Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
Vom Netzwerk:
Kilometer langen temporären Wall zu errichten, der verhindern sollte, dass die Innenstadt überflutet wurde. Dazu kamen eine Menge Sperrholz, Balken, Plastik und Autobahnbarrieren aus Beton zum Einsatz. Susan hatte keine Ahnung, wie es halten sollte.
    Aber dem Wasserstand nach hatten sie nicht mehr viel Zeit.
    Helle Bauscheinwerfer verstärkten den gelben Schein der altmodischen Straßenlaternen, die den betonierten Uferweg des Parks säumten. Ihr Licht leuchtete den Regen aus, der als ödes Nieseln vom Himmel fiel.
    Ein Hubschrauber der Küstenwache knüppelte vorüber.
    Archie war zu Fuß unterwegs. Das Leichenschauhaus lag sechs kurze Blocks entfernt, und in den Straßen herrschte Chaos. Susan hatte nicht einmal gefragt, ob sie mitkommen durfte. Sie war einfach hinter ihm hergelaufen. Sie zog den Reißverschluss ihrer Regenjacke zu und vergrub die Hände in den Taschen, wo sie Münzen, Kaugummis und Fusseln fand.
    Die Stationen zum Füllen der Sandsäcke befanden sich gleichmäßig verteilt über die gesamte Länge des Parks, wo er an den Willamette grenzte. Auf der anderen Seite des Parks, nur etwa hundert Meter vom Fluss entfernt, erhob sich die Skyline von Portlands City in die Wolkendecke.
    »Da ist Claire«, sagte Archie.
    Detective Claire Masland, ohnehin von winziger Statur, wirkte noch kleiner in ihrer knielangen Regenjacke, deren Kapuze sie über das kurze dunkle Haar gezogen hatte. Susan wusste nicht, wie Archie sie erkannt hatte. Aber wenn man zehn Jahre lang zusammen in einer Task Force auf der Jagd nach einem Serienmörder gearbeitet hat, erkannte man sich wahrscheinlich an der Silhouette. Henry und Claire waren seit nicht ganz einem Jahr ein Paar. Aber zusammengearbeitet hatten die beiden und Archie seit einer Ewigkeit.
    »Ich habe seinen Wagen gefunden«, sagte Claire.
    Henry war noch immer nicht ans Telefon gegangen. Jetzt sah es so aus, als sei er die ganze Zeit am Fluss gewesen.
    »Etwas ist ihm zugestoßen«, sagte Claire. Nur ein leichtes Zittern in den Mundwinkeln verriet, dass Henry mehr als ein Kollege für sie war.
    Susan wandte sich von den beiden ab und dem Fluss zu. Es waren zu viele Leute am Wasser, alle in Bewegung, alle mit durchnässten Hüten oder Kapuzen auf dem Kopf. Henry konnte da sein, und sie würden ihn trotzdem nicht sehen. Vielleicht war er in das Dammprojekt geraten und hatte beschlossen, weiterzuarbeiten. Er konnte in diesem Moment zehn Meter von ihnen entfernt Sandsäcke füllen.
    Aber Susan wusste, das stimmte nicht. Henry würde beinahe alles für Archie tun. Wenn er gesagt hatte, er würde ins Leichenschauhaus kommen, dann wäre er auch hingefahren. Dass Henry einfach nicht auftauchte, war ausgeschlossen.
    Die von Regenperlen bedeckte Plastikplane auf der Staumauer schlug im Wind, wo sie nicht gesichert war. Die Leute, die an ihr arbeiteten, befanden sich unmittelbar am Flussufer. Normalerweise ging es von der Promenade sieben, acht Meter tief zum Fluss hinunter, aber jetzt waren es vielleicht noch dreißig Zentimeter. Ein falscher Schritt, und man war im Wasser, in der Strömung. Phase eins, hatte Robbins gesagt. Die Leute riefen nicht um Hilfe, sie fuchtelten nicht mit den Armen und schrien nicht.
    Susan schüttelte den Gedanken ab.
    Henry war groß, eigensinnig und stark. Er würde nicht ertrinken. Es sei denn, er war vergiftet worden.
    Stephanie Towner. Megan Parr. Zak Korber. Sie alle waren in der Nähe des Flusses ermordet worden.
    Eine Sandsackbrigade, Männer und Frauen in nassen Jacken, das Haar an den Kopf geklatscht, reichten Sandsäcke zum Wall weiter. Sie sprachen leise und ernst, wie es Menschen unter Zeitdruck tun, die keine Minute zu vergeuden haben. So viele Menschen waren gekommen, um zu helfen, es machte Susan stolz auf ihre Stadt.
    Wenn dort unten ein Mörder frei herumlief, wenn auch nur die Möglichkeit bestand, sollte man diese Leute dann nicht warnen?
    Sie ließ den Blick schweifen. Die Regenjacken glänzten im Scheinwerferlicht. Nationalgardisten in schwarzen, schlappen Regenhüten. Die Alten und die Jungen. Und in diesem Moment fiel ihr der Penner ins Auge. Es gab immer Penner im Waterfront Park. Sie saßen am Nordende auf den Bänken bei der Steel Bridge und schliefen auf dem Grasstreifen vor der Japanese American Plaza.
    Der Mann saß auf einer Parkbank, eingehüllt in ein Stück nasse Plastikfolie, die wie das Material aussah, das für die Flutmauer verwendet wurde. Was Susans Aufmerksamkeit erregte, war das kurze, hellblaue Leuchten

Weitere Kostenlose Bücher