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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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des Mordes an Drew Martin inzwischen gründlich satthat.
    Romeo ist höflich, schaut jedoch in die andere
Richtung und bleibt - ganz Pantomime - stumm.
    »Ich will nur, dass es dir gutgeht«, sagt Benton.
»Und deshalb habe ich auch keine Einwände erhoben, als du beschlossen hast, in
Charleston eine eigene Praxis zu eröffnen. Trotzdem hat es mir zu schaffen
gemacht.«
    »Das hast du nie erwähnt.«
    »Und zwar absichtlich nicht, weil ich weiß, dass du
dich richtig entschieden hast. Seit Jahren schon hast du das Gefühl, nirgendwo
hinzugehören und gewissermaßen heimatlos zu sein. Seit du Richmond - wo du,
wie ich dich nur ungern erinnere, gefeuert wurdest - verlassen musstest, bist
du unglücklich. Diese gottverdammte Erbsenzählerin von einer Gouverneurin! Doch
obwohl dieses Leben momentan wahrscheinlich das Beste für dich ist, weiß ich
nicht, ob ich das noch lange aushalte.« Sie betreten den Aufzug.
    Sie versucht, die scheußliche Angst
beiseitezuschieben. »Habe ich dich gerade richtig verstanden, Benton? Möchtest
du, dass wir einen Schlussstrich ziehen?«
    »Vielleicht meine ich ja genau das Gegenteil.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Außerdem
habe ich wirklich nicht mit diesem Menschen geflirtet«, erwidert sie, als sie
auf ihrer Etage aussteigen. »Ich flirte nämlich nie. Außer mit dir.«
    »Keine Ahnung, was du tust, wenn ich nicht dabei
bin.“
    »Du kannst absolut sicher sein.«
    Benton öffnet die Tür ihrer Penthouse-Suite, die
prächtig mit Antiquitäten und weißem Marmor ausgestattet ist. Die steinerne
Terrasse ist groß genug, um ein kleines Dorf zu bewirten. Unter ihnen hebt sich
die Altstadt vom Nachthimmel ab.
    »Benton«, sagt sie. »Bitte, lass uns nicht streiten.
Morgen fliegst du wieder nach Boston, und ich kehre nach Charleston zurück. Wir
dürfen einander nicht wegstoßen, nur damit uns die Trennung leichterfällt.«
    Benton zieht sein Sakko aus.
    »Was? Ärgert es dich, dass ich endlich eine Stadt
gefunden habe, die mir gut genug gefällt, um mich dort häuslich
niederzulassen?«, fragt sie.
    Er wirft das Sakko auf einen Sessel.
    »Jetzt sei nicht ungerecht«, fährt sie fort.
»Schließlich bin ich diejenige, die wieder von vorn anfangen und etwas aus dem
Nichts aufbauen muss. Ich gehe selbst ans Telefon und putze eigenhändig den
verdammten Autopsiesaal. Ich bekomme nämlich kein festes Gehalt von Harvard.
Ich habe keine mehrere Millionen Dollar teure Wohnung in Beacon Hill. Nur Rose,
Marino und manchmal Lucy. Deshalb muss ich mich die Hälfte der Zeit persönlich
mit den Anrufern herumschlagen: Lokalreportern. Anwälten. Irgendwelchen Organisationen,
die mich einladen, einen Vortrag zu halten. Dem Kammerjäger. Letztens hatte ich
sogar die gottverdammte Handelskammer an der Strippe: Wie viele von ihren
dämlichen Telefonbüchern ich denn bestellen wolle? Als ob ich im Telefonbuch
der Handelskammer aufgeführt werden möchte! Bin ich vielleicht eine chemische
Reinigung?«
    »Warum denn das?«, wundert sich Benton. »Ich dachte,
Rose stellt die Anrufe zu dir durch.«
    »Sie wird allmählich alt und kann nicht mehr so
richtig.«
    »Und weshalb kümmert sich Marino nicht ums Telefon?«
    »Warum? Wieso? Nichts ist mehr so wie früher. Dein
vorgetäuschter Tod hat uns alle aus der Bahn geworfen. So, jetzt ist es auf
dem Tisch. Alles hat sich deshalb verändert, einschließlich dir selbst.«
    »Mir blieb nichts anderes übrig.«
    »Das ist nun mal das Komische an alternativlosen
Entscheidungen: Wenn man selbst keine Wahl hat, stellt man seine Mitmenschen
auch vor vollendete Tatsachen.«
    »Und du hast beschlossen, dich in Charleston
niederzulassen und unabhängig von mir zu sein, weil ich jederzeit wieder
sterben könnte.«
    »Ich fühle mich, als stünde ich ganz allein mitten
in einer gottverdammten Explosion und mir flögen die Scherben um die Ohren. Du
hast mich kaputtgemacht. Du hast mich, verdammt nochmal, kaputtgemacht,
Benton.«
    »Wer benutzt denn jetzt Kraftausdrücke?«
    Sie wischt sich die Tränen aus den Augen. »Jetzt
bringst du mich auch noch zum Weinen.«
    Er rutscht näher an sie heran, um sie zu berühren.
Nebeneinander sitzen sie auf dem Sofa, blicken hinaus und betrachten die Zwillingstürme
der Kirche Trinita dei Monti, die Villa Medici auf dem Pincio-Hügel und den
Vatikan, der sich ein Stück weiter entfernt erhebt. Als Scarpetta sich zu
Benton umdreht, ist sie wieder einmal begeistert von seinen markanten
Gesichtszügen, seinem silbernen Haar und

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