpfchen Blut, Sperma oder
Speichel, kein einziges Kleidungsstück, kein Härchen, keine Faser und keinen
Essensrest dort vorfinden. Am besten kehrst du zurück nach Charlotte, wo du
hingehörst. Tritt der Kirche des ewigen Besäufnisses bei und bete den Gott des
Mammons an. Dein verstorbener Vater war klüger als ich. Er hat dir nichts
hinterlassen. Ich hingegen werde dir notgedrungen Geld geben müssen. Ich habe
es hier in der Tasche. Und danach sind wir für immer geschiedene Leute.«
    »Du wolltest doch, dass ich
hierher nach Charleston ziehe, damit ich ...«
    »Und jetzt nehme ich mir das
Recht heraus, meine Meinung zu ändern.«
    »Du kannst mich zu gar nichts
zwingen, verdammt. Es ist mir scheißegal, wer du bist, und ich habe es satt,
mir von dir Vorschriften machen und den Mund verbieten zu lassen.«
    »Wem ich Vorschriften mache,
entscheide einzig und allein ich«, entgegnet Dr. Seif. »Außerdem tätest du gut
daran, nett zu mir zu sein. Du hast mich um Hilfe gebeten, und hier bin ich.
Ich habe dir gerade einen guten Rat gegeben, was du tun kannst, damit deine Sünden
ungestraft bleiben. Also solltest du dich bei mir bedanken und mir jeden Wunsch
von den Augen ablesen.«
    »Rück die Kohle schon raus. Der
Bourbon ist leer, und von deinem Gequatsche fallen mir die Ohren ab. Du machst
mich noch ganz kirre.«
    »Nicht so schnell. Unser kleines
Kamingespräch ist noch nicht zu Ende. Was hast du mit Marino gemacht?“
    »Der lebt in einer Traumwelt.«
    »Traumwelt? Also bist du doch
nicht so simpel gestrickt, wie ich dachte. Träume sind häufig die besten
Ratgeber. Auch wenn das vielleicht nicht für diesen Krieg gilt, in den wir
aufgrund von Heldenträumen verwickelt worden

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