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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dementsprechend arrangiert.
Interessanterweise kurz nachdem Sie erfahren hatten, dass Dr. Seif bald
Patientin im McLean Hospital sein würde. Ohne Ihre Genehmigung wäre sie nie im
Pavillon untergebracht worden.«
    »Sie befand sich in einer
manischen Phase.«
    »Das war alles nur Theater. Weiß
sie es?«
    »Was soll sie wissen?«
    »Lügen Sie mich nicht an.«
    »Sehr aufschlussreich, dass Sie
mir das unterstellen«, erwidert Dr. Maroni.
    »Ich habe mit Dr. Selfs Mutter
gesprochen.«
    »Ist sie noch immer so eine
schreckliche Person?«
    »Vermutlich hat sie sich nicht
geändert«, entgegnet Benton.
    »Das tun Menschen ihres Schlags
nur selten. Manchmal brennen sie aus, wenn sie älter werden. Doch in ihrem
Fall ist es vermutlich schlimmer geworden. Bei Marilyn wird es genauso sein.
Es deutet schon jetzt alles darauf hin.«
    »Ich glaube auch, dass sie schon
immer so war. Allerdings gibt Dr. Selfs Mutter Ihnen die Schuld an der Persönlichkeitsstörung
ihrer Tochter«, sagt Benton.
    »Wie wir beide genau wissen,
kann das nicht stimmen. Dr. Seif leidet nicht an einer Paolo-Maroni-Störung.
Bei ihr ist es angeboren.«
    »Das meine ich nicht als
Scherz.“
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Wo ist er?«, fragt Benton. »Sie
wissen genau, von wem ich rede.«
    »In jener Zeit war man mit
sechzehn noch ein Kind. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Und Sie waren neunundzwanzig.«
    »Zweiundzwanzig. Gladys will
mich nur beleidigen, indem sie mich älter macht. Sicher ist Ihnen klar, warum
ich keine andere Wahl hatte, als zu verschwinden«, antwortet Dr. Maroni.
    »Verschwinden? War es nicht eher
eine Flucht? Wenn Sie Dr. Seif fragen, trifft Letzteres zu. Sie sagt, Sie
hätten sich vor einigen Wochen recht eilig aus dem Staub gemacht. Nachdem Sie
sich ihr gegenüber ungebührlich verhalten hätten, wären sie nach Italien
geflüchtet. Wo ist er, Paolo? Laden Sie nicht noch mehr Schuld auf sich und
denken Sie auch an andere.«
    »Würden Sie mir glauben, wenn
ich sage, dass das ungebührliche Verhalten von ihr ausging?«
    »Es spielt keine Rolle und
interessiert mich nicht im Geringsten. Wo ist er?«, wiederholt Benton.
    »Damals wurde jeder Sex mit
einer Minderjährigen automatisch als Vergewaltigung bestraft. Ihre Mutter hat
mir damit gedroht. Gladys wollte nicht glauben, dass ihre Marilyn tatsächlich
mit einem Mann schläft, den sie zufällig während der Frühjahrsferien
kennengelernt hat. Sie war so wunderschön und aufregend und hat mir ihre
Jungfräulichkeit geschenkt. Und ich habe sie genommen. Ich habe sie geliebt.
Zugegeben, ich bin vor ihr geflohen, denn mir war damals schon klar, wie
gefährlich sie ist. Allerdings bin ich nicht nach Italien zurückgekehrt, wie
ich ihr weisgemacht hatte. Stattdessen habe ich mein Medizinstudium in Harvard
beendet, ohne ihr je zu verraten, dass ich mich noch in Amerika aufhalte.«
    »Wir haben DNA-Tests
durchgeführt, Paolo.«
    »Sie wusste es auch nicht,
nachdem das Baby geboren wurde. Die Briefe, die ich ihr schrieb, ließ ich aus
Rom abschicken.“
    »Wo ist er, Paolo? Wo ist Ihr
Sohn?«
    »Ich habe sie angefleht, nicht
abtreiben zu lassen, weil es gegen meine religiöse Überzeugung verstößt, und
ihr versprochen, ihr zu helfen, das Kind großzuziehen. Das habe ich auch nach
Kräften getan, obwohl sich der Junge als teuflisch schlaue Missgeburt entpuppte.
Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr hat er abwechselnd in Italien und bei ihr
gelebt. Inzwischen ist er neunundzwanzig. Dass Gladys sein Alter und meines
vertauscht hat, ist wieder eines ihrer üblichen Spielchen. Tja, in gewisser
Hinsicht ist er weder Marilyns Kind noch meins, und er hasst uns beide. Marilyn
vielleicht noch mehr als mich, auch wenn ich bei unserer letzten Begegnung um
meine Sicherheit, ja, vielleicht sogar um mein Leben gefürchtet habe. Ich
dachte schon, er würde mich mit einer antiken Statue angreifen. Aber es ist mir
gelungen, ihn zu beruhigen.«
    »Wann war das?«
    »Kurz nach meiner Ankunft in
Rom.«
    »Als Drew Martin ermordet wurde,
hielt er sich also ebenfalls in Rom auf. Irgendwann später kehrte er dann nach
Charleston zurück. Wir wissen, dass er vor kurzem auf Hilton Head war.«
    »Was soll ich dazu sagen,
Benton? Sie kennen die Antwort. Die Wanne auf dem Foto sieht sehr ähnlich aus
wie die in meiner Wohnung an der Piazza Navona. Doch Sie wussten nichts von
dieser Wohnung, die so nah an der Baustelle liegt, wo Drews Leiche gefunden
wurde. Sonst hätten Sie mir sicher viele Fragen gestellt. Sie

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