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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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noch vor Gericht verhandelt werden müssen, aufbewahrt. »Die
schwarze Walnusstür schließt zum Beispiel nicht richtig an die daneben an. Sie
ist schief eingehängt. Das könnte ich sofort in Ordnung bringen. Oder haben
Sie im Kutschhaus vielleicht schiefe Türen gesehen? Nein, Ma'am, haben Sie
nicht. Denn die habe ich eigenhändig eingehängt, als ich dort ausgeholfen habe.
Handwerklich kann ich fast alles, und wenn nicht, bin ich bereit, es zu
lernen. Und deshalb habe ich mir gesagt, dass es ja nicht schadet, mal nachzufragen.«
    »Jetzt habe erst mal ich eine Frage«, unterbricht
ihn Marino. »Haben Sie den kleinen Jungen umgebracht? Ist doch ein komischer
Zufall, dass Sie ihn gefunden haben.«
    »Nein, Sir.« Bull sieht ihm direkt in die Augen.
Seine Kiefermuskeln mahlen. »Ich bin oft dort, um Gras zu schneiden, Krabben
zu fischen, Venusmuscheln auszugraben und Austern zu suchen. Also eine
Gegenfrage.« Er hält Marinos Blick stand. »Warum sollte ich zugeben, dass ich
den Jungen gefunden habe, und die Polizei verständigen, wenn ich der Mörder
bin?«
    »Das müssen Sie mir schon verraten.«
    »So etwas würde ich ganz sicher nicht tun.«
    »Da fällt mir noch etwas ein. Wie haben Sie
überhaupt telefoniert?« Marino beugt sich vor und stützt die gewaltigen
Pranken auf die Knie. »Besitzen Sie etwa ein Mobiltelefon?« Als ob ein mittelloser
Schwarzer kein Mobiltelefon haben könnte.
    »Ich habe die Notrufnummer gewählt. Wie ich schon
sagte: Warum hätte ich die Polizei rufen sollen, wenn ich selbst der Mörder
bin?«
    Das ist wirklich sehr unwahrscheinlich, auch wenn
Scarpetta nicht vorhat, ihm das zu bestätigen. In ihren Augen ist der Junge ein
Missbrauchsopfer, denn seine Leiche weist alte Knochenbrüche, Narben und
eindeutige Symptome von Nahrungsentzug auf. Wenn Bulrush Ulysses S. Grant also
weder der Sorgeberechtigte noch der Pflegevater des Jungen war und ihn auch
nicht entführt und monate- oder gar jahrelang gefangen gehalten hat, kann er
ganz klar nicht der Mörder sein.
    »Sie haben uns angerufen, weil Sie uns etwas über
die Vorfälle am vergangenen Montagmorgen, also fast auf den Tag genau vor einer
Woche, mitzuteilen hatten. Doch zuerst möchte ich noch etwas wissen. Wo wohnen
Sie? Denn soweit ich informiert bin, leben Sie nicht auf Hilton Head.«
    »Oh, nein, Sir, natürlich nicht.« Bull lacht laut.
»Ich glaube, das würde meine Möglichkeiten ein bisschen übersteigen. Meine Familie
und ich haben ein kleines Häuschen nordwestlich von hier am Highway 526.
Allerdings bin ich oft dort, um zu fischen oder sonst etwas zu erledigen. Ich
lade mein Boot hinten auf meinen Pick-up und fahre es zum Wasser. Wie gesagt,
je nach Saison fange ich Shrimps, angle oder sammle Austern. Dazu habe ich mir
ein Boot mit flachem Kiel besorgt, das kaum etwas wiegt und auch für seichtere
Seitenarme geeignet ist, solange ich auf die Gezeiten achte, damit ich nicht
etwa dort draußen hängen bleibe. Da wimmelt es nämlich von Kriechtieren,
Moskitos, Mokassinschlangen und Klapperschlangen. Alligatoren gibt's dort auch,
aber hauptsächlich in den Kanälen und Seitenarmen mit ihren Bäumen und dem abgestandenen
Wasser.«
    »Meinen Sie das Boot hinten auf dem Pick-up, der auf
dem Parkplatz steht?«, hakt Marino nach.
    »Genau.“
    »Aluminium mit einem Fünf-PS-Motor?“
    »Richtig.«
    »Das würde ich mir gern einmal ansehen, bevor Sie
fahren. Haben Sie etwas dagegen, dass ich mich in Ihrem Pick-up und Ihrem Boot
umschaue? Ich nehme an, dass die Polizei das bereits getan hat.«
    »Nein, Sir, hat sie nicht. Als die Beamten ankamen,
habe ich meine Aussage gemacht und durfte gehen. Also bin ich zurück zu meinem
Wagen. Allerdings waren inzwischen viele Leute dort. Aber tun Sie sich keinen
Zwang an. Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Danke, aber das ist nicht nötig.« Scarpetta wirft
Marino einen strafenden Blick zu. Er weiß genau, dass sie nicht dazu befugt
sind, Mr. Grants Pick-up, sein Boot oder sonst etwas, das ihm gehört, zu
durchsuchen. Das ist Aufgabe der Polizei, und die hat es für überflüssig
gehalten.
    »Wo haben Sie das Boot vor sechs Tagen zu Wasser
gelassen?«, erkundigt sich Marino bei Bull.
    »Am Old
House Creek. Dort gibt es eine Anlegestelle
und einen kleinen Laden, wo ich einen Teil meines Fangs verkaufen kann, falls
es gut gelaufen ist. Insbesondere wenn ich Glück habe und Krabben und Austern
erwische.«
    »Haben Sie jemand Verdächtigen bemerkt, als sie am
Montagvormittag Ihren Wagen geparkt

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